von Jakob Pallus | 27.04.2010
webMoritz: Korbinian, du hast erst kurz vor der Wahl bekanntgegeben, dass du wieder kandidierst. Wieso erst so spät?
Korbinian Geiger: Ich war mir lange nicht sicher, ob ich überhaupt noch einmal antreten sollte. Zum einen spielte für mich die Nachfolgeperspektive eine Rolle. Das war dann zum Zeitpunkt des StuPa-Wochenendes mehr oder weniger abgeschlossen. Zum anderen wollte ich für mich selbst herausfinden, ob ich mir vorstellen kann, dass die neue Legislatur mir Freude bereiten könnte. Beim StuPa-Wochenende haben alle Anwesenden als Ziel angegeben, viel zum Wohl der Studierendenschaft beitragen zu wollen und machten auch sonst einen engagierten Eindruck auf mich. Da ist meine Entscheidung dann gefallen.
webMoritz: Du sagst, die Nachfolgeperspektive sei für dich ein Grund gewesen, wieder zu kandidieren…

In gespannter Erwartung des Wahlergebnisses: Korbinian Geiger
Korbinian Geiger: Vor einem Jahr, als ich mein erstes Präsidium besetzt habe, bin ich eher in das Präsidentenamt hereingeschlittert. Ich musste unverzüglich das Präsidium besetzen, ohne dass ich viele der Leute kannte. Schon da habe ich hinsichtlich der Auswahl meiner Stellvertreter ein Auge darauf geworfen, ob diese mir nicht vielleicht im Amt des StuPa-Präsidenten nachfolgen könnten.
Jetzt ist noch hinzugekommen, dass, hinsichtlich der politischen Situation mit der beabsichtigten Lehramtsstreichung, es möglicherweise schädlich sein könnte, wenn ein neuer StuPa-Präsident erst eine recht lange Anlaufzeit bräuchte, um bei der Arbeit mit AStA, Moritz-Medien und Senat schlagkräftig zu sein.
Lehramt: „Die Uni wird vom Bildungsministerium erpresst.“
webMoritz: Du hast den möglichen Wegfall der Lehrerausbildung angesprochen. Was sind Ziele für deine zweite Amtszeit, was möchtest du erreichen?
Korbinian Geiger: Dieses Thema wurde uns ja von der Landesregierung unfreiwillig aufgedrückt. Die Landesregierung will die Lehrerbildung in Rostock konzentrieren. Es sei ineffizient, an zwei Standorten in Mecklenburg-Vorpommern Lehrer auszubilden. Dabei wird allerdings vergessen, dass die Fächer Russisch, Polnisch, Schwedisch, Norwegisch, Dänisch, Kunst und Geografie nur hier in Greifswald studiert werden können. Bei einer Abschaffung der Lehrerbildung in Greifswald würden in ganz Mecklenburg-Vorpommern diese Lehrer fehlen. Sollte das Lehramt wegfallen, wäre zu befürchten, dass die kleinen Institute, die diese Unikatsfächer anbieten, auch mittelfristig aufgrund der dann geringeren Nachfrage geschlossen werden würden. Das heißt: Als erstes fiele die Lehrerbildung weg, dann die Slawistik, vielleicht das Caspar-David-Friedrich-Institut und am Ende dieses Prozesses die gesamte Philosophische Fakultät. Die Pläne der Landesregierung gehen also an die Grundpfeiler der Universität Greifswald. Das zu verhindern, steht bei mir auf der Agenda an erster Stelle.
Ein weiteres Ziel ist, dass der AStA und die moritz-Medien ihre Handlungsfähigkeit behalten, mit kreativen, klugen Köpfen besetzt werden und dass ihre Strukturen pragmatisch ausfallen.
