Es ist amtlich: der akademische Senat wird sich erneut mit dem Antrag über den Namenspatron der Universität Greifswald beschäftigen.
Am 18. Januar stimmte eine Zweidrittel-Mehrheit im Senat für die Ablegung des Namenspatron Ernst Moritz Arndt. Formale Mängel am Beschluss führten jedoch dazu, dass das Bildungsministerium der Änderung der Grundordnung letztlich nicht zustimmte. Nach der Klärung rechtlicher Fragen und dem Beheben der Mängel in der Grundordnung ist der akademische Senat nun soweit: die formalen Voraussetzungen über eine Namensentscheidung sind getroffen worden. Laut Landeshochschulgesetz ist es die ureigene Aufgabe des akademischen Senats, über die Causa Ernst Moritz Arndt autonom abzustimmen. Bereits in der Vergangenheit gab es verschiedene Bestrebungen, den Namenspatron abzuschaffen. In der jüngsten Debatte gründete sich zudem eine Bürgerinitiative zur Erhaltung Arndts, die mit verschiedenen Protestaktionen für die Erhaltung demonstrierte und nach eigenen Angaben die erforderlichen 1040 Unterschriften für eine Urabstimmung unter Studierenden gesammelt hat. Diese liegen aktuell zur Prüfung vor. Eine Urabstimmung wurde auch bereits von den studentischen Mitgliedern des Senats der vergangenen Legislatur gefordert, jedoch dann mehrheitlich bei der Senatssitzung im Juli 2016 abgelehnt. Nun soll der Antrag über den Namen der Universität erneut zur Abstimmung kommen, wie aus folgender Stellungnahme von studentischen Mitgliedern hervorgeht.
Stellungnahme zum erneuten Antrag über den Namen der Universität
Im Januar 2017 wurde dem Senat ein Antrag zur Ablegung des Namenspatrons der Universität Greifswald vorgelegt und beschlossen. Das Bildungsministerium beanstandete diesen Antrag. Dies geschah nicht aus inhaltlichen Gründen, sondern aufgrund von Formfehlern.Die beanstandeten Fehler wurden nun behoben und der Antrag wird, der gängigen Praxis folgend, erneut gestellt, da die Beschlussvorlage vom Januar aus formellen Gründen noch nicht zu Ende gebracht wurde und damit immer noch aktuell ist. Die Antragsstellenden sind Mitglieder des Senats aus unterschiedlichen Statusgruppen. Eine Urabstimmung wurde per Antrag der studentischen SenatorInnen im Juli 2016 gefordert, was jedoch durch den Senat abgelehnt wurde. Unabhängig davon haben Studierende im Februar 2017 angefangen Unterschriften zu sammeln, um eine Urabstimmung unter den Studierenden zu erwirken. Die eingereichten Unterschriften werden aktuell geprüft, um den Bestimmungen der Satzung der Studierendenschaft nachzukommen. Die studentischen SenatorInnen fühlen sich dem noch nicht abgeschlossenen Antrag von Januar jedoch verpflichtet und wollen das Verfahren sachgemäß beenden. Dies hat nichts mit der Urabstimmung zu tun, für deren Durchführung der Senat nicht zuständig ist. Die Unklarheiten darüber, ob eine Urabstimmung überhaupt stattfinden wird und über einen konkreten Abstimmungstermin, sind aktuell zu groß, als dass das laufenden Verfahren daran gebunden werden kann. Für Fragen und Anregungen stehen euch die studentischen SenatorInnen selbstverständlich zur Verfügung.
gez. Franziska Bohlmeier, Micha Kuschnertschuk, Timo Neder, Jonathan Dehn, Hendrik Mengers, Sami Franke und Marieke Schürgut
Auf ein neues – und immer dran denken: Wenn der Gegenwind aus der rechten Ecke kommt, dann ist man schonmal auf dem richtigen Weg! 😉
Zuletzt wurde 2010, nach monatelangen Auseinandersetzungen, für die Beibehaltung des Namens gestimmt! Damals hieß es: „Das Ergebnis der demokratischen Abstimmung muss nun jedoch akzeptiert werden.“
Undemorkratisch eine verdrehte Minderheit erneut abstimmen zu lassen, bis deren gewünschtes Ergebnis erzielt wird, ist äußerst fragwürdig! Die erforderlichen Gelder für eine Umbenennung sollten lieber für Sinnvolles (Lehrmaterial, Modernisierung,…) ausgegeben werden! Und Patriotismus mit der „rechten Ecke“ zu verwechseln, ist eines Studenten unwürdig!
