jk_mini150x156_01

Jörn Kasbohm (Vorsitzender der Bürgerschaftsfraktion DIE LINKE) Quelle: Bürgerschaftsfraktion Die Linke, Greifswald

Die Umbenennung der Ernst-Moritz-Arndt-Universität in Universität Greifswald ist eine Entscheidung des Senats der Universität. Die Meinung der Mitglieder der Fraktion zum Beibehalten oder Ablegen des Namens Ernst-MoritzArndt als Patron für die Universität in heutigen Zeiten ist genauso unterschiedlich, wie in der Universität selbst. Dabei sind wir in der Fraktion erst am Anfang unserer Meinungsbildung. Einig sind wir aber alle schon jetzt in dem Punkt: Es ist schon wichtig, dass man sich immer wieder verständigt, welche Haltungen der Vergangenheit auch heute noch zu akzeptieren und damit als Namenspatron tragbar sind. Nur über eine breite Diskussion kann sich ein neues Verständnis, können sich neue gesellschaftliche Standards des Miteinanders entwickeln. In der aktuellen Diskussion werden wohl zwei verschiedene Aspekte miteinander vermischt. Einerseits: Zweifelsfrei war Arndt in seiner Zeit mit seinem Einsatz gegen die Leibeigenschaft und für nationale Strukturen als damaliges Gegenmodell zu den feudalen Verhältnissen eine herausragende Persönlichkeit. Andererseits: Die Frage heute aber ist, ist Arndt auch als Namenspatron in diesen Zeiten geeignet? Wir leben heute in einer Zeit, wo zunehmend unsere jüngere Geschichte von einigen immer wieder in Frage gestellt wird (oder als was sonst sind die Bemerkungen von Höcke in Dresden zu verstehen?). Somit sind heutzutage auch die antisemitischen Bemerkungen von Arndt nicht als Vorbildwirkung zu akzeptieren. Genauso trifft dies zum Zeitpunkt und Historie der Namensverleihung an die Universität zu. Mit dieser Entscheidung des Senats der Universität wird die Diskussion zu Ernst Moritz Arndt in der Stadt sicher noch nicht beendet sein. Wir sprechen uns dabei für eine auf Werte des Miteinanders orientierte, respektvolle und vor allem breite Diskussion aus. Sollte es dann zu weiteren Entscheidungen auch in der Stadt kommen, dann bitte anders als soeben in der Universität. Dann muss gerade so eine Entscheidung auf wirklich breiten Schultern stehen.

Beitragsbild: Michael Sander via wikicommons