Außerdem will ich auch weiterhin verhindern, dass das StuPa die moritz-Medien inhaltlich beeinflusst. Das habe ich auch bereits vor einem Jahr versprochen. Nehmen wir einmal an, der webMoritzwebMoritz veröffentlicht einen Artikel über den „Affenzirkus StuPa“, woraufhin sich einige Stupisten empört darüber zeigen, dass in den eigenen Medien so berichtet wird, und stellen den Antrag, den Moritz-Medien nur noch positive Berichterstattung über das StuPa zu erlauben. So etwas lehne ich ab. Das StuPa darf die Medien inhaltlich nicht kontrollieren oder zensieren.
Zudem möchte ich weiterhin Gewähr dafür leisten, das die Studierendenschaft im Senat von mir in Zusammenarbeit mit den anderen studentischen Senatoren wirkkräftig vertreten wird.
webMoritz: Noch einmal zum Lehramt. Gibt es bereits konkrete Aktionen, die das StuPa plant und was können das StuPa und du persönlich zur Rettung beitragen?
Korbinian Geiger: Ich allein kann das Lehramt leider nicht retten. Das große Problem ist ja, dass letztlich die Uni durch die neue Zielvereinbarung vom Bildungsministerium erpresst wird oder die Landesregierung dies verhindert. Wir können darauf leider nur mittelbar einwirken, da wir weder eigene Landtagsabgeordnete stellen, noch jemanden haben, der im Ministerium für uns arbeitet. Wir müssen also auf die Kraft der Argumente setzen. Es muss allen in Schwerin wieder und wieder erklärt werden, weshalb eine Abschaffung der Lehrerbildung in Greifswald zum Schaden für ganz Mecklenburg-Vorpommern wäre. Außerdem muss jeder, der hochschulpolitisch aktiv ist, seine persönlichen politischen Kontakte nutzen, um auf die Entscheidungsträger in Schwerin Einfluss auszuüben. Viele StuPa-Mitglieder sind in Hochschulgruppen und deren Mutterparteien aktiv. Von ihnen erwarte ich, dass sie sich in ihren Parteien für den Erhalt der Lehrerbildung in Greifswald einsetzen.
Probleme in der Administration, Erfolge im Senat
webMoritz: Kommen wir noch einmal auf den Ablauf deiner Wahl zu sprechen. Als du zum ersten Mal zum StuPa-Präsidenten gewählt wurdest, fiel die Wahl einstimmig aus. Jetzt hast du 17 Stimmen bekommen, zehn Stupisten haben jedoch gegen dich gestimmt. Siehst du das als Kritik an deiner ersten Amtszeit oder wie erklärst du dir das Ergebnis? Deine Antrittsrede direkt nach der Wahl fiel doch sehr reumütig aus.
Korbinian Geiger: Der webMoritz hat meine Ansprache reumütig genannt. Es mag hier vielleicht an meiner katholischen Mentalität liegen, dass ich – suboptimaler Weise – in meiner Vorstellung hauptsächlich das erwähnt habe, was schlecht gelaufen ist. So war meine erste Legislatur doch recht erfolgreich, gerade wenn man betrachtet, was vom Präsidium und dem gesamten StuPa an Arbeit geleistet worden ist.
Ich glaube nicht, dass die Nein-Stimmen überwiegend inhaltlich bedingt sind, sondern dass es eher sachfremde Motivationen anderer Stupisten gegeben hat, selbst Präsident zu werden. Dies wäre aber eben wahltaktisch nur zu verwirklichen gewesen, wenn ich im ersten Wahlgang als einziger Kandidat nicht gewählt worden wäre. Wäre jemand direkt gegen mich angetreten, hätte ich doch höchstwahrscheinlich zumindest im zweiten Wahlgang die erforderliche Anzahl von 14 Stimmen erreicht. Deswegen war es für diejenigen, die mich politisch „beerben“ wollten, die einzige Möglichkeit, den ersten Wahlgang abzuwarten und darauf zu hoffen, dass ich durchfalle.
