Wir akzeptieren den Beschluss des Akademischen Senats (der bekanntlich drittelparitätisch aus Studierenden, Mitarbeiter_innen und Professor_innen besteht) zur Umbenennung der Universität, denn der ehemalige Patron hat die Uni über Jahrzehnte hinweg gespalten und stand dem Wunsch nach Weltoffenheit entgegen. Die Uni legt sich nun wieder den Namen zu, den sie in ihrer 560 jährigen Geschichte am längsten hatte und besinnt sie sich auf ihre wahre Tradition.
Wir finden „Universität Greifswald“ ist ein starker, klarer, schöner Name mit Strahlkraft für freie Forschung und Lehre und eindeutigem Bezug zu unserer Stadt.Umbenennungen von öffentlichen Institutionen, Straßen und Plätzen stehen häufiger an. So hat beispielsweise die heutige Universität Rostock 1990 den Namen „Wilhelm-Pieck-Universität“ abgelegt oder auch die Hansestadt Greifswald 2008 den Ernst-Thälmann-Platz in Dietrich-Bonhoefer-Platz umbenannt. Diesen und auch der aktuellen Umbenennung gingen – völlig legitim – sehr kontroverse Diskussionen vorweg. Am Ende sind Entscheidungen gefällt worden, die wenn auch nicht von allen mitgetragen, so letztendlich doch akzeptiert worden sind.
Neu und überhaupt nicht legitim sind jedoch der Hass und die Hetze, die im Falle der Umbenennung der Greifswalder Universität dem Akademischen Senat und besonders allen Studierenden entgegenschlägt und die deutlich an Respekt gegenüber einer Entscheidung vermissen lassen. Wenn nun einige Greifswalder ihr Engagement für die Uni einstellen wollen, muss unweigerlich die Frage aufkommen, war die bisher zur Schau gestellte Verbundenheit mit der Universität nur eine mit dem Namen und gar keine mit der Universität als Ganzem? Wir halten es für sehr schwierig, wenn den studentischen Vertreter_innen im Senat vorgeworfen wird, sie dürften nicht mitreden, da sie ohnehin bald wieder aus Greifswald verschwunden seien. Diese Position verkennt zum einen völlig, dass der Senat in 2/3 -Mehrheit diese Entscheidung traf, aber auch dass das Studium ein Lebensabschnitt ist, in dem das Nachdenken und Leben nicht außerhalb des Hörsaals aufhört und vor allem, dass Greifswald auch deshalb eine Stadt mit wachsender Bevölkerungszahl ist, weil sich viele ehemalige Studierende nach dem Studium dafür entschieden haben, auch weiterhin in Greifswald zu leben, zu arbeiten, eine Familie zu gründen und die Stadt mitzugestalten. Und genau dieses Signal sollte auch von der Bürgerschaft ausgehen: Greifswald ist eine lebenswerte Universitätsstadt (keine Ernst-Moritz-Arndt-Universitätsstadt), in der mein Engagement bereits während des Studiums geschätzt wird und die mir auch danach eine Perspektive bietet.
Ich entdecke, dass sich ein häßliches Wortspiel mit Arndt hier auf der Seite einschleicht. Dieser historisch aufgeladene Ausdruck weckt unangenehme Assoziationen, die sicherlich von niemandem der Senatoren, ob für oder wider, angestrebt wurden.
Das ist geeignet das ganze Thema tendenziell zu färben und bei Gegnern der Namensablegung unnötige Abwehrreflexe hervor zu rufen. Ich würde empfehlen auf diesen Ausdruck besser zu verzichten.
Davon ab glaube ich auch, dass die Bürgerschaft dem Senat der Uni keine Weisung per Beschluss erteilen kann. Die Senatoren ‚müssten‘ demnach sicher ihre Entscheidung nicht überdenken. Das ist dann wohl eher als eine Empfehlung zu verstehen.
Sehr geehrte Frau Heide,
Ernst-Moritz-Arndt lebte im 19. Jahrhundert und war also keine Person des Nationalsozialismus. Wussten Sie, dass E.M.Arndt als Hochschullehrer wegen seiner demokratischen Gesinnung und antifeudalen Haltung 20 Jahre Berufsverbot hatte?. Ihre Plattitüde „Universität und Stadt gehören zusammen“ sollten Sie am nächsten Montag mit einer bürgernahen Entscheidung mit Leben erfüllen. Zuvor sollte man sich aber als Entscheidungsträger mit der geschichtlichen Person E.M.Arndt, seinen positiven wie negativen Eigenschaften, näher befassen, dazu geben ja die vielen Leserbriefe und auch das Forum hier ausreichende Gelegenheit.
Mit freundlichen Grüßen
Sehr geehrter Herr Schwenke,
genau! Nutzen wir als Quellen nur noch Leserbrief und Internetforen! Gerade die Leserbriefe in der OZ strotzen ja so Informationsgehalt und Toleranz!
