Die diesjährige studentische Kunstausstellung „Insomnale“ steht auf der Kippe. Nach dem zehnjährigem Jubiläum im letzten Jahr droht der größten Ausstellung junger Kunst in Vorpommern nun das Aus.

Solchen Kunstwerken fehlt in Zukunft eventuell die Ausstellungsfläche

„Ihr lernt ganz viel und es gibt Scheine!“ Was nach einer sehr verkürzten Definition des Studiums klingt, ist ein fast schon verzweifelter Notruf des Fachschaftsrats (FSR) Kunst und Kunstgeschichte. Auf einem schlichten Aushang heißt es weiter: „Kommt zum SOS-Treffen“, mit großer dringender Überschrift „Rettet die Insomnale!“

Zu der Krisensitzung am 16. März erscheinen rund zwei Dutzend Interessierte im hellen Zeichenraum des Caspar-David-Friedrich-Instituts (CDFI). Während es draußen vor den dunklen Fenstern in Strömen regnet, tragen Annabelle Diepold und Karolin Schwab das Problem allen Anwesenden vor. Die frisch gewählte Vorsitzende und die Finanzerin des Fachschaftsrats suchen ein neues Veranstaltungsteam, welches im kommenden Sommer eines der wichtigsten Aushängeschilder des Kunstinstituts und der Studierendenschaft schultern soll: die „Insomnale“.
Gemeint ist eine der erfolgreichsten Ausstellungen in Mecklenburg-Vorpommern. Namensgebend ist die Schlaflosigkeit, welche sich nach langen Nächten der Vorbereitung, des Sommers und der Ausstellungen einstellt.

Organisiert, durchgeführt und mit Werken von Greifswalder Kunststudenten des CDFI. Dort eingeschriebene Studierende können ihre Kunstwerke und kunstwissenschaftlichen Arbeiten in einem Wettbewerb einreichen, getrennt in die Bereiche Bildende Kunst und Kunstwissenschaft. Die künstlerischen Werke wurden in der Vergangenheit vom Ende Mai bis zum längsten Tag des Jahres interessierten Ausstellungsbesuchern präsentiert, im letzten Jahr über 3 000 innerhalb von neun Tagen. Die wechselhaften Ausstellungsorte in den letzten Jahren reichten unter anderem vom Institutssitz der Kunstgeschichte in der „Alten Augenklinik“ über das Theater Vorpommern bis hin zum alten Postgebäude am Markt und sogar schon das Max-Planck-Institut. Langer Ausstellungspartner ist das Pommersche Landesmuseum. Im letzten Jahr wurden Räume in der Langen Reihe und nach teilweiser Verlegung auch in der Dompassage genutzt.

Eröffnungsfeier der Insomnale 2010

Neben verschiedenen Vernissagen umfasste die vergangene „Insomnale“ auch Musikveranstaltungen, Sonderausstellungen und das Kolloquium zu den eingereichten wissenschaftlichen Arbeiten. Abschließend veranstaltete der FSR noch eine Hofparty. Die herausragendsten Präsentationen aus den Bereichen Malerei, Grafik, Skulptur, Fotografie, Video und Installation wurden von einer Jury prämiert, welcher meist Kunstprofessorinnen oder -professoren angehören. Überreicht wird die sogenannte „Mooreiche“ und im letzten Jahr erhielt der erste Platz auch ein Kunststipendium im internationalen Künstlerhaus Lukas in Ahrenshoop.

Im vergangenen Jahr hieß es noch: „Das Organisationsteam setzt sich jedes Jahr neu zusammen. Das heißt, wir müssen das Rad quasi neu erfinden. Es gibt wenig Vorarbeit, auf die man sich berufen kann“, erklärte Dominique Öder vom Organisationsteam 2010 im moritz Magazin 84. Nach dem vergangenem Erfolg zeigt sich in diesem Jahr genau dies als Problem: Durch die späte FSR-Wahl im Januar und den jährlichen Wechsel der erfahrenen Verantwortlichen fehlt es an willigen und engagierten Organisatoren, der Zeitpunkt rechtzeitig neue Personen an das Projekt heranzuführen, ist verpasst worden. Der Fachschaftsrat will das Großprojekt nicht stemmen – Vorsitzende Annabelle betont in der Runde mehrmals, dass sich nun alle, die Verantwortung übernehmen wollen, zusammenfinden müssen.

Eröffnungsfeier der Insomnale 2010 mit einer studentischen Modeperformance

Es soll wie in den vergangenen Jahren Leistungsscheine für die Unterstützung geben, das wurde dem FSR von vielen Dozenten bestätigt. Die Zeit drängt, es sind noch keine Räumlichkeiten gefunden und noch keine Sponsoren für die benötigten 3 000 Euro angesprochen und solange kann auch die elfte „Insomnale“ nicht beworben werden. Es wird viel diskutiert, wiederholt, Vorschläge notiert, Zweifel besprochen und Ideen ausgetauscht. Verschiedene Gruppen finden zusammen – aber niemand, der die Gruppe koordinieren will. Ein Forum und ein Mailverteiler werden eingerichtet. Aber weitere Helfer werden benötigt, dass zeigt die Erfahrung der letzten Jahre. Die zukünftigen Organisationstreffen sollen jeden Dienstag um 18 Uhr im Kleinen Malsaal des Instituts in der Bahnhofstraße stattfinden. Die Vorbereitung und Vernetzung hat gerade erst begonnen – es sind nur noch zwei Monate bis zum Beginn der elften „Insomnale“ – ein Wettlauf für die Kunst hat begonnen.

Ein Bericht von Daniel Focke mit Fotos von Carsten Schönebeck (Gemälde) und Patrice Wangen (Rest).