Wer am Montagabend an der Mensa am Wall ein paar komische Schreie gehört hat, muss sich nicht wundern – das waren die International Students, die sich für das Simulation Game aufgewärmt haben.

Das Simulation Game startete um 19 Uhr vor der Mensa am Wall auf der Wiese. Die participants, die viel mehr waren als die Veranstalter erwarteten, versammelten sich in einem großen Kreis. Und dann musste sich erstmal locker gemacht werden. Also brüllten alle zusammen was das Zeug hielt „Maaaaaaaaaringa!“. Wir machten komische Übungen und Sprüche in den verschiedensten Tonarten und Größenordnungen nach, bis sich alle plötzlich nach dem Alter her sortieren sollten.

Das geschah dann auch in einem großen Rumgewusel, bis wir alle in einer langen Schlange auf der Wiese standen.

Diese Schlange sollte sich dann noch mal in drei kleine Schlangen aufteilen und so standen drei kleine Menschengruppen hintereinander im Gras – die ältesten ganz vorne und die jüngsten hinten.

Dann begann das Simulationsspiel und ihr könnt gerne im Verlauf der Beschreibung mitraten, um was es gehen sollte.

Das Ziel des Spiels bestand darin, einen Ball in einen Eimer zu werfen – klingt simpel, war es zu Anfang auch noch. Die wichtigste Regel dabei war, dass niemand außer den Teamern reden durfte.
Die erste Reihe stand direkt vor dem Eimer und die Teamerin von GrIStuF hat sich die Mühe gemacht, den Tennisball damit aufzufangen. Die Werfer wurden alle mit ermunternden Worten weiter aufgefordert noch ein zweites Mal zu werfen, wenn sie nicht sofort den Eimer trafen.

Die zweite Reihe musste über die Köpfe der ältesten participants rüberwerfen; nur selten hatte ein Werfer zwei Versuche. Die Teamer wurden langsam nervös und wollten, dass die Mitspieler schneller werfen.

Für die dritte Reihe, die hinterste und sozusagen jüngste Reihe, in der auch ich stand, gab es nur noch ein Papierknäuel, das über zwei Reihen Menschen hinweg geworfen werden musste; ermunternde Worte von den Teamern gab es nicht mehr. 

Als alle participants sehr verwirrt waren, wozu das Spiel gut sein sollte, saßen wir auf einmal wieder im Kreis auf der Wiese. Alle Spielteilnehmer wurden dazu angeregt, zu erzählen, wie sie das Spiel wahrgenommen haben und was ihnen eventuell aufgefallen ist oder (nicht) gefallen hat.

Ein International Student, der in der ersten Reihe stand, sagte, dass ihm schon aufgefallen sei, dass er im Gegensatz zu den hinteren Reihen einen großen Vorteil hatte, sich jedoch nicht schlecht gefühlt hat, weil er ja „alt“ sei und deswegen auch nicht mehr so gut werfen könne.

Die Teamerin machte ihn darauf aufmerksam, dass das Alter nur ein zufällig gewähltes Merkmal war, nachdem sie die Spielteilnehmer sortiert hatten, sie hätten auch ein anderes willkürlich gewählte Merkmal, wie z. B. die Haarfarbe der Teilnehmer, nehmen können. In diesem Augenblick fiel es jedem wie Schuppen von den Augen – in dem Spiel ging es um Diskriminierung.

Die Teamer forderten die Gruppe dazu auf, von ihren Erfahrungen mit Diskriminierung zu berichten, sei es, dass sie bevorzugt oder diskriminiert wurden.

Ein International Student erzählte, dass er sich bei der Aufforderung, dass sie sich nach Alter sortieren sollten, schon ganz komisch fühlte. Er erzählte von der Firma, in der er arbeitet, in der seine Chefin nur sehr junge Bewerber einstellt, ohne richtig auf ihre Qualifikationen zu schauen, nur weil sie selbst erst 25 Jahre alt ist. Der Student findet das falsch und denkt, dass man Menschen nie nach Merkmalen kritisieren sollte, für welche die Personen nichts können. Sein Lösungsansatz für dieses Problem wäre es, Fotos und Geburtsdaten aus Lebensläufen komplett zu streichen, damit man alle Menschen unvoreingenommen nach ihrer Arbeit beurteilen kann. Die Gruppe nickte anerkennend.
Es wurden weitere Geschichten erzählt, wie einige participants aufgrund ihrer Kleidung oder ihrer Hautfarbe in Restaurants oder sogar in Ämtern nicht bedient wurden.

Oft wird auch angemerkt, dass die, die das Privileg haben, die bedient werden oder ausgewählt werden, meist gar keine Ahnung haben und auch nicht unbedingt haben können, dass es anderen schlechter geht, weil andere nicht die bestimmte Kleidung oder den bestimmten Pass haben. Das Problem liegt darin, dass Menschen unterschiedlich sind. Der Mensch ist leider so aufgebaut, dass er sich schnell aufgrund von Äußerlichkeiten ein bestimmtes Bild von einer anderen Personen macht.

Eine internationale Studentin merkte abschließend an, dass man das auch gar nicht verhindern könne, dass die Lösung für das Problem dann aber darin besteht, die Menschen nicht aufgrund dieser Bilder in unseren Köpfen anders zu behandeln als andere.

Die Diskussion hat sehr viel Spaß gemacht und es war faszinierend zu hören, wegen welcher Merkmale Menschen in unterschiedlichen Ländern diskriminiert werden. Die Lösungsansätze der jungen Studierenden waren sehr augenöffnend.

Morgen, am Mittwoch, geht es spannend mit der Input Lecture „Stepping out of your Comfort Zone“ weiter. Sie findet wie immer von 9 bis 10 Uhr (s.t.) im HS3 am Loefflercampus statt.

Abends um 20 Uhr wird in der Loefflerstraße 70 ein internationaler Peotry Slam stattfinden, bei dem Gedichte auf allen möglichen Sprachen dieser Welt vorgetragen werden.

Hoffentlich seid ihr genauso gespannt wie wir, wie nächsten Tage noch werden.

Bilder: Anne Müller