Im Hörsaal den Blick durch die Reihen schweifen lassen und schauen, ob die Kommiliton*innen ähnlich verwirrt, begeistert, gelangweilt oder müde aus der Wäsche gucken. Nach dem Seminar gemeinsam “ins Grüne” gehen und über Probleme quatschen oder Pläne für den Nachmittag schmieden. Das geht schon seit über einem Jahr nicht mehr – und die Folgen werden immer spürbarer. Das Studierendenwerk ließ daher im März eine Umfrage zum sozialen und psychischen Wohlbefinden der Studierenden und zu der Wahrnehmung der Beratungsangebote durchführen. Die Ergebnisse der Studie und mögliche Anlaufstellen in schwierigen Lebenssituationen haben wir hier für euch zusammengestellt.

Grundlegendes:

An der Studie beteiligten sich 1.341 Studierende aus Greifswald (über die Hälfte der Befragten), Stralsund und Neubrandenburg. Da 70 % der Beteiligten weiblich waren, wurden die Ergebnisse entsprechend gewichtet, um trotzdem valide Aussagen über die Grundgesamtheit vornehmen zu können.

Die gemeinsame Betrachtung der Aussagen zeigt, dass Studierende, die ihr Studium sicher oder vielleicht abbrechen/ unterbrechen wollen, ein deutlich schlechteres Wohlbefinden als die übrigen Studierenden angeben. Im Dezember 2020 wurde bereits eine erste Befragung durch das Zentrum für Psychologische Psychotherapie (ZPP) durchgeführt, aus der deutlich hervorging, dass sich ein Viertel der damals beteiligten 1.200 Studierenden als Auswirkung der Coronapandemie alleine oder isoliert fühlten. 20 % der Befragten wünschten sich darüber hinaus psychotherapeutische Behandlung.

„Die Befragung hat unsere Befürchtungen bestätigt: Die Studierenden leiden zunehmend unter der Pandemie und den aktuellen Bedingungen, unter denen sie studieren. Sie zeigt auch, dass unsere sozialen Beratungsangebote so sehr wie nie zuvor von den Studierenden benötigt werden. Insbesondere die psychologische Beratung ist das wichtigste Unterstützungsangebot, um die Sorgen aufzufangen und damit nicht zuletzt den Studienerfolg der Studierenden in Mecklenburg-Vorpommern zu sichern.“

Dr. Cornelia Wolf-Körnert, Geschäftsführerin des Studierendenwerkes Greifswald

Beratungsangebote

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kennen mindestens eines der Beratungsangebote

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mehr Bedarf psychologische Beratung mit Pandemie

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mehr Bedarf Sozialberatung mit Pandemie

  • 57 % empfinden mindestens ein Angebot als hilfreich
  • 85 % mit Beratungsbedarf empfinden die psychologische Beratung als besonders hilfreich
  • 86-98 % würden die Angebote des Studierendenwerks weiterempfehlen

Häufig genannte bedrückende Themen

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Prokrastination überwinden

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Umgang mit veränderten Bedingungen durch die Corona-Pandemie

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Stärkung sozialer Kompetenzen / Kommunikation

  • 90 % wünschen sich mehr Begegnungsmöglichkeiten
  • 82 % vermissen Begegnungen mit anderen Studierenden im Allgemeinen

Studienzufriedenheit & Studienzweifel

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sehr zufrieden

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eher zufrieden

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teils teils, eher oder sehr unzufrieden

  • 85 % Abbruch unwahrscheinlich
  • 13 % Abbruch in Erwägung gezogen
  • 2 % Abbruch sicher
  • 22 % kein Abbruch, Unterbrechung sicher oder vielleicht in Erwägung gezogen

Psychisches Wohlbefinden

  • 87 % in den letzten 2 Wochen an einzelnen Tagen wenig Interesse oder Freude
  • 89 % an einzelnen Tagen das Gefühl, keine Energie zu haben oder waren müde
  • 22 % dieses Gefühl beinahe täglich
  • < 75 % in den letzten 2 Wochen mind. an einzelnen Tagen Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren
  • 81 % mind. an einzelnen Tagen nervös, ängstlich oder angespannt

