Seit etwa 3 Wochen werden nun auch in Deutschland Menschen gegen das Coronavirus geimpft. Zunächst jedoch nur Angehörige der Hochrisikogruppen, also besonders ältere Menschen, und medizinisches Personal, um die Funktionsfähigkeit des Gesundheitssystems auch während der Pandemie gewährleisten zu können. M-V nimmt (trotz anfänglicher Pannen) bei den Impfzahlen bundesweit bisher eine Führungsrolle ein. Wir haben mit einer der ersten Personen gesprochen, die hier in Greifswald geimpft wurde.
Wie kam es, dass du zu den ersten Personen gehörst, die deutschlandweit überhaupt geimpft wurden?
Ich bin Medizinstudentin und arbeite im Abstrichzentrum der Universitätsmedizin Greifswald. Die Universitätsmedizin ist aktuell in “weiße”, “graue” und “schwarze” Bereiche aufgeteilt. Der “schwarze” Bereich ist der Teil der Klinik, in dem man auf jeden Fall Kontakt zu Corona-positiv getesteten Menschen hat. Um die Mitarbeiter*innen in diesem Bereich zu schützen, wurde bei ihnen priorisiert mit den Impfungen begonnen. Das Abstrichzentrum gehört auch zum “schwarzen” Bereich. Deshalb wurde ich schon so früh geimpft.
Welchen Impfstoff hast du erhalten?
Ich habe den mRNA-Impfstoff „Comirnaty“ von BioNTech/Pfizer erhalten.
Wann wurdest, bzw. wirst du geimpft und ab wann solltest du Immunität aufgebaut haben?
Am 29. Dezember 2020 wurde ich das erste Mal geimpft. Drei Wochen nach der ersten Impfung wird die zweite Impfung empfohlen. Das bedeutet, für mich wird die zweite Impfung ab dem 18. Januar möglich sein, einen genauen Termin habe ich aber noch nicht. Und sieben Tage nach der zweiten Impfung sollte mein Körper dann schließlich die Immunität aufgebaut haben.
Wie lief die Planung im Voraus ab, das ging dann vermutlich plötzlich alles viel schneller als erwartet, oder?
Ja, ging es! Die Universitätsmedizin hat kurz nach Weihnachten eine Online-Umfrage erstellt, bei der die Impfbereitschaft der Mitarbeiter*innen abgefragt wurde. Da konnte man sich direkt auf eine Liste setzen lassen, wenn man an einer Impfung interessiert war. Das habe ich natürlich gemacht.
Wie viel Zeit verging dann letztlich von der ersten Anfrage bis du tatsächlich geimpft wurdest?
Am 27. Dezember 2020 hab ich mich auf die Impfliste setzen lassen. Einen Tag später kam schon der Impftermin für den 29. Dezember 2020 per E-Mail. Also keine 48 Stunden später war ich geimpft. Ich war selber überrascht, wie schnell das ging!
Wie lief der „Tag X“ ab? Und wie hast du dich danach gefühlt?
Der Ablauf war eigentlich recht unspektakulär: Ich musste mich gesund fühlen und konnte geimpft werden. Die Termine für die Impfungen wurden sehr gut organisiert von der Universitätsmedizin. Um Menschenansammlungen zu vermeiden, haben wir Zeiträume erhalten, in denen wir vorbeikommen konnten. Deshalb waren da nie mehr als 5 oder 6 Mitarbeiter*innen zum gleichen Zeitpunkt versammelt. Ich wurde von einem Arzt auf der Intensivstation der Universitätsmedizin Greifswald geimpft. Ich muss sagen, er hat das wirklich super gemacht! Meine Laune war danach super gut – ich war sehr aufgedreht und dachte: „Das ist ein Schritt in die richtige Richtung.“
Hast du nach der Impfung Nebenwirkungen bei dir festgestellt? Falls ja, welche?
Ich wurde in meinen linken Oberarm geimpft, der hat sich zwei Tage nach Muskelkater angefühlt. So vergisst man wenigstens nicht, wie sich Sport anfühlen könnte. (lacht)
Wie geht es dir jetzt?
Wunderbar!
Musstest du nach der Impfung noch etwas Spezielles machen?
Nein, aber ich habe mich mit meiner Einwilligung in die erste Impfung auch für die zweite Impfung verpflichtet. Das wäre ja sonst auch total die Verschwendung, zumal die Bundesregierung die Kosten für die Impfung übernimmt.
Hattest du vor der Impfung Zweifel und falls ja, wie wurde damit umgegangen?