In so einem ganzen Jahr Amtszeit musste ich doch auch recht oft konkret Meinung beziehen – auch wenn das öffentlich vielleicht nicht immer so bemerkt wurde. Das stößt einigen, die in konkreten Entscheidungen zum Nachgeben gezwungen sind, möglicherweise bitter auf und so werden für manche aus sachlichen Auseinandersetzungen persönliche Konflikte. Das finde ich sehr bedauerlich.

Präsidiumswechsel: Der alte und neue Präsident (l) übernimmt vom Alterspräsidenten Thomas Schattschneider (m.). Rechts Korbinians neuer Stellvertreter Christopher Denda
webMoritz: Welche Erfolge konntest du in deiner ersten Amtszeit verbuchen, was ist weniger gut gelaufen?
Korbinian Geiger: Nicht so gut gelaufen ist unzweifelhaft der administrative Bereich, insbersondere die StuPa-Protokolle. Hier sind wir ordentlicher in Verzug.
Dann gibt es Kritik hinsichtlich der Internetseite des StuPa, die zwar funktional gestaltet, aber ästhetisch nicht mehr auf der Höhe der Zeit sei. Erstellt habe ich die Seite zwar nicht, ich habe sie jedoch modifiziert und nehme die Aktualisierungen daran hauptsächlich selbst vor. Administrativ wird im neuen Präsidium mehr Arbeit aufgeteilt.
Zu meinen Erfolgen hingegen zählt sicher die Position im Senat. Als StuPa-Präsident habe ich dort für die Studierendenschaft Rede- und Antragsrecht. Zwei Anträge, die einzubringen ich vom StuPa beauftragt wurde, wurden auch mit großer Mehrheit im Senat angenommen. Der eine Antrag betrifft die Einsetzung eines Nachhaltigkeitsbeauftragten. Der wurde zwar insofern verändert, dass keine hauptamtliche Stelle geschaffen wurde, sondern zwei Mitarbeiter zu Nachhaltigkeitsbeauftragten benannt wurden.
Der zweite Antrag zielte darauf ab, eine Kommission einzurichten, die sich mit dem Für und Wider der Namensgebung der Ernst-Moritz-Arndt-Universität beschäftigt. Im Zuge dessen wurde die Senatskommission eingerichtet und so, wie ich glaube, viel Polemik aus der Debatte genommen und diese versachlicht.
Weiterhin sehr erfolgreich war die Gewährleistung der Handlungsfähigkeit der studentischen Medien und vor allem des AStA. Im Sommer letzten Jahres sind vier AStA-Referenten nachts zurückgetreten, weil sie eine andere Rechtsauffassung vertraten, ob StuPa-Beschlüsse auszuführen seien. Die Berichterstattung weckte danach den Anschein, als sei der AStA handlungsunfähig oder führungslos. Seine Handlungsfähigkeit wurde aber innerhalb nur eines Tages wieder hergestellt.
Die Zukunft des AStA
webMoritz: Stichwort AStA: Auf der letzten StuPa-Sitzung wurden zwei Anträge eingereicht, die eine Änderung der Struktur des AStA zum Zeil haben…

Zu Beginn jeder Legislatur steht die Struktur des AStA zur Debatte.
Korbinian Geiger: Die jetzige Struktur weist sehr große Unterschiede zur vorherigen AStA-Struktur auf. Meiner Einschätzung nach gibt es einen breiten politischen Konsens, dass sich die jetzige Struktur hinsichtlich der Zahl der Referenten und ihrer Aufteilung bewährt hat. Dennoch gibt es kleinere Mängel, die jedoch mit den Änderungsanträgen behoben werden sollen.
Es gibt zwei Ideen jeweils ein neues Referat einzurichten: Ein Referat für Öffentlichkeitsarbeit und ein Referat für regionale Vernetzung und Geschichte. Das Referat für Öffentlichkeitsarbeit soll den stellvertretenden AStA-Vorsitzenden entlasten. Den Antrag für die Einrichtung des letztgenannten Referates habe unter anderen ich selbst schon vor einem Jahr gestellt. Er hat damals jedoch nicht die erforderliche Mehrheit gefunden, unter anderem mit dem Argument, der AStA könne bereits jetzt für den Austausch zwischen Studenten im Ostseeraum sorgen. Das macht er aber nicht, weil hierfür auch die fachlichen Ressourcen fehlen Deswegen stelle ich den Antrag erneut.