Ihr seid ja so demokratisch (ein Senat, von nicht einmal 10% aller Studierenden gewählt, müsste eigentlich zurück treten 😀 ). Die Urabstimmung wird also lieber nicht abgewartet (der Mehrheitswillen der Studierenden also ignoriert) damit ihr Eure ideologieverseuchte Änderung durch bekommt. Man kann nur hoffen, dass es noch einige Menschen mit Stolz, Rückgrat und Gerechtigkeitsempfinden in diesem Senat gibt. Und eins ist hier schon mal versprochen… der Gegenwind wird heftig sein! Die Uni steht jetzt schon zum Teil unter „finanzieller Handlungsunfähigkeit“ weil die Zwangsrücklagen eine besondere Schwierigkeit darstellen, aber das ist diesem Senat sowas von egal… Hauptsache das Geld der zukünftig hier Studierenden für solchen Nonsens aus dem Fenster werfen. Die Debatte, der Beschluss und der Protest dagegen haben deutschlandweit mediale Aufmerksamkeit erregt. Es geht wieder los! „PRO EMAU“ wird wieder überall auftauchen.
Ein Mensch, der sich auf Facebook mit Afd-Propaganda, Wahlbetrugsverschwörungsgeschwurbel und einer Schirmmütze bei Nacht schmückt. Und ganz offensichtlich kein Student ist, und höchstwahrscheinlich auch kein Uni-Mitarbeiter ist. Und so jemand will ernstgenommen werden und dann auch noch bei einem Thema mitreden, das ihn einen Scheißdreck angeht?
Darf man sich beim Webmoritz nur äußern, wenn man Student bzw. Angestellter der Uni ist?
Ist nur ne reine Frage….
Nein, natürlich nicht. Aber es ist doch interessant zu sehen, wer sich bei welchen Fragen äußert. Vor allem, wenn es Leute sind, die das Thema gar nicht betrifft und die sich auch sonst nicht um die Uni scheren…
Ach herje, ein Provinz-Pegidist palavert. „Die Debatte, der Beschluss und der Protest dagegen haben deutschlandweit mediale Aufmerksamkeit erregt.“ — Debatte und Beschluss ja, Protest dagegen ging so. Einfach mal mehr als die OZ und die Junge Freiheit lesen 😉
Und schon wieder versucht man die Studenten um eine Urabstimmung zu bringen! Einfach nur traurig!
So wie beim letzten Mal werdet ihr erneut scheitern.
Ich scheiter hier überhaupt nicht. ich hab damit gar nichts zu tun, stimme hier gar nicht ab. Letztes mal auch schon nicht, entsprechend konnte ich vorher auch schon nicht scheitern.
hör auf, mich grundlos schlecht zu reden, als würde ich immer scheitern! Geh raus, an der frischen Luft ’ne Runde laufen, wenn du so aggro bist. Das hilft.
Ein Senat der von nicht einmal 10% der Studierenden gewählt ist zeigt eigentlich nur, dass über 90% sich nicht dafür interessieren – niemand wurde von der Wahl ausgeschlossen, also warum sollte der Senat zurücktreten?
Wer nicht zur Wahl geht kann auch nicht beanspruchen, hinterher meckern zu dürfen.
Und die lautstarke Arndt-Fanboy-Minderheit ist nicht die schweigende Mehrheit, als die sie sich ausgibt.
Wenn Inkompetenz beschleunigen würde, dann müssten so einige an der EMAU berghoch bremsen!
Der ethisch-moralische Verfall der weltfremden Arndt-Gegner war vor einigen Monaten wahrlich für jeden Bürger offensichtlich.
Verkürzen, verdrehen, fertig machen – Arndt nun also erneut im Trommelfeuer der Moralpopulisten!
Sagenhaft!!
Genau – schließlich haben die Arndt-Gegner mit offensichtlichen Rassisten und Neonazis den Schulterschluss geübt, wollten als Universitätsfremde in Dinge eingreifen, die sie gar nichts angehen und haben verbal die Gegenseite auf dem Marktplatz vor einer geifernden Meute namentlich an den Pranger gestellt.
Moment.
