In seiner heutigen Sitzung entschied sich der Senat der Universität für eine Kompromisslösung in der Frage um den Namenspatron.
„Universität Greifswald“ – Unter noch nicht näher beschriebenen Voraussetzungen soll weiterhin der Namenszusatz Ernst Moritz Arndt verwendet werden können. Für diese Version stimmten 27 Senator*innen, 8 stimmten dagegen. Bei 35 anwesenden Mitgliedern gab es demnach keine Enthaltungen. Die nötige Zweidrittelmehrheit zur Änderung der Grundordnung wurde damit erreicht. Der heutigen Änderung der Grundordnung muss das Bildungsministerium noch zustimmen. Bereits vor ca einem Jahr beschloss der Senat schon einmal, dass der Namenspatron abgelegt werden sollte.
Diese Änderung bestätigte das Ministerium jedoch aus formalen Gründen nicht. Um diesmal den Vorgaben des Ministeriums zu genügen, wurde im Laufe dieses Jahres das Beschlussverfahren des Senats angepasst. Im Vergleich zu der im letzten Jahr getroffenen Entscheidung, die eine komplette Trennung von Anrdt vorsah, ist der Senat den Kritikern dieser Entscheidung zumindest ein Stück entgegen gekommen. Jedoch bestätigte der Senat weitestgehend die Entscheidung von 2017.
Die Rektorin sowie die Senatsvorsitzende äußerten im Anschluss an die Entscheidung ihre Hoffnung, dass mit der nun beschlossenen Lösung Ruhe in die aufgeheizte Debatte kommen könnte. Um die Umbenennung möglichst kostenneutral zu gestalten, erfolgt die Umstellung langsam. Zum Beispiel soll der Name auf dem Briefpapier erst geändert werden, wenn das alte verbraucht ist. Man rechnet momentan mit ca. 80.000 Euro für die gesamte Umbenennung. Mit dieser Schätzung liegt der Senat deutlich unter den von den Umbenennungsgegnern beschworenen 300.000 Euro.
Mit der heutigen Entscheidung revidiert der Senat seine Entscheidung von 1933, bei der dieser die Umbenennung in Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald bei der preußischen Staatsregierung beantragte. So kam es dazu, dass Hermann Göring persönlich die Umbenennung der Universität unterzeichnete. Auch in der DDR trug die Universität ihren Beinamen. Nach der Wiedervereinigung wurde dieser jedoch immer wieder stark diskutiert. So gab es zum Beispiel 2010 bereits eine Abstimmung, bei der der Senat sich jedoch mit 22 zu 14 Stimmen deutlich dagegen aussprach, den Namen abzulegen. Die Befürworter des Namenspatrons stellen den Einsatz Arndts für die Deutsche Einheit und gegen die Leibeigenschaft in den Vordergrund, wohingegegen die Gegner Arndts diesen hauptsächlich als Vorreiter des Nationalsozialismus und als Antisemiten wahrnehmen. Die Universität entschied jetzt zwar, dass sie Anrdt als Namenspatron ablegt, ihn jedoch weiterhin als Teil ihrer Geschichte betrachten will. So äußerte die Rektorin, auf die Nachfrage, ob denn schon etwas zum bevorstehenden 250. Geburtstag Arndts geplant sei, dass sie sich unter anderem eine Vortragsreihe vorstellen könnte. Sie wäre jedoch auch für Ideen und Anregungen offen.
Beitragsbild: webmoritz Archiv
Eure politische Neutralität scheint ihr komplett über Bord geworfen zu haben.
What? Das ist ne wertungsfreie Auflistung von Fakten. Noch objektiver kann ein Artikel doch kaum sein…?
Ist das dein Ernst? Wo ist der Artikel nicht neutral?
Ernst ist weg!
Super! Ich danke dem Senat für diese Entscheidung und all jenen, die die Auseinandersetzung mit dem Uni-Namen über die Jahre immer wieder angeregt, vorangetrieben, begleitet haben und dafür aus mancher Richtung mit zentnerweise Dreck beworfen wurden.