Der Referent soll dann Ansprechpartner für studentische Vereine und Gruppen sein, die mit anderen Universitäten in der Euroregion Pomerania und dem baltischen Raum kooperieren wollen. Er soll dann bspw. dabei helfen, bei der Europäischen Union entsprechende Förderungsanträge zu stellen. So könnte oftmals fast eine Vollfinanzierung von kulturellen Veranstaltungen erreicht werden. Die Universitäten im Ostseeraum liegen geografisch gesehen sehr dicht beieinander, einen nennenswerten Austausch der Studenten gibt es aber hauptsächlich im deutschen Raum, auch wenn die Entfernungen teilweise viel größer sind
webMoritz: Werfen wir jetzt noch einen Blick in die Zukunft. Im Sommer steht wieder die Vollversammlung der Studierendenschaft an. Auf welche Themen können wir uns freuen?
Korbinian Geiger: Das Hauptthema wird die langfristige Existenz der Philosophischen Fakultät sein und, damit verbunden, natürlich die angedachte Streichung der Lehrerbildung. Wir wollen aber ganz allgemein die Meinung der Studierendenschaft einholen und sie über die Arbeit der studentischen Gremien informieren.
Fotos:
Carsten Schönebeck
von Felix Kremser | 27.04.2010
Im Rahmen der Aktion „Tu Wat! Reloaded“ wurde am letzten Mittwoch, dem 21. April, der zweiten konsumkritischen Stadtspaziergang veranstaltet, um über die Auswirkungen unbewussten Konsumverhaltens zu informieren und Alternativen aufzuzeigen.
Von der Europakreuzung ausgehend zog der knapp zwei Dutzend Interessierte umfassende Tross in Richtung Innenstadt. Dabei wurden informative Vorträge vor einzelnen Geschäften der Langen Straße gehalten, die jeweils exemplarisch ihre Industriebranche repräsentierten. Die Teilnehmer wurden darüber aufgeklärt, welche Schäden an der Natur durch die Herstellung und Entsorgung elektronischer Geräte entstünden oder wie unbewusster Lebensmittelkonsum zur Überfischung der Meere und Zerstörung riesiger Waldflächen, nicht nur im Regenwald Südamerikas, führt. Auch die kritischen Aspekte von niedrigen Textilpreisen, wie die Luftverschmutzung durch weite Transportwege, die Ausbeutung einheimischer Arbeiter und die enorme Naturbelastung durch Verwendung starker Bleich- und Färbechemikalien wurden erläutert.

Die Teilnehmer sollten den unterschiedlichen Energiebedarf schätzen
Mittels kurzer Rollenspiele unter Einbeziehung der Teilnehmer bei besonders komplexen und sensiblen Themen, wie der Viehwirtschaft, wurde deren Vielschichtigkeit dar-, und verschiedene Blickwinkel vorgestellt, so dass simple Schwarz-Weiß-Darstellungen der Themen vermieden wurden. Neben aller notwendigen Kritik und Aufklärung wurden auch nützliche Ratgeber, wie die Textilfibel oder der Fischführer von Greenpeace verteilt, und Perspektiven aufgezeigt, den ausgetretenen Konsumpfad zu meiden, ohne deswegen den eigenen Lebensstil radikal ändern zu müssen. So endete der Spaziergang konsequent am Weltladen im St. Spiritus (Lange Straße 49), in dem darauf geachtet wird, dass alle angebotenen Artikel mit dem „Fairtrade“ – Siegel gekennzeichnet sind. Neben diesem bieten jedoch auch der Naturkostladen Keimblatt (Markt 25) und „Bio to Go“ „Pommerngrün“ (Am Rosengarten) umweltbewusste Alternativen an.
