Bei der letzten Senatssitzung beschloss der Senat, die Debatte um den Namen der Universität wieder anzustoßen. Heute sollen dafür die Mitglieder für die Namenskommission gewählt werden. Wir haben die letzte Debatte und die Zeit danach ein wenig aufgearbeitet.

Die Debatte um den umstrittenen Namenspatron ist dabei nichts Neues. Zuletzt wurde die Diskussion 2009/2010 ausführlich geführt, die schließlich sogar in einer Urabstimmung endete. Vor der Urabstimmung gab es eine Diskussion im Stupa, welche zu einer Abstimmung in der Vollversammlung führte, aufgrund der es schlußendlich zur Urabstimmung kam. Doch nicht nur innerhalb der Studierendenschaft wurde das Thema diskutiert. In der OZ wurden fleißig Leserbriefe veröffentlicht, auch ehemalige NPD-Funktionäre konnten sich so zum Thema äußern. Initiativen, die sich im Zuge der Diskussion und davor gegründet hatten, druckten Infozeitungen, die sich sowohl für als auch gegen eine Namensänderung aussprachen.

Die Initiative Uni ohne Arndt sorgte mit dafür, dass die Debatte am Leben erhalten wurde. Gerne auch mit populistischen Aktionen. Aber auch von anderer Seite aus wurde mit Populismus gearbeitet. Der Populismus kam dabei nicht überall gut (S. 14) an. Auch damals gründete der Senat eine Namenskommission, um die Namensdebatte auch im Senat vor einer Entscheidung aufarbeiten zu können. Der Senat entschied sich letztlich für die Beibehaltung des Namens, auch unter der Vorausgabe, dass die Geschichte der Universität in Zeiten des Nationalsozialismus ausführlich aufgearbeitet würde. Zuvor hatte bereits die Urabstimmung unter den Studierenden ergeben, dass der Name beibehalten werden sollte. Immerhin 49,9% stimmten für Ernst Moritz Arndt als Namenspatron, ein Ergebnis, das damals größtenteils für Verwunderung sorgte. Die Debatte war damit für einige Zeit aus der Öffentlichkeit verschwunden.

Bis 2013 zumindest, als die Hochschulgruppe der PARTEI das Thema wieder aufgriff. Auch dieses Mal wieder mit Populismus. So forderten sie damals nicht, dass die Uni ihren Namen ablegt, sondern legten gleich einen neuen Vorschlag vor: Toni Kroos sollte neuer Namenspatron werden. In der Vollversammlung scheiterten sie damals mit ihrem Vorschlag, doch führte die Debatte der beschlussfähigen Vollversammlung doch wieder dazu, dass über den Namenspatron gesprochen wurde: Das Stupa erinnerte sich wieder daran, dass es eine Arndt-AG hatte und weitere Vorschläge wurden in die Diskussion eingebracht. Auch diese Debatte verstummte wieder in der Öffentlichkeit, doch hinter den Kulissen schwelte sie immer weiter.

Im Juli diesen Jahres war es dann wieder soweit: Die Studierenden forderten im Senat, dass wieder über den Namenspatron öffentlich diskutiert würde. Das Versprechen der Universität, sich kritisch mit ihrer eigenen Vergangenheit auseinanderzusetzen, wurde schon seit Jahren als ein halbherziger Versuch kritisiert. Eine Urabstimmung für alle Statusgruppen sollte diesmal her. Im Senat selber gab es überwiegend positive Rückmeldung. Die schlechte Presse, die die Universität in letzter Zeit auch international erhalten hatte, trug dazu bei. Während der Debatte forderte ein Mitglied der Professorenschaft die Abschaffung des Namens, da er während seiner Zeit in den USA auf die jüngsten Vorkommnisse an der Universität angesprochen wurde und dadurch in seiner Arbeit behindert würde. Der Senat entschied sich letztlich dazu, das weitere Vorgehen der Namenskommission zu überlassen, die heute besetzt werden soll. Ob diese sich wirklich dazu entschließt, eine Urabstimmung durchführen zu lassen, ist fraglich. Zu groß waren die Bedenken an der Durchführung. Eins steht jedoch fest: Die Namensdebatte wird auch dieses Mal wieder zu hitzigen Debatten führen.

Nachtrag:

Inzwischen liegt uns auch die neueste Fassung des Antrags für die heutige Sitzung vor. Die Namenskommission dürfte damit heute voll besetzt werden. Pünklich zur Senatssitzung veröffentlichen wir außerdem eine Stellungnahme von Sebastian Jabbusch, der in einem Offenen Brief erklärt, warum wir nicht mehr über Ernst Moritz Arndt diskutieren sollten.

Beitragsbild: Magnus Schult