Von Sebastian Bechstedt
Was haben Electro-Pop, mysteriöse „Gnaden-Noten“, die 80er und Heroin gemeinsam? Sie alle ergeben eine Mischung, die Teresa Caballos Debut-EP „The Legendary Mercy Notes“ zu einem Kurztrip machen, der es in sich hat. webmoritz. rezensierte die EP und sprach mit Teresa Caballo.
Teresa Caballo ist ein Electro-Pop Soloprojekt des Berliner Künstlers David Friedrich, der zuvor vor allem im Bereich Rock/Pop unterwegs war. Der Titel „The Legendary Mercy Notes“ spielt dabei auf eine Legende rund um die mysteriösen Mercy Notes an. Wenn ein Künstler diese erlangt, führen ihn die Noten zu großem Ruhm – allerdings nicht ohne ein Opfer zu fordern. Auf eben jenen Noten gründet Caballo seine Debut-EP. Darüber, wie er an die Noten gekommen ist, macht er aber auch in unserem Interview nur vage Andeutungen.
Überraschende Wendungen und berauschende Beats
Musikalisch ist es auf jeden Fall ein Glück, dass Teresa Caballo die Mercy Notes empfangen hat. So entsteht auf der Platte eine tolle Mischung aus modernen Electrobeats und 80er Jahre Synthesizerklängen, die durch mit Bedacht eingesetzten Vocals abgerundet wird. Das Erstaunliche dabei ist, dass es die EP schafft einen immer wieder mit Wendungen in und zwischen den Tracks zu überraschen, die fernab der Berechenbarkeit vieler heutiger Pop- und Electrowerke sind.
Gerade der Track „White Boy“ schafft diese Wendung perfekt. Mitten im Song – man meint das Stück neigt sich dem Ende – kommt eine Passage, mit der der Zuhörer nicht rechnet, ja nicht rechnen kann, die einen aber sofort aufspringen und tanzen lässt.
Auf eine ganz andere Art antreibend ist der Song „Electric Butter“. Dieser steigert sich im Verlauf seiner Spielzeit immer weiter und führt unweigerlich dazu, dass beim Zuhörer der Puls ansteigt. So treibt einen der Song geradezu vor sich her. Die 80er Jahre Electroklänge tragen zudem dazu bei, dass man das Gefühl bekommt sich in einem Videospiel vergangener Tage zu bewegen – immer schneller werdend auf der Jagd dem Ziel entgegen.
Die Songs „Chiva“ und „Pure“ hingegen bestechen vor allem durch die grandios eingesetzten und fein variierten Vocalpassagen, die es unweigerlich schaffen einen in den Bann zu ziehen. Gerade „Pure“ gelingt es, diese Vocals mit einem Duell aus kräftigem Bass und Synthesizer zu rahmen und den Track damit zu einem intensiven und würdigen Finale der EP werden zu lassen.
So bleibt eine kurze aber knackige EP, an der man am ehesten noch ihren melancholischen Grundton aussetzen könnte. Bei mir hat sie aber auf jeden Fall einen bleibenden Eindruck geschaffen und mich lediglich mit der Frage zurückgelassen, ob sich so nun ein Heroinrausch anfühlt – ein Eintauchen in eine surreale Welt voller Energie, die einen schließlich erschöpft, aber lechzend nach mehr, wieder ausspuckt.
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