Theater Vorpommern Greifswald-David VössingDie Theater in Mecklenburg-Vorpommern stehen vor großen Umstrukturierungen, denn insgesamt müssen an allen Standorten 12 Millionen Euro eingespart werden. Für den Osten des Landes steht eine Fusion der Theater Vorpommern und der Theater- und Orchester GmbH Neubrandenburg/Neustrelitz zur Debatte.

Zur Auswahl standen zwei von dem Beratungsunternehmen METRUM Management GmbH entwickelte Konzepte: Der Aufbau einer Landesoper oder der eines Staatstheaters. Die Landesregierung und METRUM favorisieren letzteres, da somit die Einsparungsziele von 5,8 Millionen Euro erreicht werden können. Allerdings müssen dazu 102 Stellen gestrichen werden, was größtenteils durch Nichtbesetzungen vonstattengehen soll. Außerdem soll sich jeder Standort auf die Produkton einer Sparte spezialisieren: Greifswald könnte demnächst die Heimat des Balletts und des Schauspiels werden, in Stralsund wäre die Oper, in Neustrelitz das Musical sowie die Operette und in Neubrandenburg das Orchester beheimatet. Ein gemeinsamer Bühnenbildfundus könnte in Neustrelitz entstehen. Die Produktionen sollen dann aber im gesamten Osten des Landes aufgeführt werden. Schon jetzt werden die Produktionen des Theaters Vorpommern an den Spielorten Stralsund, Putbus und Greifswald gezeigt.

Das vorgeschlagene Modell ist jedoch stark umstritten. „Konsequenz ist, dass das Ensemble, statt auf der Bühne zu stehen, im Bus zwischen Putbus und Neustrelitz hin und her fährt“, kritisiert unter anderem Professor Christian Wilke vom Vorstand der „Hebebühne„, dem Theaterförderverein aus Greifswald. Die kulturpolitische Sprecherin der Grünen, Ulrike Berger, warnt: „Die zahlreichen Kooperationen mit Kirchgemeinden, Schulen, Musikschulen und Akteuren der freien Kultur sind dann kaum noch möglich.“ Torsten Koplin von den Linken formuliert sogar noch harscher: „Die sich abzeichnende Degradierung der Standorte ist Augenwischerei und in Wahrheit ein Tot auf Raten.“

"Fremd" war eine Kooperation des Theaters Vorpommern mit zwei Schulen

„Fremd“ war eine Kooperation des Theaters Vorpommern mit zwei Schulen und wurde im Februar 2014 aufgeführt.

Theaterzuschüsse seit 1994 nicht erhöht

Seit drei Jahren wird im Land über eine neue Struktur der Theater diskutiert. Dies wurde notwendig, da das Land die Zuschüsse von 35,8 Millionen Euro bis 2020 nicht erhöhen wird. Die Summe hat sich seit 1994 nicht verändert. METRUM hatte neun Konzepte entwickelt, über die die Bürger aus Mecklenburg-Vorpommern online abstimmen konnten. Schon das wurde allerdings heftig kritisiert, unter anderem von der Deutschen Orchestervereinigung, die dieses Verfahren für solch ein komplexes Thema für ungeeignet hielt. Das Land favorisierte sowohl für den Westen als auch den Osten des Landes den Aufbau von Staatstheatern. Allerdings sperrte sich das Volkstheater Rostock dagegen, sodass nun die Theater Schwerin und Parchim miteinander fusionieren. Der Kultusminister Mathias Brodkorb (SPD) will gegenüber Rostock aber weiter gesprächsbereit bleiben.

Foto: David Vössing, Archiv; Theater Vorpommern