Das Bündnis Greifswald für alle kritisiert den öffentlichen Auftritt der Bürgerinitiative zur Erhaltung des Namenspatron.
Es sind klar Worte, die das Bündnis für eine demokratische, weltoffene, bunte und inklusive Stadtgesellschaft trifft. In einer heutigen Pressemitteilung bezieht „Greifswald für alle“ Position gegenüber dem öffentlichen Auftritt der Bürgerinitiative (BI) „Ernst Moritz Arndt bleibt“ und erklärt, dass sich diese „aus einer ernsthaften Diskussion über den Namenspatron(…) damit verabschiedet.“ Hintergrund ist der Auftritt der BI im sozialen Netzwerk facebook. Dort wurde im Zuge der erneuten Abstimmung um den Namenspatron im akademischen Senat eine Karikatur eines Professors veröffentlicht, für dessen Aussage es „keine Belege gibt„, so das Bündnis.
In der aufgeheizten Atmosphäre der Debatte (erinnert sei an die Prangerrede anlässlich der Demonstration der BI am 04.03.2017 auf dem Markt) ist dieses Vorgehen zweifelhaft und geschmacklos. Mindestens fahrlässig, wenn nicht vorsätzlich, wird in Zeiten gefälschter Nachrichten die Reputation der Beteiligten aufs Spiel gesetzt.
(Bündnis Greifswald für alle)
(Screenshot: besagte Karikatur eines Professors auf der facebook-Präsenz „Ernst Moritz Arndt bleibt“)
Fehlende Abgrenzung zum Antisemitismus
Viel deutlicher prangert das Bündnis aber die fehlende Abgrenzung der BI zum Antisemitismus an. „Unter besagter „Karikatur“ findet sich seit dem 17.10.2017 ein Kommentar, der meint, „als Jude würde ich Arndt auch hassen“. Die BI antwortet: „Wieso, ist der Professor Jude?“ Bereits hier wird mit der fälschlich unterstellten Religion ein latenter Antisemitismus gefördert.“ schreibt das Bündnis weiter. Dagegen vorgegangen, beispielsweise durch Moderation oder Löschung, ist die Bürgerinitiative bis heute (25. Oktober) nicht. Unklar ist, wer für die unterschiedlichen Kommentare der BI verantwortlich ist – auch hier gibt es meist keine dahinterstehende Erkennung durch einen Administrator oder verantwortlichen Redakteur. Das Bündnis Greifswald für alle verweist zudem auf folgenden Kommentar, der sich im weiteren Verlauf unter dem Bild befindet. Zur Kenntnis genommen hat die BI auch diese Passage. Es lässt sich aber keine Moderation, Verurteilung und bis dato keine Löschung feststellen. Eine ernsthafte, wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Antisemitismus lässt sich im Zuge kritischer Kommentare nicht erkennen.
Also,wenn Sie den verfolgten und wahrhaftigen Widerstandskämpfer E.M. Arndt nur auf seine Animositäten gegen Juden herunterbrechen…dann tun Sie ihm und der Sache an sich absolut keinen Gefallen…im Gegenteil..man sollte schon zur Kenntnis nehmen,daß Juden nicht immer und überall beliebt waren und es heute noch sind…
(Kommentar unter der Karikatur)
(Screenshot: Kommentarspalte zur besagten Karikatur eines Professors auf der facebook-Präsenz „Ernst Moritz Arndt bleibt“)
Zudem erklärt Greifswald für alle, dass man keine Notwendigkeit sehe, „in der Debatte um den Namenspatron der Universität Greifswald als Bündnis Stellung zu Beziehen„. Man möchte jedoch aufmerksam machen auf die aktuelle Entwicklung der BI in den sozialen Netzwerken.
Verantwortung wird kleingeschrieben
Fernab davon teilten Fabien Rene Fischer und Benjamin Fenske als Initiatoren der Urabstimmung auf der vergangenen achten ordentlichen Sitzung des Studierendenparlamentes mit, dass man keine gegenseitigen Anfeindungen hinnehmen möchte. Der Präsident des Studierendenparlamentes, Adrian Schulz, kritisierte ersteren dafür, dass dieser private E-Mails veröffentlichte und wurde noch am gleichen Abend Mittelpunkt eines Facebookpostings der Seite „Ernst Moritz Arndt bleibt“. Darin heisst es, dass man mit allen „zur Verfügung stehenden Mitteln – wie Medien, nächsten Demonstrationen, Einschaltung der Universitätsleitung gegen den Vorsitzenden des Studierendenparlamentes“ vorgehen möchte. Gleichzeitig prangert die BI fehlende „Achtung“ und „Respekt“ in dem Beitrag an. Bereits einen Tag nach der Sitzung des Parlaments hängen dann aber die Namen der studentischen Mitglieder des Senats auf der Veranstaltung der BI auf dem Rubenowplatz, bei der auch Mitglieder der äußerst rechten Burschenschaft Rugia anwesend waren. Aktiv dagegen ist man wie der Vergangenheit jedoch nicht geworden. „Ihr als Senat habt die Aufgabe für die EMAU, verantwortungsvolle Entscheidungen im Sinne aller Mitarbeiter und Studenten zu treffen.“ heisst es über der Namensnennung der studentischen Mitglieder des Senats. Erinnert das doch an den Eklat Axel Hochschilds (CDU), der am 04.03. die Namen der Bürgerschaftsmitglieder verlautbarte, die sich gegen einen Antrag zur Aufforderung an den akademischen Senat mit einer erneuten Antragsbehandlung in der Causa Pro-Arndt aussprachen. Ein zweifelhafter Umgang mit Arndt-Gegnern und bestimmten Mitgliedern der Universität ist, nicht erst seit heute, erkennbar. Achtung, Respekt und Verantwortung wird anscheinend nur in eine Richtung gefordert.
