Bis zur Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern sind es noch gute vier Monate. Der lokale Landesverband der Alternative für Deutschland (AfD) ließ es sich dennoch nicht nehmen, bereits jetzt mit dem Wahlkampf zu beginnen.

Autor: Tom Peterson

Dazu riefen die Rechtspopulisten zu einer Auftaktveranstaltung in Stralsund am vergangenen Samstag auf. Mit der Einladung des Landesvorsitzenden der AfD Brandenburg Alexander Gauland erhoffte man sich eine große Reichweite. Letztendlich folgten nach Polizeiangaben aber nur rund 170 Personen dem Aufruf und versammelten sich auf dem neuen Markt in Stralsund. Begleitet wurde die Veranstaltung von einer Mahnwache des DGB-Nord, der sich rund 50 Personen anschlossen.

„Merkel muss weg!“-Rufe

Der AfD-Spitzenkandidat Leif-Erik Holm warf in seiner Rede der Landes- und Bundespolitik ein totales Versagen auf allen Ebenen vor. Gleichzeitig kritisierte er scharf die aktuelle Haltung der Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in der Flüchtlingspolitik und warf ihr vor, dass sie sich in Abhängigkeit zum türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan begebe. Holm weiter: „Wir wollen keine unkontrollierte Massenzuwanderung und wir wollen keine Visafreiheit für 80 Millionen Türken […]“. Seiner Meinung nach bedeute der Türkeibeitritt zur EU nur „eine weitere Immigration durch die Hintertür“. Als Reaktion auf seine Rede riefen die Teilnehmer „Merkel muss weg!“

Von rechten Klientel…

Die Teilnehmer der Kundgebung setzten sich zum größten Teil aus dem Bürgerlichen Spektrum zusammen, wobei auch etliche Personen zu sehen waren, die dem rechten Spektrum zuzuordnen sind. So sah man neben zahlreichen Deutschlandfahnen auch eine Fahne mit dem Schriftzug „Widerstand“ und eine schwarz-weiße Fahne mit dem Symbol des früheren deutschen Ritterordens. Einige Teilnehmer trugen Kleidung der Marke „Thor Steinar“, die besonders in rechtsradikalen Kreisen sehr beliebt ist.

… und Uniprofessoren

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Neben dem Ehrengast Alexander Gauland, der in seiner Rede u.a. die Annexion der Krim durch Russland rechtfertigte, und der umstrittenen AfD-Politikerin Petra Federau, befand sich auch Ralph Weber unter den Teilnehmern der Demonstration. Der Jura-Professor der Universität Greifswald hatte schon in der Vergangenheit mit seinen politischen Äußerungen für Aufregung gesorgt. So hielt der ehemalige CDU-Politiker Lehrveranstaltungen in Kleidung von „Thor Steinar“ ab und protestierte gegen die Ablehnung von zwei NPD-Kandiaten bei der Landratswahl 2008. Vor kurzem macht Weber erneut bundesweit Schlagzeilen, da er den wegen Volksverhetzung verurteilten Maik B. zum Doktor-Titel verhalf. In diesem Jahr will der Jura-Professor für die AfD im Landtag kandidieren.

Gegen Ende verließen etwa 10 Personen die AfD-Kundgebung und bewegten sich rasch mit provozierenden Gesten auf die DGB-Mahnwache zu. Ein Zusammentreffen beider Gruppen konnte die Polizei im letzten Moment verhindern.

 

 

Foto: Oliver Cruzcampo, ENDSTATION RECHTS., Beitragsbild: Tom Peterson