Da einige Kennzeichnungen auch bloße Marketingtools darstellen können, bleibt das wichtigste allerdings, im Siegel-Dickicht den Überblick zu bewahren, und auf die Siegel unabhängiger Institute zu achten. Hierzu kann sich jeder auf label-online.de über die Vergabekriterien eines jeden Labels informieren, das auf dem Deutschen Markt zu finden ist.
Weitere Informationen
Textilfibel
Fischführer Greenpeace, WWF
Logbuch für einen grüneren Konsum in Greifswald
Label-Aufklärung
Antifa Greifswald
Bilder
Foto: Annabelle Diepold
Logo „Tu Wat!“: Antifa Greifswald
von webmoritz. | 27.04.2010
Der Vorverkauf für das vom AStA initiierte Konzert für den Klimaschutz im Greifswalder Dom St. Nikolai am kommenden Freitag, dem 30. April, geht in die heiße Runde. Schon die Wahl des Veranstaltungsorts zeigt, dass der AStA hinsichtlich große Ambitionen hegt: Mit dem Dom hat man sich für den größten überdachten Veranstaltungsort der Stadt entschieden – und dazu noch für einen symbolträchtigen Ort.

Hier geht's zum Programm des Abends.
Der Vorverkauf endet erst am kommenden Freitag, bis dahin kosten die Karten 5 Euro. Wer erst an der Abendkasse kauft, muss 6 Euro bezahlen. Das wird aber auch nicht schwefallen: Immerhin dienen die Einnahmen vollständig einem guten Zweck. Ganz ohne Eintrittspreis kommt man allerdings auch ins Konzert: Mit ein bisschen Glück gehören euch zwei der insgesamt vier Konzert-Karten, die der webMoritz verlost. Wie das geht, steht am Ende des Artikels.
Mit dabei bei dem Benefizkonzert ist eine ganze Reihe namhafter Vertreter aus der Greifswalder Kulturszene. Neben der Uni-Big-Band und dem Studenten-Theater (Stuthe) werden Tanz- und Balletteinlagen, Orgelspiel, Cello- und Chormusik und noch vieles mehr dargeboten. Die Idee zum Konzert hatte AStA-Praktikant Christian Wuntke, der auch maßgebliche Teile der Organisation der Veranstaltung übernommen hat.
Uni-Sinfonieorchester kommt nicht, aber dafür Raik Harder (mehr …)
von Carsten Schönebeck | 27.04.2010
Die mögliche Schließung der Lehramtsausbildung beschäftigte am Wochenende auch die Landespolitiker der SPD Mecklenburg-Vorpommern. Wie einer Pressemitteilung der Greifswalder Jungsozialisten (Jusos) zu entnehmen ist, herrschte auf dem Landesparteitag in Rostock einstimmig die Meinung, eine solche Schließung bedürfe zunächst weitreichender Prüfungen durch Landtag und Regierung, die man nun einfordert. Vorher wolle man keine Entscheidung treffen.

