Kennt ihr das, wenn man mal was Neues ausprobieren will, aber am Ende alles beim Alten bleibt? Uns jedenfalls kommt das sehr bekannt vor, deswegen haben wir uns für euch auf einen Selbstoptimierungstrip begeben. In dieser Kolumne stellen wir uns sieben Tage als Testobjekte zur Verfügung. Wir versuchen für euch mit unseren alten Gewohnheiten zu brechen, neue Routinen zu entwickeln und andere Lebensstile auszuprobieren. Ob wir die Challenges meistern oder kläglich scheitern, erfahrt ihr hier.

Weißt du eigentlich zu welchem Schlafrhythmus-Typ du gehörst? Wenn es für dich kein Problem darstellt, 8 Uhr c. t. deine erste Vorlesung zu haben, gehörst du vielleicht zu dem Typus der “Lerche” (Frühaufsteher). Oder würdest du dich am liebsten noch einmal in deinem warmen Bett umdrehen und zwei Stunden weiterschlafen? Dann gehörst du wohl eher zum Typus “Eule” (nachtaktiv). Die meisten sind tatsächlich eine Mischform beider Typen. Dieser würde ich mich momentan auch zuordnen. Ich komme morgens zwar schnell aus dem Bett und kann gut in den Tag starten, aber ich kann genauso gut bis lang in die Nacht hineinarbeiten. Also bin ich gespannt, wie ich mit dem folgenden Experiment zurechtkommen werde: eine Woche lang um 5 Uhr morgens aufzustehen.

1. Tag: Montag

Um 5 Uhr aufzustehen hört sich ganz schön hart an, aber was tut man nicht alles für einen erfolgreichen Start in das neue Semester?! Denn mit der Methode um 5 Uhr aufzustehen wird einem mehr Erfolg förmlich “garantiert”. Das versprechen mir verschiedene berühmte und erfolgreiche Personen des öffentlichen Lebens, wie beispielsweise Tim Cook, CEO von Apple, oder Bob Iger, ehemaliger CEO von Disney. Ich erhoffe mir von dieser Garantie, dass ich mehr Zeit habe, um mehr Dinge konzentrierter zu erledigen. Mal sehen, ob das bei mir funktionieren wird. Ich werde es ausprobieren! Dann lass ich den Wecker, für manche noch mitten in der Nacht, mal klingeln!

Ich werde sofort mit dem ersten Problem des Experimentes konfrontiert: Ich konnte am späten Abend zuvor nicht um 22 Uhr einschlafen. Aber am nächsten Morgen musste ich doch schon um 5 Uhr aufstehen und ich brauche mindestens sieben Stunden Schlaf. Also habe ich mir bis nach Mitternacht die Zeit mit Schäfchen zählen vertrieben, bis die Augenlider endlich schwer wurden.

Bei dem Prinzip des Um-5-Uhr-Aufstehens wird sowohl eine Morgen- als auch eine Abendroutine empfohlen. Meine Abendroutine sah wie folgt aus: To-do-Liste für den nächsten Morgen schreiben und ab ins Bett. Das war es auch schon. Schließlich konnte ich jedes weitere To-do für den Abend auf den nächsten Morgen verschieben.

Um 5 Uhr klingelte also mein Wecker. Das heißt: Schnell aufstehen, Bett machen, lüften, Stretching und ein Glas Wasser trinken. Und ab vor den Laptop. Das motivierte konzentrierte Arbeiten konnte beginnen. Und ich war tatsächlich nicht müde, was mich verwunderte. Mein ganzer Tag war mit Kram für die Uni gefüllt und dadurch fiel mir eine gewisse Müdigkeit erst am Abend auf. Ich kann es nicht anders sagen, mir ging es den Tag über erstaunlich gut. Trotz Schlafmangels. Und ohne Kaffee.

2. Tag: Dienstag

Dieses Mal funktionierte es mit dem Schlafen schon mal besser, schließlich war ich noch müde vom Vortag. Dieses Mal schlief ich siebeneinhalb Stunden.

Es ist ein schönes Gefühl, auf eine gewisse Art und Weise zu wissen noch etwas “allein” am Morgen zu sein, während sich viele zu dieser Zeit noch in ihrem persönlichen Traumland befinden. Und zu sehen wie langsam die Sonne aufgeht, macht das frühe Aufstehen auf jeden Fall wett.

Mein Vormittag verlief gut, bis ich ein kleines Mittagstief bekam und für eine Stunde einschlief.

