von Sebastian Bechstedt

Nicht zuletzt dank Edward Snowden und der aktuellen Debatte um die Ausspähung von sozialen Netzwerken wissen wir, dass die Regierungen vor allem nach dem 11. September eine unfassbare Datensammelwut erfasst hat, die durch die Omnipräsenz von Smartphones und Videoüberwachung immer weiter befeuert wird.

Der Traum eines jeden Geheimdienstes

Entwickler einer Maschine, die diese Totalüberwachung ermöglicht ist Harold Finch, einer der beiden Hauptprotagonisten von „Person of Interest“. Die amerikanische Regierung beauftragte ihn nach den Anschlägen vom 11. September mit dem Bau eben jenes Traumes eines wohl jeden Geheimdienstes, um relevante Daten zu möglichen Terrorverdächtigen zu ermitteln. Dass dabei allerdings auch Informationen über alltägliche Verbrechen abseits des Terrorismus gewonnen werden, mit denen sich die Regierung nicht befasst, lässt Finch nicht in Ruhe – er baut sich kurzerhand eine Hintertür ein, durch die er Zugriff auf Sozialversicherungsnummern von in zukünftige Verbrechen – Minority Report lässt grüßen – involvierte New Yorker Bürger erhält. Ob diese Täter oder Opfer sind weiß er hierbei allerdings nicht. Um das herauszufinden steht Finch der Ex-Soldat John Reese zur Seite, welcher den von der Maschine ausgespuckten Personen folgt und diese auf recht eigenwillige Weise versucht von einem Verbrechen abzuhalten.

Reese und Finch sind hierbei ein interessantes und zugleich ungleiches Duo. Ist man sich bei Harold Finch, dem genialen Programmierer, nicht ganz sicher, ob er nun aus hehren Motiven handelt oder doch den auf die Spitze getriebenen Orwellschen Überwachungswahn personifiziert, so ist John Reese augenscheinlich einfacher gestrickt.

Viel Action – Wenig Tiefgründiges

Und hier liegt leider auch eines der beiden Problemen von „Person of Interest“. So verkommt das interessante Duo leider zu schnell zum Gespann aus Computergenie und Vollstrecker, wobei sich Letzterer in Rambomanier durch New York kämpft, um letztlich schlicht Selbstjustiz zu verüben. Zudem tritt das eigentlich spannende und hochaktuelle Thema rund um den Überwachungsstaat hierbei viel zu oft in den Hintergrund, hinter Action und die oberflächlich beleuchteten Fälle, welche in den Einzelepisoden schnell und zügig abgehakt werden. Grundsätzlich ist es eine verlockende Idee, dass sich hinter jeder durch die Maschine ausgespuckten Nummer ein neues potenzielles Verbrechen verbirgt welches es zu beleuchten gilt, doch dann müssen diese auch glaubwürdig und gut erzählt sein.

So bleibt letztlich eine Serie, die ein hochaktuelles Thema angeht und die eine äußerst spannende Rahmenhandlung verspricht, aber losgelöst hiervon nur Kriminalfälle anreißt, die häufig wenig tiefgründig erzählt sind und dabei nicht über das hinausgehen, was Genrevertreter wie CSI oder Criminal Minds schon lange bieten. Wer mit letzteren beiden Serien allerdings Freude hat und sich für die zugegebenermaßen reizvolle Rahmenhandlung interessiert, kann bedenkenlos zugreifen – alle anderen sollten jedoch schauen ob sie nicht noch eine Alternative in der DVD- oder Streamingsammlung finden.

Fazit

Romantik 

Action 

Spannung 

Abenteuer 

Anspruch 

Serie: Person of Interest

Produzenten: Jonathan Nolan, Greg Plageman, J. J. Abrams, Bryan Burk

Dauer einer Episode: 43 Min.

Seit: 2011 (4 Staffeln)

Verfügbar auf: DVD, Netflix