Matthias Brodkorb (SPD)
Der bildungspolitische Sprecher der SPD im Landtag, Mathias Brodkorb, erläuterte zudem, dass man bereits seit fast drei Jahren auf das Ergebnis einer Prüfung durch das Bildungsministerium warte, die auch die Konsequenzen einer solchen Schließung prognostizieren soll. Im Zuge dessen, dass Bildungsminister Henry Tesch (CDU) vergangene Woche erklärt hatte, es gäbe in Schwerin eine feste Mehrheit für die Schließung, kommt diese Meldung vom größeren Koalitionspartner für ihn vermutlich überraschend. Die örtlichen Jusos jedenfalls feiern den Beschluss als Erfolg für den Erhalt der Philosophischen Fakultät und damit der Volluniversität in Greifswald. Die Schuld an der Debatte um eine mögliche Schließung sehen sie beim Bildungsminister selbst und titeln in ihrer Mitteilung: „Teschs Umtriebe ausgebremst – Bildungsministerium muss Transparenz schaffen!“
In wie weit sich mit diesem Beschluss tatsächlich etwas an der Sachlage ändert ist unklar. Mathias Brodkorb soll sich im Zuge des Parteitages wie folgt geäußert haben: „Da man sich sachlich begründet nur dann entscheiden kann, wenn alle Fakten vorliegen, bin ich im Moment weder für das eine noch das andere.“
Schattschneider: Zielvereinbarung von 2006 unter falschen Prämissen

Thomas Schattschneider
Derweil erklärte der stellvertretende Vorsitzende des Greifswalder Senats und Sprecher der Landeskonferenz der Studierendenschaften, Thomas Schattschneider, in einem Kommentar auf dem webMoritz die Umstände, unter denen die Universität in ihrer Zielvereinbarung von 2006 die Schließung akzeptiert hatte. In der Zielvereinbarung ist als Ziel für die nächsten Jahre die Schließung der Lehramtsstudiengänge festgeschrieben. Schattschneider schreibt:
„…Damals gingen Land und Universitäten davon aus, dass die Lehrerbildung zeitnah in Bachelor- und Masterstrukturen überführt wird. Greifswald sollte dann seine Staatsexamensstudiengänge schließen und nur noch Bachelor ausbilden, die dann in Rostock ihren Master of Education machen. Für die Greifswalder Unikate (Geographie, Kunst, Russsich, Polnisch, etc) sollten Sonderlösungen gefunden werden.
Der Landtag hat sich 2008 (glaube ich) gegen eine Lehramtsausbildung mit B.A. und M.Ed. entschieden. Damit war die Beschlusslage von 2006 durch das Land unterwandert, was eben auch bedeutet, dass Greifswald nich auf das (Staatsexamens-)Lehramt verzichten muss! Was getan wurde, um das Ausbluten Greifswalds zu verhindern, kannst du im printMoritz-Archiv hier auf dem Webmoritz studieren.“
Am 10. Mai: Diskussion mit dem Bilungsminister
Der Allgemeine Studierendenauschuss nimmt sich des Themas weiterhin an und wird am Montag, dem 10. Mai, nachmittags zu einer Podiumsdiskussion laden. Laut Informationen von Martin Hackbarth, Referent für politisch Bildung, hat Bildungsminister Tesch seine Teilnahme bereits zugesagt. Neben ihm werden der Prorektor für Studium und Lehre, Prof. Michael Herbst, der Landtagsabgeordnete Sebastian Ratjen (FDP) und Thomas Schattschneider auf dem Podium sitzen. auch die Landtagsfraktion der Linken und der SPD werden Vertreter entsenden.
Bilder:
Foto Mathias Brodkorb – Christine Fratzke
Foto Thomas Schattschneider – Pressefoto LKS
Foto Banner Startseite – Gabriel Kords
Foto Mahnwache Startseite – Luisa Wetzel
von webmoritz. | 26.04.2010
Dass Anfang April eine interdisziplinäre Delegation Greifswalder Studenten nach New York reist, um bei den „National Model United Nations“ eine Nation der Vereinten Nationen (UN) zu simulieren, hat bereits Tradition. In den vergangenen Jahren wurden die Gruppen, die in Greifswald ein üppiges Trainingsprogramm durchlaufen, regelmäßig für ihre gute Mitarbeit ausgezeichnet. Auch dieses Jahr belegte die Abordnung der Greifswalder Uni wieder einen Platz unter den „Outstanding Delegations“ und gehörte damit zu den besten 10 Prozent. Im Rahmen unserer Serie „Greifswalder rund um den Globus“ präsentiert der webMoritz einen Erlebnisbericht von zwei Teilnehmerinnen:
Ein Gastbeitrag von Eileen Splitt

GreiMUN Logo
Ein zusätzliches Seminar, freiwillig und das abends? Dafür bedarf es einiger guter Gründe. Zu Beginn des Wintersemesters trafen sich neugierige StudentInnen unterschiedlichster Semester und Studiengänge um herauszufinden, ob es sich lohnt. War es nur der Wunsch, einmal im Leben nach New York zu fliegen oder steckte mehr dahinter?
