Autorin: Cerrin Kresse

Nachdem wir euch in den letzten zwei Wochen erklärt haben, wie sich ein Ersti verhalten sollte und was zu beachten ist haben wir nach endloser Recherche einen neuen Studi gefunden. Cerrin hat uns exklusive Einblicke in die ersten zwei Wochen aus ihrer Sicht gegeben.

Nach einem gefühlt endlosen Sprint kam ich verschwitzt und gerade noch zu richtigen Zeit an der „Mensa am Beitz-Platz” an. Die rhythmische und dennoch eintönige Musik hörte man schon von weitem und ein solches Chaos hatte ich nicht erwartet. Auch die Suche nach meinem Tutor gestaltete sich als schwierig, da es für einen kleinen Menschen nicht gerade leicht ist, eine solche Menschenmasse zu durchdringen und nebenbei einen Blick auf die hochgehaltenen Schilder werfen zu können. Nach einiger Zeit war allerdings der Tutor mit Schild gefunden. Es bot sich mir ein zweiter unerwarteter Anblick: Der Tutor war allein. Trotz der vielen Menschen, die sich bereits in Medizin, Jura und Anglistik gereiht haben, sollte nicht einer der übrigen an meinem Studiengang interessiert sein? Mein kleiner Schreck verflog allerdings, als sich mehr und mehr Leute zu uns gesellten. Schnell fand man Anschluss, dennoch fehlte beim Auftauen ein wichtiger Faktor. Bier. Insgesamt dauerte es eine Stunde, bis wir endlich unsere liebevoll gepackten Ersti-Beutel in der Hand hielten.

Eine ganze Stunde. Ohne Bier. Wobei es doch genau das war, worauf ich mich am meisten gefreut hatte. Wir klagten sogar den Tutoren unser Leid, doch sie nahmen von uns keine Notiz. Sie schickten uns lieber noch einmal durch die Stadt, um uns alle wichtigen Gebäude zu zeigen und Ansprechpartner zu nennen, die wir ohnehin nach zwei Minuten wieder vergessen hatten. Doch nach einigen Stunden war Land in Sicht: Das Koeppenhaus, in dem die legendäre Ersti-Woche erfolgreich eingeläutet wurde.

Nach Partys in allen Schuppen und Kellern Greifswalds, dem Kennenlernen einer Menge cooler Leute, dem Verzehr von hochprozentigen Flüssigkeiten, Gedächtnisverlust und Spiderapps bin ich allerdings nun zurück in der Realität, wo wieder alles auf Anfang gesetzt wird. Mein neues Studentenleben. Nachdem mir ungelogen vier Mal in diversen Einführungen erzählt wurde, wie man sich seinen eigenen Stundenplan baut, bereitete er dennoch einige Schwierigkeiten. Veranstaltungen überschnitten sich doppelt und dreifach, aber nach mehreren Verschieben war auch das in den Griff zu bekommen. Die ersten Vorlesungen sind ganz okay, wobei Sätze wie: „Dann verbessert ihr eure Chancen, dadurch bessern sich die Chancen“ mehr für Verwirrung als für Aufklärung sorgen. Auch neigen Studenten scheinbar dazu, sich und ihre Mitmenschen komplett in den Wahnsinn zu treiben. Wenn einer irgendetwas über eine Änderung im Stundenplan erzählt, wird es sofort weitergeplaudert, egal ob es stimmt oder nicht. So haben wir bereits in der ersten Woche das Mantra jener Studienberatung gelernt, die auf die Worte setzt: „Vertraue nie auf deine Kommilitonen.“ Außerdem kann ich jedem raten, niemals ohne Schreibmaterial einer Vorlesung beizusitzen. Anfängerfehler wahrscheinlich. Kommt auch nicht wieder vor, denn eine Serviette als Ersatz ist mehr schlecht als recht geeignet.

Zudem muss ich sagen, dass ich Greifswald bei der Stadtführung meiner Tutoren nicht annähernd so gut kennengelernt habe, wie nach dutzendmaligem Verfahren in der letzten Woche. Kann doch eigentlich gar nicht so schwer sein, oder?

Trotz einiger Komplikationen mit Moodle und dem LSF, dem Fahrrad und der eigenen Haushaltsführung bin ich sehr zufrieden mit der teilweise sehr chaotischen Ersti-Woche und meinem Studieneinstieg. Noch. Und natürlich hoffe ich, dass es so bleibt.