Im StuPa wird seit einigen Wochen über die Verteilung der Studierendengelder verhandelt. Verschiedene Haushaltspläne standen bereits zur Diskussion. Der aktuelle Haushaltsplan beinhaltet eine drastische Kürzung des Studentenclub-Topfes für Anschaffungen. Er wurde am 6. Dezember um 5:20 Uhr morgens beschlossen, als sich kaum noch Leute auf der StuPa-Sitzung aufhielten, die hätten gegensteuern können. Doch dank formaler Fehler ist er in seiner aktuellen Form vielleicht noch aufzuhalten. Und falls nicht, ließe sich alternativ noch über einen Nachtragshaushalt etwas verändern. Das folgende Interview mit dem Clubbi René Amling soll deshalb die Debatte um die Studentenclubs noch einmal anstoßen.

Ein Gastbeitrag der StuPistin Christiane Kiesow.

René, in welchem Club bist du aktiv und warum?

Ich bin seit ein paar Jahren Mitglied in der Kiste. Die Gründe beizutreten waren sicher andere als die, die mich heute noch dabei halten. Die Studentenclubs bieten viele spannende Möglichkeiten und man lernt eine Menge lustiger Leute kennen. Anfangs kann man sehr viele Aufgaben für sich entdecken. Ich bin nun lange genug dabei, um einige Routine im Organisieren und bei den Diensten zu haben. Das kann ich heute nutzen, um neue Ideen und Konzepte auszuprobieren.

Man wird Mitglied bei den Clubs, aber arbeitet in Diensten. Wie passt das zusammen?

Die fünf Studentenclubs sind als selbstlos agierende eingetragene Vereine organisiert. Was wir da machen, ist ein reines Hobby. Aber Veranstaltungen und Partys zu machen, kostet viel Arbeit, die mehr ist, als ein paar Bier zu öffnen.

Vereine haben auch feste Strukturen. Warst du schonmal im Vorstand?

Ja, zwei Jahre lang. Das ist keine leichte Aufgabe. Ich beschreibe es gerne so: ein Vorstand hat die gleichen Rechte wie jedes andere Mitglied, nur viel mehr Pflichten. Man ist dann Ansprechpartner für Ämter, Uni, Fachschaften und alle, die vom Club etwas wollen. Man muss eine Menge Papierkram erledigen und wird dabei zu halben Experten für alle möglichen Dinge, Vereinsrecht, Finanzen, Baurecht, Tontechnik, Marketing… Die Vorstände werden ganz basisdemokratisch gewählt, nur willige Kandidaten oder Kandidatinnen finden sich nicht immer. [lacht]

Das klingt danach, als hättest du schon viel Energie in den Club gesteckt. Worin besteht deiner Meinung die besondere Bedeutung der Clubs für Greifswald und für die studentische Kultur?

Da wir Vereine sind, können wir viele unterschiedliche Dinge machen, die nicht gewinnorientiert sind. Eben, weil wir keine Personalkosten haben. Partys sind nur ein kleiner Teil unserer Veranstaltungen. Die Kiste zum Beispiel macht regelmäßig ein Quiz, Karaoke, Kino und Rollenspiel-Tage. Wir versuchen, so oft es geht, Konzerte oder Lesungen auf die Beine zu stellen. Wir sind offen für alle möglichen Ideen und gleichzeitig ist unser Angebot immer so gestaltet, dass es für alle Geldbeutel nutzbar bleibt. In der Kiste legen wir Wert darauf, Platz für kleinere kulturelle Gruppen zu bieten, wie Rollenspielern, der Metal/Gothic-Szene oder der Trance/Goa-Szene. Da hat jeder Club seine Besonderheiten, weswegen es auch gut ist, dass es mehrere Clubs gibt! Genauso offen sind alle Clubs für jeden, der Interesse hat, selbst mitzumischen. Jemand, der Lust hat, ein Kinoprogramm zu planen, mit Bands über Konzerte zu verhandeln, an Tontechnik rumzufummeln, Dekorationen für Partys zu basteln, Werbung zu gestalten oder vieles andere, ist immer herzlich gern willkommen. Man kann sich in allem ungezwungen ausprobieren und Leidenschaften entdecken, von denen man vielleicht gar nichts wusste. Wir sind also Orte für vielfältige kulturelle Angebote und ermöglichen jedem Studierenden, daran mitzuwirken und sich selbst zu entfalten.

Ihr seid ein fester Teil der Studierendenschaft. Wie ist euer Verhältnis zu den studentischen Gremien?