Ich freue mich, dass die Universität Greifswald acht Jahre nach der Kampagne http://www.uni-ohne-arndt.de der Argumentation der Studenten gefolgt ist !
Ein toller Tag für alle die damals und bis heute dafür gekämpft haben !
Für mich persönlich war es die erst politische Kampagne in meinem Leben und es schön zu sehen, dass sich am Ende die Argumente und Moral durchgesetzt haben. Trotz all des Drucks aus der Neonazi Szene auf die SenatorInnen.
Schade allerdings, dass es fast 8 Jahre dauerte. Es wäre besser gewesen, wir hätten diese Entscheidung bereits 2010 gefällt.
Ich freue mich über das Ergebnis, denn im Grunde bedeutet es doch, dass die Arndt-Befürworter gerne die Uni weiterhin mit diesem Namen versehen dürfen und die, die Arndt nicht so knorke als von Nazis ob seines Antisemitismus‘ und Franzosenhass‘ eingesetzten Namensptronen finden.
und prompt sind die einen damit nicht einverstanden, dass nicht jeder ihrem Willen unteriege muss. hm!
Noch mehr aber begeistert mich Facebook bzw. die Facebook-Seit der „Bürgerinitiative“. Die zweite Seite von ihnen, nachdem die erste aus dubiosen Gründen brach liegt.
„Immerhin gehen 562 Jahre Unigeschichte gerade den Bach hinunter. Weiß nicht, wie du da ruhig schlafen kannst.“
…vielleicht unterliege ich hier auch bösesten Verschwörungen, aber ist EMA nicht 1769 geboren? Welche Zeiten sind mir hier unterschlagen worden, um auf über 5 Jahrhunderte von 1769 aus zu kommen! Ich bin besorgt.
Liebe Kampagne – bitte kommt eurem Bildungsauftrag nach.
Es ist gut das diese Universität den Beinahmen Ernst Moritz Arnt aus ihrer Betitelung streicht, denn eine Universitätsleitung von links- grün zersetzter Geisteshaltung, importiert aus westlichen Landesteilen und einer dort allgemein vorherrschenden Verweichlichung anheim gefallen, würde nur zur Namensbeschmutzung eines der besten und aufrechtesten Patrioten die diese Nation je hervorgebracht hat, führen. Eine solche Universität hat es nicht verdient diesen Namen zu tragen. Diesen sogenannten Verantwortlichen kann ich nur ein Gedicht von E. M. Arndt entgegenhalten:
„Der Gott der Eisen wachsen ließ,
der wollte keine Knechte,
drum gab er Säbel, Schwert und Spieß
dem Mann in seine Rechte;
drum gab er ihm den kühnen Mut,
den Zorn der freien Rede,
dass er bestände bis aufs Blut,
bis in den Tod die Fehde.“
ich sehe hier die Spaltung vor allem in jenen Menschen, die permanent in West & Ost denken müssen, obwohl die deutsche Einheit nun schon bald 30 Jahre alt ist, um diese Einstellung dann auch noch mit so etwas wie Patriotismus begründen zu wollen – wie absurd!
Der Duden beschreibt den Patriotismus als Liebe zum Vaterland. Ich weiß nicht, ob das Vaterland hier noch die DDR mimen soll (oder gar noch ältere Konstrukte die um die Hälfte des letzten Jahrhunderts herum schon überwunden sein sollten?!), aber wie widersinnig äußerst sich denn diese Liebe durch die dauerhaft bemühte Spaltung jenes Landes zum Ausdruck gebracht wird…
Wer heute noch alles mit „das sind die Wessis“ begründen will, der hat doch echt mächtig verschlafen.
Leg mir das jemand argumentativ nahe, wie solch ein Gehabe sinnvoll und konstruktiv sein soll!