Aber worum geht es eigentlich? Die Teilnahme an „National Model Unitend Nations“ (NMUN), der größten Simulation der Vereinen Nationen in New York, hat an unserer Universität eine mehr als 10-jährige Tradition. Seit zwei Jahren organisiert der studentische Verein GreiMUN e.V. ein Ausbildungsseminar für interessierte StudentInnen, um sie optimal auf New York vorzubereiten. Die Delegation des Vorjahres bildet die zukünftige Delegation nach bestem Wissen und Gewissen aus. Es wird eine Art Generationenvertrag geschlossen.
Bei Hunger und Durst: „Motion to Suspend the Meeting“
Jeden Mittwoch starteten unsere Treffen mit dem „Roll-Call“, was nichts anderes hieß, als das Prüfen der Anwesenheit. Durch verschiedene Vorträge bekamen wir u. A. einen Einblick in die Geschichte, Arbeitsweisen und gegenwärtige Ziele der UN. Darüber hinaus stand ein Training der „Rules of Procedure“ auf der wöchentlichen Agenda. Denn in der UN unterhält man sich nicht einfach nur, sondern bringt „Points“ und „Motions“ ein, letzteres allerdings nur wenn man danach gefragt wird. Sollte ein Delegierter also Hunger haben und gerne in die Mittagspause gehen wollen, wäre das eine „Motion to Suspend the Meeting“.

Die Greifswalder Delegation repräsentierte Mexiko.
Nachdem alle Delegierten fit im Umgang mit den prozeduralen Regeln waren, folgte eine Einweisung in das angemessene diplomatische Verhalten inkl. Dress-Code. Das hieß für alle, sich förmlich in Schale zu schmeißen für die zwei Wochenend-Konferenzen, die uns den letzten Schliff für die Vorbereitung auf New York verliehen.
Von den anfänglich ca. 50 Interessierten blieben nach Beendigung des Seminars noch 20 übrig, die sich von den Hausaufgaben, Konferenzen und diverser Kritik nicht abschrecken ließen und somit ihr Ticket nach New York gelöst hatten. Nun erfuhren wir, dass wir bei NMUN das Land Mexiko vertreten würden, in welchen Komitees und mit welchem Partner.
Dank Mexiko in vielen Gremien vertreten
Wir hatten das Glück, dass Mexiko dieses Jahr Mitglied des UN Sicherheitsrats war sowie einen Richter am Internationalen Gerichtshof stellte. Darüber hinaus saßen wir in zehn weiteren Komitees, z.B. Unicef oder der Generalversammlung. Durch diverse Referate, Recherchen und einem Besuch der mexikanischen Botschaft in Berlin sowie im Auswärtigen Amt, bereiteten wir uns inhaltlich auf die Konferenz vor.
In den Semesterferien ging es dann endlich los und wir checkten ab dem 26. März ins Sheraton zusammen mit 2500 anderen Studenten aus aller Welt ein. Unsere erste Station als UN-Diplomaten in Ausbildung, führte uns in die ständige Vertretung Mexikos bei der UN. Unser letztes Wochenende vor der Konferenz bestand aus „Delegate’s Seminars“ wo uns erneut die formalen Abläufe während der Sitzungen erklärt wurden.

Eindruck aus New York
Nachdem Sonntagabend die erste Sitzung im jeweiligen Komitee mit dem „Agenda-Setting“, der Festlegung der Reihenfolge der Tagesordnungspunkte begann, folgte am nächsten Morgen ein Besuch in das UN Hauptgebäude. Das alte Gebäude hat zwar viel Charme, ist aber nicht besonders schön. Dennoch war es eine interessante Erfahrung, sich auf internationalem Boden zu bewegen.
