Der Masterstudiengang Kultur – Interkulturalität – Literatur ist deutschlandweit einzigartig.
Man hat drei Module (drei Kurse) in Kulturwissenschaft, drei Module (sechs Seminare) in Interkulturalität, was eigentlich Deutsch als Fremdsprache ist, und je nach Schwerpunkt (Anglisitik/Amerikanistik, Germanistik, Skandinavistik und Slawistik) verschieden viele Kurse und Module. Da man den Studiengang mit insgesamt vier verschiedenen Schwerpunkten studieren kann, hatte ich gedacht, dass der Studiengang sehr beliebt sein würde. Denkste!
Bei nicht einmal 30 von über 10.000 Studierenden an der Universität Greifswald, haben nur die wenigsten Studierenden und Lehrenden eine Ahnung, was sich hinter dem Akronym KIL überhaupt verbirgt. Mir ist es auch schon oft vorgekommen, dass meine eigenen Dozenten nicht wussten, was ich studiere. Und so war ich zu Beginn meines Studiums erst mal überfordert, denn es gab keinen FSR (erst nach knapp einem Jahr habe ich bei den FSR-Wahlen mitbekommen, dass alle KIL-Studierenden zum FSR Nordistik gehören), der mich in der Erstiwoche begrüßte, es gab keine Infoveranstaltungen und zahlreiche Kurse haben sich bei der Stundenplanerstellung überschnitten.
Als ich bei anderen Studierenden Anschluss gefunden hatte, wurde schnell deutlich, dass viele Studierende mit dem Studiengang nicht zufrieden waren, und übers Abbrechen nachdachten. Auch viele Lehrende sind alles andere als begeistert. Besonders im DaF-Bereich darf ich mir seit mehreren Semestern wöchentlich anhören, dass die Seminare für uns ja nicht wirklich relevant sind, da wir ja eh nie unterrichten werden, wobei einige Studierende durchaus deutlich gemacht haben, dass sie schon Erfahrungen im Unterrichten haben und auch gerne als DaF-Lehrende arbeiten würden. So gut wie keiner der Studierenden hat vorher DaF studiert und da es keine aufeinander aufbauenden Module und keine Grundkurse gibt, haben nun einmal alle andere Voraussetzungen. Auch noch nach drei Semestern fällt es einigen schwer, grundlegende Dinge, wie den Unterschied zwischen DaF und DaZ zu erklären. Zudem gibt es auch DaF-Dozenten, die sich andauernd über uns lustig machen – mit einem Literaturstudium könne man später schließlich nichts anfangen. Pädagogisch wertvoll? Eher nicht.
Wie die meisten deutschen Masterstudiengänge ist auch der KIL-Master so angelegt, dass man ihn in zwei Jahren (also vier Semestern) abschließen kann. Doch nur die wenigsten machen ihren Abschluss in der Regelstudienzeit. Von rund 30 Studierenden sind über zehn Studierende im fünften, sechsten, achten oder neunten Semester. Doch wie kommt das? Zum einen ist das Konzept des Studienganges eher schlecht. Die DaF-Module finden nur jedes dritte Semester statt, kulturwissenschaftliche Module jedes zweite. Und auch in den Philologien werden Kurse nicht jedes Semester angeboten.
Viele Kurse überschneiden sich und der Arbeitsaufwand ist extrem hoch! Schon klar, es ist ein literaturwissenschaftlicher Masterstudiengang. Aber nur die wenigsten schaffen es, den Berg an Hausaufgaben zu bewältigen. Da es keine Anwesenheitspflicht gibt, fällt das nicht unbedingt auf. Das Angebot der Kurse ist teilweise auch sehr enttäuschend. Ich kam mit der Erwartung nach Greifswald, dass ich mich hier spezialisieren könnte, dass ich selbst die Wahl hätte, welche Kurse und Dozenten ich wählen würde. Aber nein; da die meisten Kurse nur versetzt angeboten werden, hat man keine Auswahl. Parallelkurse mit anderen Themen und Dozenten sind in der Kulturwissenschaft und Interkulturalität nicht vorgesehen. Lediglich in drei meiner Schwerpunkt-Module kann ich das Thema und den Dozenten frei wählen, vorausgesetzt, es überschneiden sich nicht zu viele Kurse mit meinen Pflichtkursen.
Ich hatte naiverweise auch angenommen, dass sich die Schwerpunkte nicht groß voneinander unterscheiden würden. Doch in der Germanistik darf/muss man ein vierwöchiges Pflichtpraktikum absolvieren, in der Skandinavistik hat man mehr Sprachpraxis-Module als in der Anglistik und in der Skandinavistik dürfen Haus- und Masterarbeiten auf Deutsch geschrieben werden – dass das viel leichter ist, ist ja wohl keine Frage.
Das einzig Positive an dem Studiengang ist, dass die verantwortlichen Lehrkräfte bemüht sind, den Studiengang zu optimieren. Es gab dazu Gespräche mit Studierenden und jedes Semester wird der Studiengang evaluiert. Dass wir von den Evaluationsergebnissen nichts mitbekommen und dass Änderungen oft erst nach Semestern bzw. Jahren vorgenommen werden, ist allerdings wieder suboptimal.
Wäre ich nicht von meinen BAföG-Auflagen abhängig gewesen (bei einem Studiengangswechsel im Master bekommt man keine weitere Förderung), dann hätte ich wohl auch abgebrochen.
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