Lebenstipps von einem Mann mit Haarausfall – eine Kolumne.

Einfach weiterfahren

„Volkswagen bekennt sich damit zu seiner Verantwortung für die Dieselkrise und sieht darin einen weiteren wesentlichen Schritt zu ihrer Bewältigung“, ließ sich der deutsche Autobauer zitieren. Kurz zuvor wurde gegen den Konzern eine Strafe von knapp einer Milliarde Euro verhängt. Zum Vergleich: In den USA erwartet VW eine Strafe von 14,7 Milliarden Euro. Eine Milliarde Euro – das macht bei 10,7 Millionen manipulierten Autos immerhin 100 Euro Strafe pro verkauftem Auto. Focus schätzt, dass VW pro Auto einen Gewinn von 1,7 Prozent oder circa 395 Euro einfährt. Da erscheinen 100 Euro Strafe auf einmal gar nicht so wenig, was? Naja, mit Gewinnen um 7 Milliarden Euro pro Jahr dürfte die Strafzahlung von einer Milliarde nach meiner unwissenschaftlichen Laienrechnung also nach einem siebtel eines Jahres oder 1,7 Monaten abgegolten sein. Mein Hausarrest wäre länger gewesen, wenn ich so viel Scheiße gemacht hätte wie der VW-Konzern. Denn es geht nicht nur um Geld. Schon 2005 traf sich in Berlin die Erste deutsche Feinstaubkonferenz: „Feinstaub – Kollateralschaden der Zivilisation oder gesellschaftliche Chance?“ (übrigens ein schrecklich dummer Titel, wie soll aus Feinstaub noch eine Chance werden? Hey, lasst den Staub mit Wasserschläuchen aus der Luft abregnen und den Schlamm zum Verschließen unserer Gräber verwenden). Whatever, diese Experten stellten damals schon in grenzenloser Weitsicht fest: Ohne Feinstaub würde sich die Lebenserwartung aller Europäer um circa ein Jahr verlängern. In Deutschland sterben jährlich rund 75 000 Menschen direkt oder mittelbar an den Folgen der Feinstaubbelastung. Zuguterletzt folgerten sie: Die Lungen lassen sich leider nicht einfach abwischen.

Schade, denn eine abwischbare Lunge zu entwickeln, könnte die Evolution GmbH zu einem der großen Global Player auf dem Weltmarkt machen. Mittlerweile ist jeder vierte Tod durch eine Lungenerkrankung (COPD, chronisch obstruktive Atemwegserkrankung) verursacht. Damit holt die Lunge rapide andere beliebte Todbringer wie Krebs und Herzinfarkte ein. Doch das kümmert niemanden. Hauptsache, wir verbringen so viele Lebenstage wie möglich hinter dem Steuer eines VW SUV. Denn nur dort ist genug Stauraum für die Sauerstoffflasche, die wir dank unserer Atemwegserkrankungen bald ständig mitführen müssen. Ein wahrer circulus vitiosus. Mehr Autos bedingen mehr Kranke bedingen mehr Sauerstoffflaschen bedingen mehr Autos. Denn wer will schon immer eine Sauerstoffflasche mit sich rumtragen, wenn man auch fahren könnte. Reinhold Messner bestimmt nicht.

Der Geheimrat der Woche muss diesmal selbst aus zwei Beiträgen gefolgert werden. Wenn man den Menschen immer die Denkarbeit abnimmt, kann das ja nichts werden mit der eigenständigen Befreiung aus dem Schlamm, in dem man geboren wird (oder so ähnlich hat mal Cunt gesagt. Oder war es doch Kant?)

Grembling bei gutefrage.net zum Thema COPD:
„Ich habe angst vor dem tot aber gebe nie auf, laufen kann ich kaum noch jede Anstrengung ist mir zu viel und bekomme immer weniger Luft. Ich habe zwei kinder und bin gerade mal 44 Jahre, aber man braucht Mut und eine Starke Familie dann schafft man das.Die nächste Stufe ist bei mir ein Rollstuhl damit ich etwas mobil bleibe.“

Jw61 bei motor-talk.de zum Diesel-Skandal:
„Was besseres als locker weiterzufahren und abzuwarten bleibt dir im mom auch nicht übrig…“