Wo könnt ihr Hilfe bekommen?
Das Studierendenwerk bietet drei Beratungsformate an, die ihr kostenlos in Anspruch nehmen könnt:

Psychologische Beratung

Bei der psychologischen Beratung könnt ihr 50-minütige Beratungssitzungen, bei Bedarf auch anonym, verabreden. In Greifswald und Stralsund steht euch dafür der Diplom-Psychologe Josef Löbke mit psychotherapeutischer Ausbildung zur Seite. Bei allen Schwierigkeiten im Studium, wie Prüfungsangst oder Lernstörungen, aber auch für Themenfelder außerhalb der Uni, wie beispielsweise Identitätsprobleme oder Suchtverhalten, könnt ihr hier eine vertrauliche Beratung erhalten. Bei Bedarf erfahrt ihr hier außerdem Informationen für eine weiterführende, allerdings externe, Psychotherapie.

Die sonst übliche offene Sprechzeit kann durch die Pandemie aktuell leider noch nicht wieder stattfinden. Die Beratungen erfolgen daher per Telefon, Mail oder Videosprechstunde.

Sozialberatung

Die Sozialberatung bietet euch eine erste Anlaufstelle, vor allem bei sozialen und wirtschaftlichen Fragen: Finanzielle Aspekte wie die Studienfinanzierung (außer BAföG) oder Vergünstigungen, rechtliche Regelungen und Versicherungsfragen mit Bezug zum Studierendenstatus, soziale Umstände wie das Studieren mit Kind, einer gesundheitlichen Beeinträchtigung oder internationalem Hintergrund, aber auch allgemeine Fragen zur Studienorganisation und dem Lernmanagement. Diese Gespräche werden ebenfalls vertraulich gehalten und können auf Wunsch anonym erfolgen. Die Sozialberatung ist nach dem Prinzip “Hilfe zur Selbsthilfe” aufgebaut und zielt auf eine individuelle Klärung und Orientierung für die Entscheidungsfindung ab.

Auch hier entfällt aktuell die offene Sprechzeit. Die Sprechzeiten über Telefon, Mail oder Videosprechstunde sind am Dienstag von 9-12 und 14-17 Uhr bei Christin Rewitz und am Donnerstag von 9-12 und 14-16 Uhr bei Liane Krüger.

Rechtsberatung

In der deutschlandweit ersten Kooperation mit einer studentischen Rechtsberatung, hier ParaGreif, bietet das Studierendenwerk Beratungsangebote zu Problemen im Studienalltag und privaten Leben. Dies umfasst eine rechtliche Konsultation. Mögliche Beratungsthemen können etwa ein nicht ausgezahlter Lohn oder Mietangelegenheiten sein. Geschäftsbesorgungen wie die Prozessführung werden allerdings nicht übernommen. Von der Beratung ausgenommen sind zudem Angelegenheiten, die mit dem Studierendenwerk selbst oder der Universität zu tun haben sowie strafrechtliche Probleme. In diesen Fällen wird an Rechtsanwält*innen verwiesen, wobei dieses Angebot budgetgebunden erfolgt.

Für die Konsultation braucht ihr einen Beratungsschein, diesen erhaltet ihr nach Vorlage eures Studi- und Personalausweises sowie einer kurzen Schilderung des Sachverhaltes bei der Sozialberatung. Darüber hinaus könnt ihr übrigens beim Amtsgericht einen Antrag auf Beratungshilfe stellen – wird dieser bewilligt, beläuft sich der Eigenkostenteil lediglich auf 15 €. Alles weitere erfahrt ihr auf dieser Website des Studierendenwerks.

Die wichtigsten Anlaufstellen auf einen Blick:

Beitragsbild: Annica Brommann