knäckebröd-TitelbildDag Hammarskjöld ist in Uppsala allgegenwärtig: Eine Straße, eine Schule und eine Bibliothek sind nach ihm benannt, im Schlosspark steht sein Denkmal. Das kommt nicht von ungefähr: der charismatische Schwede war der zweite Generalsekretär der Vereinten Nationen.

1905 als Sohn des damaligen Premierministers in Jönköping geboren, hat er in Uppsala seine Kindheit verbracht. Hier hat er an der Universität Philosophie, Rechtswissenschaft und Wirtschaft studiert und hier sollte er später auch seine letzte Ruhestätte finden.

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Hammarskjöld-Denkmal vor dem Schloss Uppsala.

Bevor er 1953 in das Amt des Generalsekretärs gewählt wurde, stand er knapp 20 Jahre lang als parteiloser Staatssekretär im Dienst der schwedischen Regierung. Als neutraler Technokrat, dem man wohl nicht viel zutraute, war er nach New York gekommen: spätestens mit dem Aufstellen einer internationalen Friedenstruppe – den Blauhelmsoldaten – zur Entschärfung der Suezkrise 1956 gelangte die junge Organisation der United Nations unter seiner Führung zu bisher nicht gekannter Bedeutung.

Auf der Suche nach Frieden in den „Kongo-Wirren“ war er auch, als sein Flugzeug 1961 im heutigen Sambia abstürzte. Ob die Ursache tatsächlich ein Unfall war oder doch ein Mordkomplott westlicher Staaten und Unternehmen, die an den dortigen Rohstoffen interessierten waren, ist bis heute nicht geklärt. Noch im gleichen Jahr wurden seine Verdienste mit dem Friedensnobelpreis gewürdigt.

Von Dag Hammarskjöld blieb weit mehr als eine gestärkte UN zurück. In seinem Nachlass fand man tagebuchartige Aufzeichnungen, ein „Weißbuch meiner Verhandlungen mit mir selbst – und mit Gott.“, wie er es selbst bezeichnete. Denn nicht politische Überlegungen oder Anekdoten schrieb Hammarskjöld dort nieder, sondern tiefgründige Reflexionen seines Handelns und seines christlichen Glaubens. Unter dem Titel „Zeichen am Weg“ wurden sie posthum publiziert.

Und so ist Dag Hammarskjöld wohl nicht nur einer der bedeutendsten Staatsmänner des letzten Jahrhunderts und zugleich ein tiefsinniger Mystiker, sondern sein Geist ist wohl auch tatsächlich allgegenwärtig, wenn man hier mit Studenten aus nahezu allen Ländern der Erde in den Räumen studiert, in denen auch er studiert hat, in den Pubs sitzt, in denen auch er gesessen hat.

„Mitten im Gelärm das innere Schweigen bewahren. Offen, still, feuchter Humus im fruchtbaren Dunkel bleiben, wo Regen fällt und Saat wächst – stapfen auch noch so viele im trockenen Tageslicht über die Erde in wirbelndem Staub.“

aus: Dag Hammarskjöld, Zeichen am Weg (1965).

 

Fotos/Grafik: Anton Walsch

knäcke1Diese Kolumne ist Teil der Reihe “Biss ins knäckebröd”. Weil jeder ein bisschen Schweden abbekommen sollte, schreibt Anton seit dem 28. Januar jeden Montag über sein Auslandssemester an der Universität Uppsala. Hier kommst du zu den bisher erschienen Kolumnen.