Burnout und Depression

Stressed Student

Kaputt und ausgebrannt. Das ist ein Phänomen, das längst nicht mehr nur bei 24-Stunden-Schichtdienst-Ärzten und Top-Managern vorkommt. Wie die traurige Realität zeigt, ist das Burnout-Syndrom, das offiziell nicht als Krankheit anerkannt wird, in alle Schichten der Gesellschaft vorgedrungen. Vom Multimillionär bis zum Arbeitslosen, vom Professor bis zum Studenten – alle können betroffen sein. Was aber genau bedeutet „ausgebrannt sein“ und was unterscheidet dieses Syndrom von der klassischen Depression?

Der Begriff „Burnout“ ist in aller Munde, wissenschaftlich allerdings nicht klar definiert. Er beschreibt einen Symptomkomplex, der durch Erschöpfung aufgrund einer vorangegangen Dauerbelastung, meist in Beruf oder Ausbildung, gekennzeichnet ist. Es handelt sich hierbei eher um einen Mode-Begriff, der bislang im ICD-10 nicht als eigene Störung etabliert ist und dessen Behandlung daher von den Krankenkassen nicht ohne Vorliegen einer zusätzlichen, anerkannten Diagnose, wie zum Beispiel einer Depression oder auch einer Anpassungsstörung, das heißt Beeinträchtigung des Anpassungsprozesses nach belastenden Lebensereignissen, bezahlt wird.

Die Symptomatik des Burnout-Syndroms ähnelt stark den Kennzeichen einer zeitlich begrenzten depressiven Verstimmung. Körperliche und psychische Erschöpfung, Antriebslosigkeit, Freudverlust und mangelnde Genussfähigkeit kommen vor. Betroffene sind oft müde und brauchen überdurchschnittlich viele Ruhepausen bis der „Akku wieder voll“ ist. In der Folge nimmt die Leistungsfähigkeit ab, Entscheidungen zu fällen fällt schwerer, man kapselt sich von Freunden und Familie ab und verbleibt oft im Zustand der „inneren Leere“, bestimmt durch Lustlosigkeit, Gleichgültigkeit und Hoffnungslosigkeit. Es können jedoch auch psychosomatische Symptome auftreten, wie etwa Nervosität, Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Verdauungsprobleme. Durch die abnehmende emotionale Belastbarkeit sind auch gereizte und aggressive Stimmungen möglich. Einige Betroffene verfallen in Zynismus. Typisch für das Burn-Out-Syndrom ist auch eine zermürbende Rastlosigkeit, die es einem erschwert, einfach mal „abzuschalten“.

Wen trifft „Burnout“ also am ehesten? Als der Begriff „Burnout“ in den 1970er Jahren zum ersten Mal auftauchte, schloss er zunächst spezifisch nur Personen in sozialen, helfenden Berufen, wie Krankenpflegepersonal, Ärzte, Lehrer ein. Diese Berufsgruppe steht unter besonderem Druck, sich ständig für andere Menschen „aufzuopfern“. Wie schon oben erwähnt, kann man beim Querschnitt durch die gesamte Gesellschaft heute aber überall „Ausgebrannte“ finden. Besonders betroffen sind Workaholics, die für ihren Beruf „brennen“, die auch nach Feierabend nicht abschalten können und stets alles, was sie tun, perfektionieren wollen. Da Studenten nie wirklich „Feierabend“ haben, ihr Wissen stets ausbaufähig ist, laufen sie also auch Gefahr, gefundenes Fressen für das Syndrom zu sein.

Wie allgemein bei psychischen Erkrankungen, sind sowohl von Burnout, als auch von Depressionen häufig Menschen betroffen, die an einem weniger stark ausgeprägten Selbstwertgefühl leiden. Sie haben oftmals hohe Ansprüche an sich selbst und neigen zum Perfektionismus, weil sie ständig das Gefühl haben, anderen beweisen zu müssen, dass sie „was drauf haben“. Aber auch allgemeine Faktoren wie ein schwieriges privates Umfeld, Stress, Streit, große Verantwortung, zu hohe Erwartungen oder sogar langweilige Routine können das Erkrankungsrisiko verstärken. Letztlich entscheidend ist jedoch die Persönlichkeit – es soll ja auch Menschen geben, die unter Stress aufblühen. Ebenso ist die genetische Ausstattung nicht zu vernachlässigen.

Wir befinden uns in einer Zeit, in der psychische Krankheiten zu allgemeinen Volkskrankheiten mutieren. Die „Diagnose Burnout“ hinzunehmen, scheint vielen Menschen einfacher zu fallen, als dem Depressions-Stigma zu unterliegen, auch wenn die beiden Begriffe ganz ähnliche Zustände beschreiben. Natürlich gibt es Psychopharmaka, die bei Depressionen Erleichterung schaffen können, sie sollten allerdings nicht Mittel der ersten Wahl sein – und sind es zum Glück auch nicht. Wichtig ist, sich Pausen und ausreichend Freizeit zu gönnen. Jeder Mensch braucht Ablenkung von Job und Uni, wenn auch nur ein paar Minuten zwischendurch. In der Prüfungsphase etwa, könne es auch sehr sinnvoll sein, den Tag „selbstfürsorglich“ zu strukturieren, eine Uhrzeit festzulegen, die das Ende des Lerntages bedeutet, und sich danach zum Ausgleich und zur Regenration mit etwas anderem zu beschäftigen, meint Frank Herzer. Auch hier können Entspannungstechniken wie Yoga, autogenes Training oder progressive Muskelentspannung hilfreich sein. Nicht außer Acht zu lassen ist zudem eine allgemein gesunde Lebensweise: vernünftige Ernährung, genügend Bewegung und ein ausgeglichener Tag-Nacht-Rhythmus sind von großer Bedeutung. Wichtig um Rückhalt zu schaffen, ist auch, das soziale Umfeld über die eigenen Probleme aufzuklären. Wer sich trotz alldem schlecht fühlt, für den kommt – nach Gespräch mit einem Arzt oder Psychotherapeuten – auch eine Verhaltenstherapie in Frage.