Ich selbst hatte keine großen Zweifel. Ich war jedoch etwas aufgeregt und habe mich gefragt, wie die Nebenwirkungen wohl werden. In der Online-Umfrage der Universitätsmedizin, mit der ich mich für die Impfung angemeldet habe, waren vorher wissenschaftliche Artikel zur Wirkweise und möglichen Nebenwirkungen des BioNTech-Impfstoffs aufgeführt worden. Ich habe ehrlich gesagt am Ende auf die ärztliche Aufklärung verzichtet, weil ich mich vorher selbst schon ausführlich informiert hatte. Ich kann aber verstehen, dass Zweifel aufkommen, wenn man den Wirkmechanismus hinter den Impfungen nicht versteht. Durch Informationen kann man aber wahrscheinlich die meisten Bedenken schnell relativieren.
In den Medien war zuletzt von eher geringer Impfbereitschaft des medizinischen Personals die Rede gewesen. Haben sich Menschen aus deinem Arbeitsumfeld dagegen entschieden, die Impfung durchführen zu lassen?
Unter den anderen Mitarbeiter*innen des Abstrichzentrums habe ich noch von keiner Person gehört, die sich nicht impfen lassen hat.
Was waren für dich persönlich die entscheidenden Gründe, dich impfen zu lassen?
Ich bin jung und gesund. Mit einer Impfung schütze ich mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mich, sondern meine Mitmenschen. Ob man infektiös werden kann trotz Impfung, ist aktuell allerdings noch nicht genau bekannt.
Hat sich durch die Impfung etwas an deinem Alltag geändert? Machst du jetzt Sachen anders als vorher?
Momentan bin ich ja noch nicht immun gegen das Virus. Aber wenn sich herausstellt, dass ich nicht mehr ansteckend sein kann für andere Menschen, dann werde ich nach Hause fahren und meine Familie wiedersehen. Bei denen war ich seit über 7 Monaten nicht mehr. Die haben sich auch sehr gefreut, als sie gehört haben, dass ich zu den ersten Leuten gehöre, die geimpft wurden! Mit der Familie werden wir Weihnachten nachfeiern, das hatten wir dieses Jahr wegen Corona verschoben. Auch, weil ich über die Feiertage hier im Abstrichzentrum gearbeitet habe.
Das ist ein interessantes Thema, das du gerade angesprochen hast: Was hältst du von der aktuellen Debatte über Sonderrechte für Geimpfte? Sehen wir bald Reisebusse voller geimpftem medizinischem Personal und Rentner*innen?
Kritisches Thema. Das wird ja momentan heiß diskutiert. Rechtlich sieht es aktuell so aus, dass man die Geimpften nicht mehr einschränken darf, wenn sie nicht infektiös sein können – aber ob man nicht trotz Impfung Überträger*in sein kann, weiß man leider noch gar nicht momentan. Und ich hoffe in Zukunft auf viele gefüllte Reisebusse, aber nicht nur gefüllt mit medizinischem Personal und Rentner*innen! Diese Personengruppen sind ja nur der Anfang. Ich hoffe in naher Zukunft auf eine Impfung für alle, die sie sich wünschen – damit meine Elektro-Partys wieder stattfinden! (zwinkert)
Worauf freust du dich nach der Pandemie am meisten?
Ich möchte unbedingt wieder neue Menschen kennenlernen, zu Elektro-Partys gehen und etwas eskalieren.
Möchtest du Impfskeptiker*innen noch etwas sagen? Falls ja, hier ist deine Chance!
Vielleicht sehen wir uns ja nochmal auf der Intensivstation, falls es da dann noch Plätze gibt. Da kann ich bestimmt bald nochmal ein Praktikum machen, wenn ich immun bin! (lacht)
Und zum Abschluss natürlich die wichtigste Frage: Welches Microsoft-Produkt hast du nach der Impfung als erstes gekauft, bzw. planst du zu kaufen?
Da ich seit Kindheitstagen regelmäßig und nach Impfpass gechippt werde, besitze ich schon ewig ein Microsoft-Office-Abonnement! Das habe ich nochmal verlängert. Ist aber auch einfach praktisch. (zwinkert)
Das Interview wurde ganz regelkonform über einen Telegram-Chat geführt.
Falls du dich weiter zu SARS-CoV2-Impfungen informieren möchtest, kannst du das zum Beispiel in unserem Informationsartikel oder auf der Internetseite des Robert-Koch-Instituts tun.
Titelbild: whitesession auf pixabay
Beitragsbild: Philipp Schweikhard