Überzeugungstäter

Autor: Matias Bluhm, ehem. Mitglied des StuPa

In die Hopo kam ich 2012, kurz nachdem ich mein Studium an der EMAU im Winter 2011 begonnen habe. Als praktisch Unbekannter an der Universität wurde ich in ein Gremium gewählt, welches Geld in Höhe mehrerer tausend Euro verwaltet. (circa 270 000 €. Ja, richtig gelesen, man könnte sich jedes Jahr von dem Geld ein Einfamilienhaus gönnen.)

Die zweieinhalb Jahre, die ich in der HoPo verbracht habe, habe ich nie wirklich bereut. Schwer zu glauben?

Die Greifswalder Hochschulpolitik und die studentischen Medien bieten die Möglichkeit, Willensbildungsprozesse, wie sie überall im öffentlichen Leben stattfinden, sehr realitätsnah abzubilden. Hierbei spielte jede Facette des Prozesses, von persönlichen Befindlichkeiten gegenüber bestimmten Personen bis hin zum maximalen Ausnutzen des rechtlich Möglichen, eine Rolle.

Daher war es für mich eine ziemliche Bereicherung, wenn auch zeitweise eine ziemliche Bürde. Dabei darf man nicht vergessen anzumerken, dass ich als Mitglied des RCDS ins StuPa eingezogen bin, womit man dann automatisch als Mitglied einer Randgruppe anerkannt wird (Happy Birthday to me) .

Nun, die Arbeit des StuPa, sollte darin bestehen, eine effiziente Nutzung der Mittel, welche der studentischen Selbstverwaltung zur Verfügung stehen, zu gewährleisten – im Sinne der Studierenden. Jeder sieht natürlich andere Prioritäten und das völlig zurecht. Die Zusammenstellung der Mitglieder des StuPa sollte den bestmöglichen Kompromiss für jede Frage finden und durch die Gremienwahlen sollte ein idealisiertes Abbild der Studenten1 unserer Universität gebildet werden. Daher sollte man meinen, dass der Grund für die stundenlangen Debatten im StuPa genau das Erlangen eines gemeinsamen Konsenses sein sollte. Denn wer ist näher an den Bedürfnissen der Studierenden als die Studierenden selbst.

Ehm, so einfach ist es auch schon wieder nicht.

Fehlende Kompromissbereitschaft durch manchmal ganz banale persönliche Querelen, die auf fehlgeleitetem Idealismus beruhen, behindern einen reibungsloseren Ablauf der Prozesse innerhalb der Selbstverwaltung. Viele Leser mögen jetzt aufstöhnen mit den Worten: „Klassiker“ oder „ist doch immer so mit den HoPo K-Promis“. Darin liegt ein leider ungeheuerlicher Fehlschluss.

Es liegt in der Natur des Menschen, wenn er auf engeren Raum über längere Zeit mit seinesgleichen zusammen hockt, dass es zu Spannungen unter einander kommt. Die HoPo zieht viele Leute ihr ganzes Studentendasein lang in ihren Bann und dies völlig berechtigt, da sie sehr spannend sein kann. Dass diese Leute über längere Zeit aufeinander rumhocken und möglicheweise die Zusammenstellung des StuPa und des daraus folgenden AStA nicht zufriedenstellend ist, ist einzig und allein Schuld von den Wählern, ergo EUCH.

Daher möchte ich es nicht verheimlichen, dass ein Engagement in der HoPo magengeschwür- oder haarausfallfördernd wirken kann2, aber man erhält einen Berg an Erfahrungen und Bereicherungen für sein Leben, welche verblüffenderweise in sehr vielen Lebenslagen nützlich sind.

Diese wird sicherlich nicht jeder Headhunter für super genial und „mindblowing“ ansehen, aufgrund des schon angesprochenen schlechten Ruf der HoPo (#ewigerStudent), aber gewisse Dinge tut man eben aus Überzeugung.

Wie es der Grundsatz jeder demokratischen Gesellschaft sein sollte, in der die Mehrheit die Entscheidung trifft, wobei dabei ebenso die Minderheit einen Schutz und Respekt genießt, so sollte es auch in jedem StuPa bzw. in jeder studentischen Selbstverwaltung funktionieren. Wenn du glaubst, dass es im Greifswalder StuPa anders läuft, dann greif mal zur Abwechslung zum Stimmzettel oder wenn du mutig genug bist… zur Bewerbung 😉

Sei ein Überzeugungstäter .

Anmerkungen des Autors:

1 Brauchte mal wieder einen Adrenalinkick, daher habe ich mal absichtlich nicht das Wort “Studierende” genutzt #BadBoy
2 Aber mal ehrlich, Geheimratsecken haben bestimmt auch was erotisches und das nächste mal im Mensa Club kann man im Joker-Style sein Gegenüber mit Geschichten bereichern, welche mit den Worten beginnen: “Willst du wissen, wie ich die Haare dort verloren habe“ …oder auch nicht.