Herr Hardtke,
bezogen auf ihre mathematischen Überlegungen zum Abstimmungsverhalten der studentischen Mitglieder des Senats habe ich folgende Überlegung:
Sie hatten bei der Kommunalwahl 2014 ein Ergebnis von 7,2% erreicht, bei einer Wahlbeteiligung von 42,1 %. Demnach sprechen Sie für eine Bevölkerungsmenge von knapp 3% aller Wahlberechtigten. So sollten Ihre Überlegungen zur Stadt auch nur zu 3% berückichtigt werden? Ist das Ihr Demokratieverständnis?
Ich meine, wenn die studentischen Senatsvertreter nicht die Interessen der Studierendenschaft in der Abstimmung eingebracht haben, dann werden dies die nächsten Wahlen zeigen.
Diesen Eindruck eines recht seltsamen Demokratieverständnisses habe ich ebenso bei Herrn Hardtke gewonnen.
Gehörte es nicht zu den Grundsätzen, dass gewählte Abgeordnete in diesem Land ausschließlich ihrem Gewissen verpflichtet sind… wo stand das nochmal geschrieben?
Ebenso ist das Bild, das er vermitteln will, nachdem die Mehrheit der Studierenden mit Herzblut dem Arndt als ihrem Patron verbunden sind und von der Entscheidung ganz erschüttert seien, wohl eher seiner Fantasie entsprungen. -.-
Eine interessante Lesart repräsentativer Demokratie… Beeindruckend sind mithin auch die vermeintlich klaren Mehrheitsverhältnisse, auf die sich Hardtke bezieht, verfügt er anscheinend über valide Datensätze, die die Präferenzen der Greifswalder konzis darstellen…“weit überwiegende Mehrheit“…
Interessant zudem, wobei dies auch für die CDU zutrifft, dass immer zwischen Bürgern und Studierenden unterschieden wird. Dabei muss man doch zugestehen, dass zwar alle Studierenden Bürger, nur wenige Bürger allerdings Studierende sind.
Dass das „Wir-Gefühl“ Greifswalds vom Namen E-M-A abhängig sein soll, halte ich zudem für einen billigen argumentativen Pappkameraden.
Es wird immer wieder behauptet, die Rückbenennung sei allein Sache der Studenten gewesen. Es stimmten aber 24 von 36 Senatoren für die Rückbennung! Das heißt, mindestens 12 Vertreter der Professoren oder Mitarbeiter haben ebenfalls gegen den Namenspatron votiert.
Auf der studentischen Vollversammlung hat sich die Studentenschaft übrigens mehrfach dafür ausgesprochen, auf den Namen Ernst Moritz Arndt zu verzichten. Die studentischen Senatoren hatten also die offizielle Rückendeckung der Studentenschaft! Wenn die vermeintliche passive Mehrheit der Arndtbefürworter nicht auf der Vollversammlung auftaucht, ist das ihr Problem.
Außerdem trifft die immer wieder geäußerte Behauptung, dass die Studenten nach ihrem Studium sowieso nicht mehr in Greifswald leben werden, NICHT auf alle Studenten zu. Die Stadt lebt vielmehr davon, dass ein Teil der Studenten nach ihrem Studium hierbleibt.
Des weiteren ist immer wieder von Gräben zwischen der Uni und der Stadt zu lesen, die durch die umstrittene Entscheidung zum Namenspatron aufgerissen worden seien.
Zum einen ist überhaupt nicht klar, wie viele Greifswalder überhaupt für den Namen Arndt sind. Viele haben wohl gar keine eindeutige Meinung dazu, weil sie den Namen nicht kennen. Zu beachten ist auch, dass ca. 20% der Einwohner Greifswalds Studenten und ca. 10% Uni-Mitarbeiter sind. Das heißt, die gewählten akademischen Senatoren sind die Vertretung für 30% der Bevölkerung. Selbst bei einer geringen Wahlbeteiligung in den Senatswahlen wurden diese immer noch von einem bedeutenden Teil der Bevölkerung gewählt.
Warum durch die Benennung einer Uni ein Gräben aufgerissen werden sollen, ist rational nicht erklärbar. Vielmehr rückt der Name in der Bezeichnung „Universität Greifswald“ zukünftig mehr in den Vordergrund! Allerdings wird Arndt, der in der DDR in der Schule gelehrt wurde, von einigen als Symbolfigur für Vorpommern gesehen (vgl. das Interview mit Prof. Stamm-Kuhlmann in der OZ vom 27.01.2017). Nach dieser Lesart war das Votum gegen Arndt ein Votum gegen Vorpommern! Ich hoffe, dass dieses unglaubliche Missverständnis aufgeklärt wird, in dem sich beide Seiten besser zuhören.
Danke an alle. Ich fand, dass er suchte!