(Beitragsbild: webmoritz. Archiv.)
Heult Greifswald für alle wieder rum, weil es Menschen gibt, die nicht die Einheitsmeinung vertreten? Der Küchentischraucher ist irgendwie ekelhaft. Seine Empörung in Dauerschleife ist selbst für Hartgesottene wie mich schwer zu ertragen. Gregor Kochhan, gewöhn Dich daran. Keiner muss Juden mögen. Wir haben ein Grundrecht auf eine freie Meinung! Und Karrikaturen sind Kunst. Irgendwie voll nazimäßig der Gregor. Sippenhaft ähnliche Forderungen stellen, Meinungsfreiheit und die Freiheit der Kunst infrage stellen? Schäm DIch. Du machst mir Angst. Antidemokrat.
Was stimmt denn mit Juden so grundlegend nicht, dass keiner sie mögen muss?
Ich weiß nicht, ob ich über diesen Kommentar lachen oder weinen soll. Unsere Uni ist pleite, aber der Webmoritz verteidigt weiterhin die geplante undemokratische Abschaffung des Namenspatrons.
Und wem dann keine Argumente einfallen, der macht sich an die Denunziation des politischen Gegners.
Sollten Journalisten nicht eigentlich eine objektive, neutrale Berichterstattung durchführen? Vielleicht solltet ihr eurer Berufung ernsthafter und gewissenhafter nachkommen.
Genau…bevor ihr dann wieder wegzieht nach eurem studium…wie die ganzen anderen ehemaligen chefredakteure…
zur Fairness sei hier ergänzt, dass viele der Gegner einer solcher Namensablegung von Anfang an nichts mit der Universität zu tun haben. Dennoch reden sie äußerst rege mit.
Was sind denn Gründe dafür, diesen von den Nazis zu Propaganda-Zwecken der Universität versehenen Namen gar behalten zu müssen?
Arndt erinnert uns an das Problem von Populismus, Antisemitismus und Fremdenhass. Wir sollten die schlimmen Epochen der Geschichte nicht vergessen. Darum passt Arndt meiner Meinung nach.
Der Name Arndt fuer die Uni ist in der Tat ein Produkt antisemitischen Populismus‘! Es waere weniger ein Mahnmal als ein stumpfsinniges festhalten, umso mehr wenn hier verharmlosend proklamiert wird, dass man ganze Glaubensgemeinden pauschal nicht moegen muss.
An die Geschichte mahnend erinnern zu wollen, kann kaum dadurch gelingen, Wert der damaligen Zeiten auf diese Weise zu erhalten. Arndt ist nun einmal nur Namensgeber der Uni, weil er fuer die Nazis so huebsch Juden- & Franzosenfeindlich war. Da brauch sich hier keiner was vorzumachen und auf irgendwelche Errungenschaften (gleichermassen auch oft schon ueberholt) verweisen wollen. Das ist einfach an der Sache vorbei und war fuer die Namensvergabe nie relevant.
Pressemitteilung der Ernst-Moritz-Arndt Gesellschaft vom 18.11.2017:
Arndts‘ Namen zu tilgen ist Bilderstürmerei
Zivilcourage und die Bereitschaft, über den eigenen Tellerrand hinaus zu denken, sind aus Sicht der Ernst-Moritz-Arndt-Gesellschaft Merkmale, die begründen, dem streitbaren Politiker und Publizisten Ernst Moritz Arndt auch heute noch – nahezu 250 Jahre nach seiner Geburt – Respekt zu zollen.
„Wir wollen, dass man sich an seiner klaren, durchaus auch unbequemen Haltung reibt. Wir wollen Streit ohne Schweigen und ohne Vergessen. Im Namen moralischer Anständigkeit, auf Ernst Moritz Arndt zu verzichten, ist ideologische Bilderstürmerei.“ So begründet der Vorstand der Arndt-Gesellschaft eine Grundsatzerklärung, die dieser Tage der Öffentlichkeit vorgelegt wurde.
Mit dieser Einlassung geht die deutschlandweit ausgerichtete Gesellschaft nicht zuletzt auf den Namensstreit der Greifswalder Ernst-Moritz-Arndt-Universität ein. Man sehe sich der Person Arndt als kritischem Geist verpflichtet, der unter Hinnahme persönlicher Konsequenzen zum Echolot in einer Phase des gesellschaftlichen Umbruchs wurde. „Uns geht es darum, eine vielfältige Debatte um das zu führen, was Demokratie in unser aller Alltag bedeutet. Wir sehen in Arndt einen Vorreiter, der uns beispielhaft zeigt, wie man zu einer eigenen Haltung im Strom der Zeit kommt.“
Der Vorstand der Ernst-Moritz-Arndt-Gesellschaft
Telefon: 0170.7568146
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