Spätestens seit Julia Engelmann 2013 mit ihrem Text One Day/ Reckoning Song beim 5. Bielefelder Hörsaalslam auftrat, sind Poetry Slams weitläufig bekannt. Regelmäßig füllen die Poeten Hörsäle, Veranstaltungsräume und sogar ganze Opernsäle.

Trotzdem gehen nahezu bei jedem Slam einige Hände in die Höhe, wenn der Moderator zu Beginn fragt, wer noch nie bei einem Poetry Slam dabei war. Da am 20. Oktober um 18 Uhr wieder unser beliebter moritz.slam Vol. 3 im Hörsaal 2 (Ernst-Lohmeyer Platz 6) stattfindet, haben wir hier noch einmal die Basics für euch zusammengetragen. Ihr habt Lust, Eure Texte einmal einem größeren Publikum als Eurem Bücherregal oder Euren Mitbewohnern zu präsentieren? Anmeldungen für Poeten sind noch bis zum Slamtag um 13 Uhr möglich.

Was ist eigentlich ein Poetry Slam?

Ein Poetry Slam ist ein Dichterwettstreit, der friedlicher und freundlicher nicht sein könnte – jeder Poet hat eine gewisse Anzahl an Minuten Zeit, um einen oder auch mehre Texte vorzutragen. Etliche Slammer lesen dabei von ihren Mitschriften ab; aber sie lesen keinesfalls vor. Sie performen den Text, reden mit dem Publikum. Die Darbietung des Textes, die Stimme des Poeten, Mimik, Gestik, die Emotionen, die der Poet rüberbringt sind mindestens genauso wichtig (wenn nicht noch wichtiger) als der Text. Worte reimen sich, rattern, wummern, schwirren und knallen dabei durch den Raum, gefolgt von tosendem Applaus. Ein Poetry Slam ist alles andere als langweilig: Von politischen und philosophischen Themen bis hin zu Texten über Brot, Ski-Weltmeistern oder eine Geschichte über Gewürze ist alles möglich. Wortgewandte, aber auch ironische Texte kommen beim Publikum besonders gut an.

Jeder Wettstreit hat vermeintlich auch Regeln, die der Moderator zu Beginn des Slams kurz erklärt:

1. Die Texte müssen selbst geschrieben sein (Zitate sind erlaubt, müssen aber als solche gekennzeichnet sein).

2. Es gibt ein festes Zeitlimit (meist zwischen fünf und sieben Minuten).

3. Es dürfen keine Requisiten verwendet werden (Zettel, auf denen die Texte stehen, sind erlaubt).

4. Respect the poets!

Die letzte Regel richtet sich ans Publikum; jeder Slammer verdient Respekt und Wertschätzung für sein Auftreten. Buh-Rufe sind ein absolutes No-Go. Wie genau ein Slam abläuft, ist von Veranstalter zu Veranstalter unterschiedlich. Normalerweise treten mehrere Personen gegeneinander, in ein oder zwei Vorrunden und einem Finale, an. Eine Jury, die zu Beginn des Slams nach dem Zufallsprinzip ausgewählt wird, verteilt nach jedem Beitrag mithilfe von Wertungskarten Punkte (normalerweise wird eine Skala von 0 bis 10 verwendet; wobei 10 die beste Punktzahl ist). Die höchste und die niedrigste Wertung werden gestrichen und die restliche Punkte werden zusammengezählt. Die Juroren können durch Applaus und Zurufe des übrigen Publikums bei der Wertung beeinflusst werden. Im Finale entscheidet normalerweise das ganze Publikum, wer zum Sieger auserkoren wird – wobei es bei vielen Slams durchaus auch mehrere Gewinner gibt.

Neben Poetry Slams gibt es noch eine Reihe weiterer Slam-Variationen:

Science Slam: Beim Science Slam versuchen Wissenschaftler dem Publikum wissenschaftliche Fakten anstelle von poetischen Texten nahezulegen. Auf diese Weise soll Wissenschaft unterhaltsamer gemacht werden. Anders als beim Poetry Slam sind beim Science Slam alle Hilfsmittel erlaubt – ob Präsentationen oder Live-Experimente.

Cover Slam: Beim Cover Slam tragen die Poeten Texte von anderen Autoren vor und verhelfen ihnen so zu neuem Glanz. Bei diesem Slam sind ebenfalls Hilfsmittel in Form von Verkleidungen oder Requisiten erlaubt.

Diary Slam: Bei diesem Slam werden vor allem Texte aus Tagebüchern vorgelesen. Liebesbriefe und Songtexte sind auch erlaubt.

Book Slam: Beim Book Slam geht es darum, Bücher bzw. Buchinhalte innerhalb von drei Minuten kreativ vorzustellen. Damit die Zeit auch genau eingehalten wird, bekommt das Publikum eine Stoppuhr und eine Hupe oder eine Pfeife. Der Book Slam soll Jugendliche zum Lesen motivieren.

Jazz Slam: Beim Jazz Slam improvisiert ein Jazz Trio auf der Bühne die Texte der Poeten. Ziel der Band ist es, die Stimmung der Texte musikalisch einzufangen und so die Worte zu verstärken oder zu kontrastieren.

In Greifswald finden regelmäßig Poetry Slams statt; hier findet ihr eine kurze Übersicht über die nächsten Termine:

24. Oktober: Best of Poetry Slam (Stadthalle)

25. Oktober: SimsalaSLAM (Museumswerft)

22. November: U-20 Poetry Slam (St. Spiritus)

In der Kiste finden ebenfalls regelmäßig Poetry Slams statt.

Beitragsbild: Jonathan Dehn