Retro, retro, retro yeah! Die neue Kolumne über alte Dinge. Kennt Ihr diese Spiele, Filme, Accessoires noch? Aus der Kindheit, meist noch aus den 90ern stammen sie und sind vielleicht ja doch noch eine Guilty Pleasure des ein oder anderen.
Starten wir mit dem allzeit beliebten Spiel: Halli Galli.

Bei dem offiziellen Titel „Halli Galli. Auf die Glocke – fertig – los!“ wundert es nicht, dass der eigentliche Name „Tutti Frutti“ aufgrund der Verwechslungsgefahr mit einer erotischen Spielshow auf RTL 1992 geändert wurde.

Nach diesem rasanten Start des Spiels, ist die Brisanz kaum ausgeschlossen gewesen. Jeder kennt es, jeder liebt es, zumindest haben 89% der Käufer auf Amazon eine 5-Sterne Bewertung dagelassen. Halli Galli, das Spiel, bei dem Freundschaften aufhören, Fingernägel abbrechen und die Nachbarn wegen Ruhestörung die Polizei rufen. Wer kennt es nicht?

1991 ist es bei dem Spielverlag Amigo erschienen. 1992 wurde es schon umbenannt. Ausgedacht hat sich das Spiel Haim Shafir. Seit Beginn wurden bis ins Jahr 2006 zwei Millionen Spiele verkauft. Mittlerweile gibt es auch neue Variationen mit Clowns für Kinder oder sogar Halli Galli Extreme, wo Tiere dazukommen, die bestimmte Früchte nicht essen. Als sei das Spiel nicht schon Extreme genug.

Aber was ist das eigentlich, dieses Halli Galli? Halli Galli ist ein Mengenwahrnehmungsspiel für zwei bis sechs Spieler. Es gibt Karten mit verschiedenen Obstsorten drauf: Bananen, Erdbeeren, Pflaumen, Limonen. Die 56 Karten werden gleichmäßig auf alle Spieler verteilt, sodass alle gleich stark starten. In der Mitte des Tisches steht eine Glocke, „die an die in Hotels übliche Rezeptionsglocke erinnert“ (Wikipedia, 25.11.18, 21:30 Uhr).
Alle Spieler decken reihum die oberste Karte ihres Stapels auf, liegen fünf gleiche Früchte auf dem Tisch wird geklingelt. Derjenige, der zuerst geklingelt hat, bekommt alle Stapel der aufgedeckten Karten.  Ziel des Spiels ist es, am Ende alle Karten zu haben.

Laut Wikipedia dauert das Spiel 20-30 Minuten, laut Produktbeschreibung auf Amazon bis zu 15 Minuten. Egal, wie lange es dauert, es macht immer Spaß!
Aber wer hält sich denn an die Regel, dass die Karten reihum aufgedeckt werden? Ehrlich gesagt, lese ich von dieser Regel zum ersten Mal, was vielleicht auch daran liegt, dass ich die Spielanleitung nie vorher gelesen hatte. Also ich kenne das Spiel so, dass alle ihre oberste Karte gleichzeitig aufdecken – und wehe jemand deckt die Karte nach innen auf! Immer schön nach außen, sonst könnte man ja schummeln!

Bei der Brisanz des Spiels, v.a. wenn alle gleichzeitig ihre Karten aufdecken, kann es auch mal passieren, dass die Glocke vom Tisch fliegt, wenn alle Spieler gleichzeitig auf sie einschlagen. Aber wenn man zu Unrecht klingelt, also wenn nur vier oder über fünf gleiche Früchte auf dem Tisch aufgedeckt sind, dann muss der Übeltäter an jeden seiner Mitspieler eine Karte abgeben. So minimiert sich der Kartenstapel der unerfahrenen Kopfrechenkünstler immer mehr bis die letzte Karte aufgedeckt wird – kann er es noch schaffen in der Runde zu klingeln, solange noch wenigstens eine offene Karte vor ihm liegt? Und oh nein, die Chance ist vertan und der Spieler fliegt raus.

Im Finale zwischen den zwei schnellsten Klinglern und besten Kopfrechnern geht es heiß her:  Der innere Kampfgeist wird geweckt, stumm starrt man sich die in die Augen und los geht’s! 2+3=5, klingeln! Und auf einmal ist der Kampf um die obstigen Karten vorbei, die Schlacht verloren und der Sieger baut sich seinen Thron aus Karten – zu Recht.

Die Verlierer können die Schmach nicht auf sich sitzen lassen und so wird gespielt, bis die Karten und Glocken fliegen, die Augen schwerer und das Gehirn langsamer wird.

Halli Galli ist bis heute ein beliebtes Spiel, auch bei einigen moritz.redakteuren.

Es ist laut, es ist stürmisch, es ist Halli Galli! Kennt Ihr es noch?

Beitragsbilder: Anne Müller