Am vergangenen Freitag fand im Haus der Burschenschaft Rugia in Greifswald der Stammtisch der Jungen Alternative (JA) Mecklenburg-Vorpommern statt. Mit dabei allerhand Neonazis aus Kameradschaften, Identitärer Bewegung und Burschenschaften. Eine kleine Aufarbeitung der rechten Hegemonie innerhalb der JA.

Ein Gastbeitrag von Daniel Schmid – ein Kommentar

Pünktlich gegen 19 Uhr haben sich alle eingefunden. Die JA hat zum Stammtisch geladen. Die Jugendorganisation der Alternative für Deutschland, welche vor zwei Jahren das erst Mal in den Landtag von MV einzog, möchte sich vorstellen. Die gewählte Burschenschaft verfügt selber über ausreichend Kontakte in die rechte Szene und wurde nicht zufällig als Treffpunkt gewählt. Selbst NPD-Vertreter sind hier gern gesehene Gäste.
Sowohl die Verantwortlichen der JA als auch einige der Anwesenden an diesem Abend sind keine unbeschriebenen Blätter. Schatzmeister Sandro Hersel machte seit der Veröffentlichung der AfD-Chatprotokolle so einige Schlagzeilen. „Brennende Flüchtlingsheime sind kein Akt der Aggression“, so Hersel. Was Sitzblockaden durch politische Gegner angeht, hat er eine „pragmatische“ Lösung zur Hand: „Da werden wir uns den Weg wohl freischießen müssen“. Ihr Vorsitzender Robert Schnell war Teil einer dubiosen Inkasso Firma, deren Chef rechtskräftig verurteilt wurde, wohingegen Schnell mit einer Geldstrafe davon kam. Noch charmanter sind da nur die Stammtisch-Gäste.
Unter ihnen findet sich zum Beispiel der Neonazi René Hackbarth welcher bereits in Stralsund, Dortmund und nun wieder Greifswald auf sich aufmerksam machte. In Dortmund war er Teil des „Nationalen Widerstand Dortmund“, in Stralsund bei den „White Boys“ und in Greifswald bei den „Nationalen Sozialisten Greifswald“ (NSG) aktiv. Die NSG veröffentlichten u.a. den Greifswalder Boten, eine klar rechtsradikale Zeitschrift, in der Hackbarth 2013 als deren Herausgeber gelistet war. Ideologisch zwar geschult aber ansonsten eher ein Mitläufer, scheint er sich nun bei der Identitären Bewegung (IB) wohl zu fühlen. In der Rugia findet er mit Max. B. auf jeden Fall einen guten Freund aus Greifswalder Neonazi-Zeiten. Mit am Tisch sitzt auch Philipp L., welcher sowohl bei der AfD als auch JA bereits seit einiger Zeit aktiv ist und gerne mit T-Shirts der Identitären Bewegung posiert. Bei einem Vorfall in der Wollweberstraße pöbelten L. und seine Begleiter andere Personen voll, wogegen diese sich zur Wehr setzen wollten. L. zog daraufhin einen Elektroschocker und bedrohte die umstehenden Personen und konnte nur mühsam von seinen Begleitern beruhigt werden. Auch L. war Teil der AfD-Chatprotokolle. So konstatierte er, „das einzige was heute noch hilft und womit man Deutschland retten kann, ist, Volk ans Gewehr“. Politische Gegner sollte man „einfach aufhängen“. Außerdem zeigt auch L. sich regelmäßig bei Aktionen der IB und scheint mit aktiven Kadern wie u.a. Daniel M. gut vertraut zu sein.

Nicht mit auf dem öffentlichen Foto, aber anwesend waren auch die Kader der Identitären Bewegung Daniel M. und Thore-Ragnar Teufel. Teufels Bruder, Teja Arne Teufel, war einst Vize-Vorsitzender der JA Schleswig-Holstein und Mitglied der Alten Königsberger Burschenschaft Alemannia zu Kiel, welche den „Arier-Nachweis“ offen diskutierte. Aber auch Thore ist kein unbeschriebenes Blatt. Auch er ist Mitglied der AKB Alemannia zu Kiel, suchte später in Rostock Kontakt zur Burschenschaft Redaria-Allemania und scheint sich seit einiger Zeit in der Greifswalder Burschenschaft Rugia sehr wohlzufühlen. Er taucht regelmäßig auf Veranstaltungen der Identitären Bewegung auf, sowohl in Rostock als auch in Greifswald. Daniel M. ist ein weiteres Greifswalder Gesicht der IB. So war er u.a. Teilnehmer einer Mahnwache der AfD auf dem Greifswalder Marktplatz. Nebenbei hält er ein entspanntes Schwätzchen mit Franziska Gerbe (stud. Senatorin und Teil der IB) und Eike L. (AfD,IB). Belegt werden all diese Gäste durch ein Foto der JA auf ihrer Facebookseite, sowie weiteren Fotos, die dem webmoritz exklusiv vorliegen.

Es wird offensichtlich, dass die Verbindungen innerhalb der rechten Szene konstant sind und sich allzu oft einfach nur einen neuen, bürgerlichen Anstrich verpassen. Die Identitäre Bewegung wird durch das Bundesamt für Verfassungsschutz beobachtet und ist auch Teil des Verfassungsschutzberichtes MV. Sie wird als klar rechtsextremistisch angesehen und vertritt offen völkisch-nationale Positionen. Die Junge Alternative scheint, nicht nur in MV, in der Zusammenarbeit mit eben jenen Personen keinen Widerspruch zu sehen. Denn auch die AfD hat viele, tiefergehende Verbindungen in die rechte Szene und IB-Kader sind gern gesehene Gäste auf Wahlpartys und anderen Parteiveranstaltungen. Sowohl innerhalb der JA als auch der AfD nimmt die rechte Hegemonie immer weiter zu und wird auf breiter Ebene mindestens geduldet, wenn nicht sogar offen akzeptiert und gewünscht.

Titelbild: webmoritz