Das waren doch die Arndtis selber, oder? Fragt sich, wo hier der ethisch-moralische Verfall stattfindet.
Der ethisch-moralische Verfall beginnt da, wo in einer sachlichen Debatte offensichtlich die analytischen Fähigkeiten für eine hinreichende Differenzierung fehlen.
Wer Arndt im zeitlichen Kontext betrachtet, kann nur den Hut vor seinem Lebenswerk ziehen.
Was wir dagegen in Greifswald an Argumenten von den kreischenden Bilderstürmern erleben, ist hanebüchen!
Alles, was momentan nicht toleranzbesoffen dem Zeitgeist hinterher hechelt, muss getilgt werden. Unfaßbar!
…soweit ich es nachvollziehen konnte, war der größte Beweggrund der Abstimmenden, sich für die Ablegung des Namens auszusprechen, dass es die Nazis (vom 2. WK – die darf man ja noch so nennen?) waren, die der Universität diesen namen verliehen, um explizit Arndt’s antisemitische Ideen dabei auszuweiden; Arndt wurde dabei auf das reduziert, was die Nazi für ihre Propaganda zu nutzen gedachten. Daher sollte von dieser Namensgebung Abstand genommen werden, indem man den Namen (erst einmal?!) wieder ablegt. Man wollte sich also von diesem Propaganda-Mittel distanzieren.
Ich glaube doch, es ist allgemeiner Konsens, dass dies wünschenswert ist und gewiss ethisch-moralisch nicht verwerflich.Oder wo sitzt der Verfall hier?
Mit Arndt als Person & Historiker & wasnichtnoch hat das soweit gar nichts zu tun.
Ich fürchte, hier irrst du etwas im Kontext.
Und ja, wir leben heute nicht mehr in Moralsystemen aus vergangenen Jahrhunderten und entwickeln uns. Das ist ein normaler Prozess, bei dem alte Vorstellungen abgelegt und durch neue ersetzt oder verdrängt werden, so dass alte Idole als moralische Vorbilder tatsächlich überflüssig werden. Sowas kommt durch neue Erkenntnisse, neue Verknüpfungen auf vielerlei Ebenen (zB. kulturell), neue Denkansätze uvm. zustande.
Arndt ist dessen Moralsystem vielleicht nicht persönlich vorzuwerfen – „er war ein Kind seiner Zeit“, etc. pp. – aber inzwischen ist es überholt und nicht mehr repräsentativ.
Kann mir jemand verraten, wann die nächste Senatssitzung voraussittlich stattfinden wird? Dazu finde ich leider im Internet nichts.
Sie findet am Mittwoch, dem 18. 10. 2017 um 14 Uhr im Konferenzraum des Hauptgebäudes statt.
(Quelle: https://www.uni-greifswald.de/universitaet/organisation/leitung-gremien/senat/einladung-zur-senatssitzung/ , man muss sich erst mit seinen Shibboleth-Zugangsdaten einloggen; wenn alles nicht klappt, google mal »Uni Greifswald Senat« und navigiere auf der Uni-Unterseite links unter »Senat« zum Punkt »Einladung zur Senatssitzung«.)
Der Umbenennungs-Antrag ist Top 5.
@webmoritz: Sowas gehört auch in den Artikel. Ansonsten wie üblich tolle Arbeit!
Rechercheanregung: Lieber webmoritz, es fällt ja auf, dass der Antrag diesmal von viel weniger Senatoren gestellt wurde (falls diejenigen, die der webmoritz hier zitiert hat, auch die Antragsteller sind), obwohl sich die Antragsteller auf den alten Antrag berufen. Was sind die Gründe?
Liebe Studierende,
wenn Euch der Name Eurer Uni nicht gefällt- kein Problem!
Sucht Euch doch einfach eine andere oder versucht es mal mit studieren!
Darf ich fragen, warum du nicht einfach irgendwo anders lebst, wo kritische Auseinandersetzungen mit Geschichte und Ikonisierung vielleicht nicht so gewollt sind?
Such dir doch ein anderes Land oder versuchs mal mit Nachdenken.
Mal abgesehen vom Schreibfehler in dem Artikel, „als dass das laufenden Verfahren daran gebunden werden kann“,
frage ich mich, ob ihr mit eurem Studium nicht genug ausgelastet seid und ob ihr euch nicht besser an einer anderen Uni eingeschrieben hättet, wenn euch der Name hier wichtiger zu sein scheint als andere Dinge.