3. Tag: Mittwoch

Mit dem Einschlafen am Dienstagabend hat es nach meinem Mittagsnickerchen dann natürlich etwas gedauert. Das Aufstehen funktioniert bisher jedoch einwandfrei. Was mich dabei aber stört ist, dass ich lange vor dem Laptop-Bildschirm sitze. Heute Morgen und am Vormittag dann ganze acht Stunden. Das machte sich nicht nur an meinen Nackenschmerzen bemerkbar, sondern auch an meiner Konzentration. Ich war dann richtig glücklich, endlich mit dem Fahrrad in die Innenstadt fahren zu können, um den Kopf frei zu bekommen. Anschließend war ich sehr erschöpft und wollte am Abend eigentlich noch einen Text für die Uni lesen. Ich hatte ihn begonnen, konnte mich aber nicht mehr konzentrieren und wollte bloß noch in mein Bett. Zum Glück habe ich genug Zeit ihn am nächsten Morgen zu lesen.

4. Tag: Donnerstag

Es war eine perfekte Nacht, denn ich konnte von 21 Uhr bis 5 Uhr durchschlafen. Das ist das erste Mal in dieser Woche, dass ich es geschafft habe, acht Stunden zu schlafen. Mein Tag verlief wie jeder andere eigentlich auch: so früh wie möglich Sachen für die Uni machen. Was mir an dem frühen Aufstehen wirklich gefällt, ist die Befriedigung am Morgen schon viel geschafft zu haben und noch viel vom Tag zu haben.

Am Abend war dann noch die Besprechung vom webmoritz. Zum Ende hin fiel es mir schwer mich zu konzentrieren. In meinem Kopf waren nur noch die folgenden Gedanken: essen, duschen, schlafen. Da ich erst nach 21 Uhr zuhause war und mir die Augen schon beim Gehen zufielen, habe ich zuhause tatsächlich nur noch das Duschen geschafft.

5. Tag: Freitag

Eigentlich hätte ich es mir von meinem Tagesplan her auch “leisten” können, später aufzustehen. Aber ich gebe nicht auf. Ich bin wie gewohnt aufgestanden, habe sehr früh meine Wäsche gemacht und bin einkaufen gegangen. Und das konnte ich alles vor 8.30 Uhr erledigen. Das gab mir schon eine gewisse Befriedigung. Und jetzt mal ganz ehrlich, morgens nur mit Rentner*innen einzukaufen, ist sehr entspannend. Vor allem, wenn man den Wocheneinkauf tätigen muss, ist es gut, wenn auf der Einkaufskorb-Rennbahn nicht so viel los ist. Und jetzt konnte ich meinen Freitag frei gestalten, denn ich hatte die eher lästigen Sachen, die das Wochenende verkürzen könnten, bereits hinter mir.

6. Tag: Samstag

Und dann habe ich doch aufgegeben: Ich habe mir heute eine Stunde länger im Traumland gegönnt und bin erst um 6 Uhr aufgestanden. Es ist schließlich Wochenende und am Freitag bin ich noch mit Freunden unterwegs gewesen. Ich gebe zu, da hört sich um 6 Uhr aufstehen etwas lächerlich an. Und eine Stunde länger geschlafen habe ich auch nicht, sondern nur sechs Stunden. Und natürlich bin ich um 5 Uhr aufgewacht, weil mir mein Schlafrhythmus vermitteln wollte: Es ist 5 Uhr! Du musst aufstehen, wie die letzten fünf Tage auch! Warum tust du es nicht? Die Auflösung kommt bei meinem persönlichen Fazit des Experiments zum Schluss.

7. Tag: Sonntag

Ich habe heute von 21 Uhr bis 7 Uhr (bzw. nach Sommerzeit 8 Uhr) geschlafen. Ich musste wohl etwas Schlaf nachholen, denn die normalen acht Stunden Schlaf, die ich meistens locker schaffe, sind in dieser Woche etwas zu kurz gekommen. Um 21 Uhr ins Bett zu gehen ist auch sehr gewöhnungsbedürftig. Um 22 Uhr reicht eigentlich auch, habe ich schließlich mitbekommen.

Mein persönliches Fazit

Ich werde die Methode um 5 Uhr aufzustehen beibehalten und das wusste ich schon relativ früh zu Beginn des Experiments. Das war auch der Grund für mich, am Wochenende etwas “länger” zu schlafen. Ich bin morgens nicht nur konzentrierter, sondern mein ausschlaggebender Punkt ist, dass ich ruhiger durch den Tag gehen kann. Ich bin nicht mehr hektisch, in der Sorge nicht alles schaffen zu können, was ich zu erledigen hätte.

Sehr wahrscheinlich werde ich nur von Montag bis Freitag weiterhin um 5 Uhr aufstehen. Ich möchte nicht jeden Tag super produktiv starten und bisher habe ich auch manchmal gar nicht so viel zu tun, dass ich den Tag ab 5 Uhr bis zum Abend füllen kann bzw. möchte. Aber ob mich die Methode um 5 Uhr aufzustehen automatisch erfolgreicher macht, steht wohl noch in den Sternen.

Beitragsbild: Maret Becker