Was hat Joachim Gauck mit einem Film über eine Ärztin in der DDR zu tun? Es ist schwierig, Gaucks Thema der Freiheit zu verstehen, kennt man nicht den Zustand der Unfreiheit. Christian Petzolds Film „Barbara“ ist ein nüchterner Film, der deutlich das Ausmaß der Unfreiheit in dem Land zeigt, das 1990 von der Europakarte verschwand.

Die Ostberliner Ärztin Barbara Wolf (Nina Hoss) hat einen Ausreiseantrag gestellt, sie will zu ihrem Geliebten in die BRD. Der Antrag wird abgelehnt. Nun wird sie strafversetzt, an die Ostsee, und unter ständige Beobachtung durch die Staatssicherheit gestellt. Sie weiß nicht, wem sie noch vertrauen kann – ihrem neuen Chef André (Ronald Zehrfeld) vertraut sie nicht, denn sie kann ihn nicht durchschauen und hält ihn für einen Spitzel. Nur ihren Patienten gegenüber kann sich Doktor Wolf ein wenig öffnen. Sie verteidigt eine junge Patientin, die auf dem Jugendwerkhof Torgau umerzogen werden soll und an Hirnhautentzündung leidet, gegen die Volkspolizisten und versucht, ihren Aufenthalt in der Klinik zu verlängern. Doch alles andere lässt sie an sich abprallen.

Selbstverständlich sagt sie das nie, so wie im Film wenig Offensichtliches ausgesprochen und gezeigt wird. Keine Honecker-Bilder an den Wänden, keine DDR-Flagge, dafür Verstecken vor dem Stasi-Offizier, offene Überwachung und Fluchtpläne. Also die Seite, die beispielsweise der Ostalgie-Klassiker „Sonnenallee“ nur zaghaft zeigt.
Doch Petzold, der für „Barbara“ auf der Berlinale als bester Regisseur ausgezeichnet wurde, sagte: „Es ging uns nicht darum, das Portrait eines Unterdrückerstaates zu filmen.“ Vielleicht soll der kräftige Ostseewind, der im Film weht, den Gegenwind verdeutlichen, der Nina Hoss entgegenweht.

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Filmmusik klingt nur spärlich an, manchmal herrscht sekundenlanges Schweigen im Film. Das intensiviert den Blickpunkt des Zuschauers auf die wenigen Gefühle, die nicht noch verstärkt werden müssen. Nur wenn sie ihren Geliebten im Interhotel trifft, dort mit ihm ihre Flucht plant, dann ist einer der wenigen Momente, in denen Musik gespielt wird, ein Fünkchen Hoffnung. Für weitere Gefühle ist in Barbaras Welt kein Platz mehr. Genauso nüchtern ist die Kameraführung, Details zeigen oder Experimente sollen nicht den Blick auf das Wichtige verklären.

Geradlinig, nüchtern, aber dabei nicht ohne Gefühle erzählen Petzold und die Schauspieler von der Schwierigkeit, in einem Staat, der seinem Bürger nicht vertraut, noch vertrauen zu können.

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