Wahrscheinlich kommt ihr noch aus anderen Städten oder Bundesländern und mischt euch in Dinge ein, die euch absolut nicht zu interessieren haben!
Mario zeigt auch ein Demokratieverständnis, mit dem er sich weniger integriert zeigt als so mancher Zugereiste. Vielleicht sollte er besser nach Anatolien umziehen?
Ich komme auf Greifswald, studiere hier schon ein Weilchen – lang genug, um Semesterweise mit Logik gequält worden zu sein und es auch mal mit „Analytischer Kompetenz“ versucht zu haben, um zu ersterem einen besseren Zugang zu finden. Es ist fantastisch, um Argumente zu überprüfen und ihre Gültigkeit nachvollziehen zu können.
Das Anliegen der Arndt-als-Name-wie-es-die-Nazis-bestimmt-haben-Gegner (Arndt-Gegner ist eine unzulässige Verkürzung, weil es so klingt, als ginge es um Arndt als historische Figur) ist nachvollziehbar und sinnvoll. Es kann bestätigt werden. Ich kann meine im Studium erworbene Fähigkeiten darauf anwenden und feststellen, ja,. das ist nachvollziehbar und in Ermangelung an übertreffenden Gegenargumentationen sogar zu befürworten.
Was gibt es denn für Argumente von der Gegenseite? 3 Klassiker:
* „Die Tradition!“ – aber Tradition beginnt doch nicht im 3. Reich mit propagandistischer Namensvergabe. Die Uni hieß tatsächlich vorher – und viel länger – anders… Das Argument ist mangelhaft, weil faktisch falsch.
* „Was ist mit der Arndt-Schule, der Arndt-Straße usw.?!“ – als Whataboutism ist dies ein Pseudoargument und daher bedauerlicherweise niemals für eine ernste Diskussion einzusetzen.
* „Arndt war ein Kind seiner Zeit“ – wie gesagt: Thema verfehlt. Es wird eine tiefer gehende Auseinandersetzung mit dem eigentlichen Anliegen empfohlen.
Wenn man lediglich diese drei (nicht sonderlich guten) Argumente pro EMAU heranzöge hättest du recht. Woraus hast du denn dieses Extrakt an mangelhaften Argumenten gezogen?
Aufgrund deiner Aussage, „Es ist fantastisch, um Argumente zu überprüfen und ihre Gültigkeit nachvollziehen zu können“, hätte ich erhofft, dass du für uns auch weitere, gewichtigere Argumente analysierst.
Rabindranath,
das sind (Schein)Argumente, die einem ständig vorgekotzt werden, wieder und wieder. Unerlässlich bei jeder Auseinandersetzung mit dem Thema, als gäbe es seitens jener Leute eine vehemente Immunität gegen die Einsicht, dass derlei Argumente keine Gültigkeit besitzen.
Wenn du so viel bessere kennst, her damit.
Hermann
EMAU und kein Ende. Als Außenstehender finde ich es traurig, wenn aus den Profilierungsgründen weniger eine geschichtliche Person, wie E. M. Arndt auf wenig Zitate in seinem Leben reduziert wird ,um den Patronatsnamen zu löschen.
Wenn man so verfährt, sind viele geschichtliche Personen des Aufklärungszeitalters nicht mehr aktuell. Aber auf diese Personen beruhen unsere heutigen Erkenntnisse und unser Ruf als Volk der Dichter und Denker. Dazu gehörten auch u.a.Heine und Karl Marx(u.a.beide schlagende Studenten). Bei der Argumentation gegen E.M. Arndt und für seine Patronatsablösung entsteht für viele ,welche auch nicht dem akademischen Umkreis der EMAU angehören, der Eindruck der gewollten Identitätslöschung für Deutschland und besonders in MV. Ich denke , daß der Karriere -Vorteil im Rahmen der z.Zt. laufenden Globalisierungsströmungen mit übergeordneten Hegemonialinteressen für die Initiatoren und die Bevölkerung schädlich ist und auf alle zurück fallen wird. Es gibt bestimmt nötigere Probleme als einen geistigen Bildersturm los zu treten, welcher bis einige Jahrhunderte zurück reichen kann. Deshalb sind die Leistung und Verdienste unabhängig von der Patronatsverleihung zu betrachten im Rahmen der deutschen Geschichte und unserer Identität.