geschrieben von Tine Burkert

Manchmal hat man das Gefühl, Greifswalds Kneipenkultur ist irgendwann zwischen Kaffeekränzchen und Pfeffi-Absturz eingeschlafen. Denkt ihr? Nein! Wir zeigen euch, welche Bars uns beeindruckt haben und über welche Kneipen das Urteil eher ernüchternd ausfiel. Lehnt euch zurück und genießt die verbalen Cocktails. Zwölf Bars haben webmoritz.-Redakteure getestet im Kneipentest. Heute für euch ins Kreuzverhör genommen werden die Kulturbar und die Fritzbar.

In der Langen Straße fast auf der Höhe des Marktes, unscheinbar und nur durch ein Schild mit verblichenen Lettern gekennzeichnet, die Kulturbar. Hinein in den Eingang, Treppe hoch und – ein Wohnzimmer? Zögernd betreten wir den gemütlichen Raum mit dem alten Holzboden. Die Anzahl der Tische kann man an einer Hand abzählen, die circa fünf Meter lange Bar wirkt hier fast riesig. Wir setzen uns.

Eine freundliche Frau kommt lächelnd auf uns zu und fragt uns, was wir trinken wollen. Wissen wir noch nicht. Sie wirkt entspannt, so, als ob sie ehrlich Spaß an ihrem Job hätte, nickt, und schwebt zum nächsten Tisch. Ich blättere in der Karte. Sie ist so auf der linken unteren Ecke zusammengeheftet, dass man sie wie einen Fächer aufschieben kann. Lustig, denke ich, aber unpraktisch. Ich bestelle einen Bombay Tonic, meine Begleitungen White Russian, Classic Margherita und Gin Fizz für jeweils fünf bis acht Euro. Als ich die Cocktails probiere, bin ich ehrlich begeistert. Sie glänzen durch rezepturgetreue Zubereitung, angenehme Temperatur und vor allem durch intensiven Geschmack. Das Verhältnis von Spirituose und Softdrink ist perfekt. Das ist nicht überall in Greifswald so. Als mein Kumpel ein Getränk bestellt, das nicht auf der Karte steht und wahrscheinlich auch nur zehn Prozent aller Gastronomen kennen, reagiert unsere Bedienung souverän.

„Roten Wermut haben wir leider nicht da. Geht’s auch mit Weißem?“

Ich starre sie an. Chapeau!

Nachdem meine rauchenden Freunde auch das durch eine Tür getrennte Raucherzimmer entdeckt haben, sind wir Feuer und Flamme für die Kulturbar. Es war lecker und spaßig, mit kompetentem Personal und angenehmer Atmosphäre. „Wir kommen wieder“, denke ich, und animiere meine Freunde, zur nächsten Location zu ziehen. Wir bezahlen, verabschieden uns, und steuern auf den Markt zu.

Die Fritz Bar gehört wohl zu den Bars, die einem als zugezogener Student als eine der ersten begegnet. Über eine Treppe geht es hinab in die Kellerwölbungen. Diese sind sehr geschmackvoll eingerichtet. Heller Landhausstil. Ich fühle mich auf Anhieb wohl, auch weil die Bar voll mit anderen Studenten ist. Zuerst steuern wir die Bar an. ‚Ein bis zwei Euro für einen Shot‘, staune ich. Das bin ich gar nicht gewöhnt aus meiner Heimatstadt. Dort wird die cl Grenze allerdings auch nicht ganz so genau genommen und meist hält man dann einen doppelten in der Hand, also kommt es im Endeffekt wahrscheinlich auf das Gleiche hinaus. Cocktails sehe ich keine auf der Karte, aber Longdrinks sind auch super. Also bestelle ich einen Gin Tonic, der sehr gut schmeckt. Die Arbeit hinter der Bar funktioniert zügig, aber leider sind die Kellner/innen ziemlich gestresst, weswegen nicht viel Zeit für Freundlichkeit bleibt.

Für die ‚Feinschmecker‘ gibt es auch besondere Spirituosen, zum Beispiel Grey Goose Vodka, der dann im Preis verrechnet wird.

Die Anderen und ich suchen uns erstmal einen Platz auf einem der Bänke und nippen an unseren Getränken. Aus den Lautsprechern dringen Bässe, die die Stimmung anheizen. Mein Fuß wippt im Takt und ich kriege Lust auf mehr. Da ist es nur allzu praktisch, dass der Kontor quasi zur Fritzbar gehört und man nur einen schmalen Gang entlang gehen braucht, um auf der Tanzfläche zu stehen. Auf der Toilette (die sehr sauber ist) komme ich ins Gespräch mit anderen Studenten. Sowieso kommt man hier leichter mit allen ins Gespräch, habe ich das Gefühl. Auch dadurch, dass die Tische so riesig sind und man sich oft irgendwo dazu setzen muss oder anders herum. Trotzdem verbindet die Fritzbar Bar mit Feierei und eignet sich nicht, wenn man mal in Ruhe einen Cocktail schlürfen möchte.

Die anderen getesteten Bars findet ihr im Kneipentest.

Foto: Florian Garrecht via Jugendfotos.de