Sitzungen von morgens bis abends
Weiter ging es dann Montag bis Mittwoch mit Sitzungen von morgens bis abends. Dabei wurde diskutiert, verhandelt, vielleicht bestochen, gelacht, geweint. Alles zu dem Zweck, am Ende ein paar ordentliche Ergebnisse in Form von „Draft Resolutions“ aufs Papier zu bringen.
Um die Delegates bei Laune zu halten und daran zu erinnern, welche Berufsmöglichkeiten in der internationalen Politik zur Verfügung stehen, gab es zum einen den Markt der Möglichkeiten und zum anderen Vorträge. Auf dem Markt wurden verschiedene Universitäten und Organisationen vorgestellt, die auf diesem Gebiet Angebote für StudentInnen bereit hielten. Die Vorträge wurden zu den Themen, wie wird man Mitarbeiter der UN oder von einer Journalistin gehalten, die teilweise auch kritische, Bücher über die Vereinten Nationen verfasst hat. Der spannendste Tag, Donnerstag, war gekommen.
Auszeichnung als „Outstanding Delegation“
In den altehrwürdigen Gemäuern der UN, wo auch schon Filme wie „Die Dolmetscherin“ oder „13 Days“ gedreht wurden, versammelten sich die 170 angereisten Delegationen in der Generalversammlung für die Abschlusskundgebung. Von unseren zwei „Head Delegates“, Yones und Vanessa, hatten wir bereits erfahren, dass wir unter die besten 10% gekommen waren und namentlich als „Outstanding Delegation“ während der Zeremonie, erwähnt werden würden.

Die Kommilitonen wurden für ihre gute Arbeit ausgezeichnet.
Als dieser Augenblick gekommen war, sind uns allen gefühlte 126 Steine vom Herzen gefallen. Wir hatten bewiesen, dass sich der Generationenvertrag sehr gut bewährt hatte. Dieser Preis gebührte nicht nur uns, sondern auch und vor allem unseren zwei tollen „Head Delegates“, dem ganzen Team der beiden Jahre zuvor und das Engagement des GreiMUN e.V. Gemeinsam haben sie uns perfekt vorbereitet und wir hoffen im nächsten Jahr in ihre Fußstapfen zu treten.
Alles in allem war es eine gute Erfahrung, die jeden persönlich auf die unterschiedlichsten Art und Weisen weiter gebracht und bereichert hat. Selten hat man die Gelegenheit mit Menschen aus über 25 verschiedenen Nationen in Kontakt zu kommen. Klar, ist es auch toll, einmal im Leben nach New York City zu fliegen und das mit Kommilitonen. Ein bisschen Klassenfahrt-Feeling kommt da zwischendurch immer wieder auf.
Trotzdem: Ein hartes Stück Arbeit!
Nichtsdestotrotz ist die Konferenz und vor allem die Vorbereitung darauf, ein hartes Stück Arbeit. Wer sich dafür entscheidet und denkt, schnell und billig nach New York zu kommen, ist ganz klar fehl am Platz. Ob es am Druck oder der Arbeitsbelastung lag, zwischendurch stiegen leider einige wenige frühzeitig aus. Trotzdem steht GreiMUN mit seinem Seminar nach zwei Jahren für eine exzellente Ausbildung.
Die letzten drei Delegationen haben jeweils Awards für ihre gute Arbeit gewonnen. Das ist zwar nicht Ziel der Sache, macht aber doch ein wenig stolz, wenn die eigene Uni in der General Assembly Hall der Vereinten Nationen ausgerufen wird. Wer selber einmal bei GreiMUN reinschnuppern will, dem sei unser Seminar „Krisen“ im Rahmen des GrIStuf Studentsfestival vom 28.05-04.06. 2010 ans Herz gelegt und natürlich das Seminar zur NMUN 2011 im Wintersemester 2010/11.
Hier geht’s zur Homepage von „GreiMUN“.
Bilder: privat, nicht CC-lizenziert; Grafik „Greifswalder rund um den Globus“: Jakob Pallus