Die Redakteur*innen der moritz.medien haben sich schon immer einen Kopf um unsere Umwelt gemacht und darüber berichtet. In unserer neuen Kolumne erzählen wir euch, was wir über das Thema Nachhaltigkeit denken und geben euch viele hilfreiche Tipps, um euer Leben (noch) nachhaltiger zu gestalten.
Der Müll in unseren Meeren muss auf dort auf eine bestimmte Weise hingelangt sein. Nun stellt sich die Frage wie das geschieht, wenn man doch seinen Abfall immer ordnungsgemäß entsorgt.
Landseitige und seeseitige Quellen
Es klingt zwar sehr überraschend, aber der Großteil des Mülls kommt vom Festland. Das betrifft schätzungsweise 80% der im Meer befindlichen Abfälle. Also wird der meiste Meeresmüll nicht etwa von Schiffen auf hoher See entsorgt, sondern gelangt zum Beispiel von Mülldeponien durch die Kraft des Windes oder eines Flusses ins Meer. Allerdings tragen auch die immer beliebter werdenden Sport- und Freizeitaktivitäten an den Küsten sowie Tourismus allgemein zu einer erhöhten Verschmutzung bei. Die Touristen sind oft nicht einmal absichtlich schuld. Bei mehreren tausend Leuten, die in der Hochsaison die Strände nutzen, sind Ansammlungen von Plastikmüll nur logisch. Immerhin bestehen heute viele Produkte aus Plastik. Darunter vor allem Dinge, die zwar praktisch sind, man aber oft nur einmal benutzt, wie zum Beispiel Plastikbecher. Diese eignen sich scheinbar perfekt für Ausflüge, da sie auch noch leicht sind. Und sei es nun absichtlich oder versehentlich – manchmal gelangen eben diese Produkte nach der Benutzung nicht in den Mülleimer.
Anders ist das bei seeseitigen Quellen. Deren Müll kommt in den meisten Fällen von den Industriezweigen, die auf dem Meer aktiv sind. Also der gewerblichen Schifffahrt, der Fischerei aus Muschelkulturen oder von Offshore-Anlagen. Jedoch trägt auch die Sportschifffahrt ihren Teil zur Verschmutzung bei. Ein nicht zu unterschätzender Faktor sind ebenfalls Schiffe, die ihren Müll illegal auf See verklappen, ihn also einfach im Meer versenken.
Es gibt aber auch Fälle, in denen die Fracht von Containerschiffen versehentlich verloren geht. Wie im relativ bekannten Fall der „Friendly Floatees“, als ein Frachter im Jahre 1992 bei einem Sturm etwa 28800 Kunststofftiere verlor. So trieben viele Gummienten und andere Spielzeugtiere jahrelang auf dem Meer umher, bevor sie an unterschiedlichen Stränden angespült wurden. Darüber hinaus kam es zu Beginn des Jahres 2015 zu einer sogenannten „Schuhflut“ oder „Schuhschwemme“.
Dort trieben auf den Ostfriesischen Inseln zahlreiche Schuhe der Marke „Nike“ an. Auch wenn diese Schuhe dabei oft beschädigt wurden, ist es meistens die Schuhsohle aus Kunststoff, die am längsten hält. Durch die Langlebigkeit vieler Kunststoffe kommt es auch oft vor, dass diese mit unterschiedlichen Meeresströmungen an Stränden angespült werden, die kilometerweit von dem Ort entfernt sind, an dem sie ins Meer gelangt sind. Ganz ähnlich wie bei einer Flaschenpost.
Oder sie gelangen auf den Meeresgrund. Plastikmüll kann also sogar an Orte vordringen, die von Menschen bisher nur selten besucht worden sind. Sei es nun die dunkle Tiefsee oder das ewige Eis der Arktis.
Länder und ihre Anteile am Meeresmüll
Wenn es um die Verschmutzung der Weltmeere geht, so ist der Anteil daran nicht gleichmäßig verteilt. Laut einer Studie der Universität Georgia von 2010 landen jedes Jahr circa acht Millionen Tonnen Plastikmüll in den Weltmeeren. „Insgesamt wurden 2010 in den untersuchten Ländern 275 Millionen Tonnen Plastikmüll produziert, […] 99 Millionen Tonnen davon entfielen auf den Bevölkerungsanteil, der in maximal 50 Kilometer entfernt von der Küste lebt.“ Also ist schon deutlich zu erkennen, dass fast ein Drittel des Plastikabfalls von den Küstenregionen stammen. Man muss aber auch bedenken, dass nicht all dieser Müll in den Meeren wiederzufinden ist. So heißt es im Artikel: „Von dort stamme vermutlich der größte Teil des Plastikabfalls in den Meeren. 32 Millionen Tonnen davon seien wiederum unsachgemäß entsorgt, was schließlich zu dem errechneten Eintrag von 4,8 bis 12,7 Millionen Tonnen Plastik führt.“ Die Länder, die dafür sorgen, dass so viel Plastik in die Meere gelangt, sind übersichtlich auf der unten dargestellten Karte abgebildet.