Insgesamt sehr positiv. StuPa und AStA haben uns immer gut unterstützt. Die meisten dort messen den Clubs als Akteuren der studentischen Kultur großen Wert zu, was uns sehr freut. Die Fachschaftsräte waren schon immer ein schwieriges Thema. Da die Besetzung dort meist jährlich wechselt, wissen wir nie, wie die FSRs uns gewogen sind. [Anmerkung der Redaktion: StuPa und AStA werden auch jedes Jahr neu gewählt.] Veranstaltungen von Fachschaften zu unterstützen, entspricht aber sehr genau unserem jeweiligen Vereinszweck. Das heißt, in der Kiste müssen FSRs für Veranstaltungen keine Miete zahlen. In den anderen vier Studentenclubs ist das ähnlich. Ich habe gehört, dass FSRs bei anderen Anbietern in der Stadt viel Geld dafür ausgeben, was doch unnötig und schade ist.

Nutzen die Fachschaften dieses Angebot?

Ja, manche. Die Kiste hat traditionell gute Beziehungen mit den Pharmazeuten und den Biochemikern. Wir haben in den letzten Jahren auch schöne Partys mit den Skandinavisten und den Psychologen gemacht. Die meisten anderen FSRs zeigen aber kaum Interesse an uns. Ich vermute, dass da wegen der jährlichen Wechsel viel Unwissenheit über unsere Möglichkeiten herrscht. Wir würden uns wünschen, dass FSRs die Studentenclubs in ihren Planungen stärker berücksichtigen. Dafür müssen wir alle mehr aufeinander zu gehen.

Wie teuer ist euer Bier und seit wann?

Mit Ausnahme von Spezial-Angeboten, haben die Clubs tatsächlich seit der Euro-Umstellung den Bierpreis nicht erhöht. Halber Liter für 2,- €. lässt sich ja auch leicht rechnen.

Das ist sehr günstig. Ebenso wie euer Eintritt! Wieso erhöht ihr die Preise nicht?

Vor allem ist uns wichtig für jeden offen zu sein. Der Geldbeutel darf da kein Hindernis darstellen. Es gibt aber auch andere Gründe. Die Kosten für die GEMA hängen u.a. vom Eintrittspreis ab. Würde der höher liegen, würde die GEMA teurer werden, dann müssten wir die Preise weiter erhöhen und so weiter. In Deutschland ist das System aus Verwertungsgesellschaften, Vereinsregeln, Steuern etc. nicht gerade für Studentenclubs wie uns optimiert.

Aber zahlen die Clubs dank der Inflation im Grunde dann nicht jedes Jahr ein bisschen mehr drauf?

Das ist etwas drastisch formuliert, aber so kann man das sagen, ja. Die Einkaufspreise für Getränke werden ja nicht kleiner. Von einem Bier ist etwa nur die Hälfte Gewinn. Das muss dann die üblichen Betriebskosten decken.

Ihr habt auf der Vollversammlung einen Antrag eingereicht. Kannst du nochmal kurz zusammenfassen, worum es da ging?

Ich persönlich war an der Antragstellung nicht direkt beteiligt. Es ging dabei um den Topf für die Ausstattung von Studentenclubs im Haushalt der Studierendenschaft. Im Jahr 2018 haben die Clubs diesen nicht komplett ausgeschöpft und der Antrag sah vor, den Rest mit in das neue Haushaltsjahr zu übertragen, damit das nicht, so wie in den Jahren zuvor, verfällt. Der Antrag wurde angenommen.

Was hältst du dementsprechend von der geplanten Kürzung des Studentenclub-Topfes auf 2000€ für alle Clubs zusammen?

Ich glaube, es war nie der Fall, dass die Clubs die bisher eingeplanten 5000 € ausgeschöpft haben. Wenn einer der Clubs aber mal Unglück hat und zum Beispiel die komplette Tontechnik kaputt geht, ist ein solcher Topf überlebenswichtig. Keiner der Clubs hat die Möglichkeit finanzielle Reserven anzusammeln, die eine solche Neuanschaffung möglich machen würde. Zu wissen, dass da ein Topf ist, der so etwas abfedern kann, ist beruhigend. Wenn nur noch 400 € je Club im Jahr als Rückhalt vorhanden sind, ist das für uns aber dramatisch. Das ist in jedem Fall zu wenig, falls die Handlungsfähigkeit eines Clubs mal von einer größeren Neuanschaffung abhängt.

Ist es dann nicht ziemlich unsolidarisch, euch die Gelder zu kürzen, obwohl ihr seit Jahren nicht die Preise anhebt?

Die Studierendenschaft ist bisher insgesamt immer sehr solidarisch mit uns gewesen, zum Beispiel auch mit der Förderung einzelner Veranstaltungen. Dafür ist ja auch ein anderer Topf im Haushalt vorgesehen. Ich denke, die Förderung der Clubs ist etwas, von dem alle Studierenden profitieren. Jeder kann unsere Angebote nutzen und jeder kann beitreten und die Angebote mitgestalten. Wir wünschen uns daher, dass die Solidarität auch weiterhin besteht.

 

Beitragsbild: (c) Studentenclub Kiste e.V.