Geschichten über Betrüger*innen waren schon immer einer der Lieblings-Topoi im Film, vereinen sie doch Witz, Euphorie und Spannung. Nur wenige andere Genres können so eine vielfältige Mischung an Emotionen erzeugen wie Filme über Scams, Tricksereien und Fälschungen. Dieser Artikel, ein weiterer Teil unseres CaMeTa-Staffellaufs, präsentiert drei Filme, welche in den Augen des Autors den Betrüger-Topos besonders gut repräsentieren.

Film 1: Schtonk!

Jede*r der*die schon einmal einen Spiegel in der Hand gehalten hat, weiß: Hitler fasziniert. Helmut Dietls Debütfilm über die gefälschten Hitlertagebücher des Künstlers Konrad Kujau zeigt auf satirische Weise, wie sehr der Führerkult der NS-Zeit auch die deutsche Nachkriegsgeneration noch fesselte. Götz Georges Protagonist Hermann Willié, ein ehrgeiziger Journalist und begeisterter Sammler von Nazi-Devotionalien, inklusive Hermann Görings Jacht Carin II wegen der er ständig in Geldnot ist, trifft auf einer Alt-Nazi-Feier den von Uwe Ochsenknecht gespielten Professor Fritz Knobel, welcher dort originale Hitlerbilder verkauft. Knobel erzählt dem begeisterten Willie von insgesamt 60 Hitlertagebüchern, welche angeblich in der DDR aufgetaucht seien, nachdem Hitlers Privatsekretär diese kurz vor Kriegsende ausfliegen hatte lassen, in einer Maschine, die aber abgeschossen worden sei. Willié überzeugt die Geschäftsführung seines Magazins Unsummen an Knobel zu bezahlen, damit er die Tagebücher beschafft.
Der Debütfilm des großen Helmut Dietl ist eine Persiflage der wahren Geschichte um die gefälschten Hitlertagebücher, welche der Stern 1983 veröffentlichte. Die aufgedrehte Absurdität des Films, die großartig aufspielenden Schauspieler*innen, die phantastischen Dialoge – all dies macht Schtonk! nicht nur zu einem hervorragenden Film über einen gewieften Täuscher und seine Opfer, sondern auch zu einer der besten Komödien des deutschen Kinos.

Film 2: Parasite

In Boong Joon-Hos vielschichtigem Film über zwei Familien, die an sich gegenüberliegen Enden von Wohlstand und Klasse stehen, ist die Frage, wer hier eigentlich wen täuscht auf den ersten Blick klar. Familie Kim, die in einer Souterrainwohnung, also wortwörtlich ganz unten in der strengen Klassenhierarchie Südkoreas angesiedelt sind, schleichen sich bei den wohlhabenden Parks ein, welche in einer Villa, weit oben an einem Berghang leben. Der Kim-Sohn Ki-woo wird Nachhilfelehrer bei den Parks, seine Schwester Ki-jung wird deren Kunstlehrerin. Der Vater, gespielt vom hervorragenden Song Kang-ho, wird ihr Chauffeur und die Mutter die Haushälterin.
Doch unter dem oberflächlichen Betrug liegt eine weitere – gesellschaftliche – Täuschung, auf welche Boong Joon-Ho immer wieder aufmerksam macht. Die systemimmanente Unterdrückung der Unterschicht, aufgebaut auf dem Versprechen, dass jede*r es schaffen könne, wenn er*sie sich nur genug anstrenge, wird im Film immer wieder deutlich. Das kapitalistische System ist hier die eigentliche Täuschung, welche Familien wie die Kims dazu zwingt unterirdisch zu hausen und trotz Bildung und Einfallsreichtums, doch immer wieder vor dem Nichts zu stehen – etwa, wenn während eines sintflutartigen Regenschauers ihre gesamte Wohnung unter Wasser gesetzt wird.

Film 3: Catch me if you can!

Es gibt in den Augen des Autors keinen besseren Weihnachtsfilm als diesen Steven Spielberg-Klassiker mit Tom Hanks als dem hartgesottenen FBI-Agenten Carl Hanratty, welcher dem Check-Fälscher Frank Abagnale Jr., gespielt vom jungen Leonardo DiCaprio, auf die Schliche kommt und ihn daraufhin über mehrere Jahre in einem fesselnden Katz-und-Maus-Spiel um die Welt verfolgt. Der Hochstapler beginnt seine Täuschungsversuche mit 16 Jahren als Reaktion auf die EntTäuschung über die Scheidung seiner Eltern. Frank versucht die Realität zu verdrängen. Er fälscht Checks, verkleidet sich als Pilot und fliegt kostenlos bei Pan-Am, er gibt sich als Arzt in einem Krankenhaus aus und später auch als Anwalt. Jedes Jahr zu Weihnachten ruft Frank den FBI-Agenten Hanratty an. Als dieser ihn endlich in Frankreich festnehmen kann, ebenfalls an Weihnachten, ist der Betrüger am Ende. Er kann seinen Problemen nicht länger davonlaufen. Seine Versuche, die zerbrochene Familie wieder zusammenzuführen sind allesamt gescheitert und der FBI-Agent ist jetzt seine einzige Bezugsperson. Um vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen zu werden, beginnt der frühere Hochstapler für das FBI zu arbeiten.
Dieser auf wahren Ereignissen beruhende Film vereint den Nervenkitzel der Verfolgungsjagd mit der Melancholie der Enttäuschung und der für Spielberg-Filme typischen Wärme und Zuneigung zu den Charakteren.

Foto von Jeremy Yap auf Unsplash