Dort erkennt man gut, wie die Länder China und Indien orange bis rot gefärbt sind und so einen großen Teil zur Verschmutzung beitragen. Aber auch viele Staaten Ozeaniens oder die afrikanischen Staaten, besonders in Ost- und Westafrika, sind große Meeresverschmutzer. Staaten in Nord- und Südamerika hingegen sowie in Europa, Russland und Australien lassen nur sehr wenig Plastik ins Meer gelangen. Nimmt man die 20 Länder mit der höchsten Verschmutzungsquote, so waren diese im Jahr 2010 für 83% aller unsachgemäß behandelten Plastikabfälle verantwortlich. Und wie schon angedeutet, sind die Anführer dieser Liste: China, Indonesien und die Philippinen. Während alle Länder mit Küstenanbindung in der EU zusammen nur Platz 18 erreichen und die USA Platz 20 erreicht. Auch wenn ich damit nicht sagen will, dass sich westliche Staaten aus der Verantwortung ziehen sollen, kann man doch einen deutlichen Unterschied feststellen.
Aber es geht nicht immer nur um sichtbares Plastik. Oft sind die Teilchen entweder durch diverse Zersetzungsprozesse im Meer, wie zum Beispiel Strömungen, schon zerkleinert worden oder sind bereits als Mikroplastik ins Meer gelangt. Nächste Woche erwartet euch in der Kolumne ein Artikel zum Thema Müllstrudel und Müllinseln.
Beitragsbild: Olivia Schuster, Banner: Jonathan Dehn
Zitat aus dem Artikel: „Auch wenn ich damit nicht sagen will, dass sich westliche Staaten aus der Verantwortung ziehen sollen, kann man doch einen deutlichen Unterschied feststellen.“
Diese Einschätzung ist aus zwei Gründen grob falsch:
1. Man sollte insb. zu China noch erwähnen, dass im Jahr 2010 noch Plastikmüll aus gelben Säcken von uns dorthin „exportiert“ wurde und dort unmittelbar ins Meer gekippt wurde. Statistisch wurde unser Müll also den Chinesen zugerechnet.
Die deutschen gelben Säcke nehmen nach dem Importstopp Chinas nunmehr andere Wege.
2. Trifft die Statistik, soweit sie zitiert wurde, hinsichtlich des Pro-Kopf-Verbrauchs keine Aussage. Dieser ist bei uns deutlich höher als in allen gelb bis rot eingefärbten Staaten.
Weiterhin lässt die Aussage einen Umkehrschluss zu, den der Autor auch erkennt, jedoch „nicht sagen will“, warum er diesen nicht zulassen will. Hier wäre eine Begründung schön gewesen.
Kommt in der sehr begrüßenswerten Reihe denn noch ein Artikel (ich finde die Bezeichnung „Kolumne“ nicht zutreffend) zur sehr wichtigen Problematik Nano- und Mikroplastik?
Lieber Rabindranath,
Es werden noch einige Themen behandelt werden. Auch zum Mikroplastik. Im letzten Abschnitt jede Artikels dieser Kolumne steht, welches Thema die Woche darauf behandelt wird. Es gibt natürlich viele interessante Themenschwerpunkte, deswegen verzeih wenn wir nicht alles mitaufnehmen können. Du kannst auch gerne zu unseren Sitzungen Do um 19 Uhr c.t. kommen (21.02.19) und mit Anja (Ressort Universität und Wissenschaft) sprechen, wenn du gerne auch etwas dazu schreiben möchtest.
Es freut uns natürlich, dass dir unsere Kolumne gefällt.
LG
Annabell
Ich würde dazu nur noch kurz ergänzen wollen, wie man Informationen zum Pro-Kopf-Verbrauch erhält. Dazu einfach dem Link zum Artikel bei SPIEGEL ONLINE folgen und dort auf die Weltkarte klicken. Dann kann man sich nämlich vier unterschiedliche Kategorien anzeigen lassen.
Alternativ gibts hier auch direkt die Internetadresse: http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/interaktive-weltkarte-wo-der-plastikmuell-herkommt-a-1018215.html
Also der Link führt zu Spiegel online und nicht zur Studie aus Georgia. Spiegel spricht von einem Beitrag in einem Magazin. Also aus 3 oberflächlichen Anekdoten und nem Spiegel online…
Ich fand den Spiegel-Artikel besser.
Lieber Felix, was du schreibst stimmt nicht .Auf der von dir verlinkten Karte wird nicht der Pro Kopf Verbrauch der Länder dargestellt. Auch nicht in den verschiedenen Kategorien.
Es wird folgendes dargestellt.
Alle Angaben beziehen sich auf die Bevölkerung, die in maximal 50 Kilometer Entfernung von der Küste lebt.
Daten von Ländern, die weiter als 50 Kilometer von Meer entfernt sind (wie Österreich und Schweiz), wurden nicht berücksichtigt.