Mathias Brodkorb: vollständige Verlagerung des Lehramtes nach Rostock nicht mehr aktuell

Der Senat der Universität Greifswald positionierte sich bei der Sitzung am 18. August deutlich für die Lehramtsausbildung. Die Dekane der Philosophischen und Theologischen Fakultät brachten einen Antrag ein, nachdem der Senat begrüßt, dass die Landesregierung die Lehrerbildung an beiden Standorten, in Greifswald und Rostock, nicht infrage stellen werde. Mathias Brodkorb, hochschulpolitischer Sprecher der SPD und Mitglied der Landesregierung, berichtete zuvor über den aktuellen Stand in der Staatskanzlei.

Keine vollständige Konzentration des Lehramtes in Rostock

Zunächst bedankte sich Brodkorb für die Einladung und sagte, er habe persönlich viel Verständnis dafür, dass die Lehramtsproblematik für die Senatsmitglieder von herausragender Bedeutung sei. „Mit vollständigem Verzicht auf die Lehramtsausbildung wird die Philosophische Fakultät in Zukunft infrage gestellt, auch die Theologische Fakultät sei gefährdet“, bewertete der SPD-Politiker. Die vollständige Aufhebung der Ausbildung von Lehramtsstudierenden in Greifswald sei nicht mehr aktuell, allerdings seien die Strukturen zu klären. Mit Hilfe von Daten solle der Lehrerersatzbedarf in Mecklenburg-Vorpommern ermittelt werden, Brodkorb wirft in diesem Zusammenhang den Hochschulen, dem Parlament und der Landesregierung Planungsversäumnisse in der Vergangenheit vor. Anschließend legte er zahlreiche Zahlen vor, diese seien aber zunächst noch vorläufig und beruhen teilweise nur auf Schätzungen – die endgültige Erhebung sei noch nicht abgeschlossen.

Demnach betrage in den Jahren 2020 bis 2025 der Lehrerersatzbedarf etwa 500 Stellen, daher könnten schätzungsweise 470 Lehrer für alle Schultypen pro Jahr neu eingestellt werden. Mit verschiedenen Zahlen über die Länge des Referendariats, Abbruchquoten während des Studiums und Schwund nach dem Staatsexamen jonglierte Brodkorb anschließend – für die Validität dieser Daten kann er allerdings nicht bürgen. Insgesamt spricht der Landtagsabgeordnete von einer Gesamtkapazität von 4.000 Studienplätzen. „Rostock kann also nicht alleine ausbilden“, erläutert Brodkorb. Dennoch soll Rostock der zentrale Standort für die Lehrerbildung im Land werden. Der hochschulpolitische Sprecher warnt dabei vor „hochschulpolitischen Kannibalismus“ und schildert, dass es Regeln geben sollte: „Das Land muss darauf bestehen, dass es ein minimales Kontingent an allen Fächern gibt und dass die Gesamtzahl nicht den Bedarf überschreitet. Dazwischen gibt es viel Raum zur Gestaltung.“

“Klasse statt Masse”

Dekan der Philosophischen Fakultät Professor Alexander Wöll betonte nach Brodkorbs Ausführungen, dass die Greifswalder Universität in Ranking zur Lehramtsausbildung in Deutsch und Englisch oben sei und betont, wie wichtig doch Klasse statt Masse sei. „Für die qualitativ gute Ausbildung ist es nötig, dass die Bildungswissenschaften vor Ort bleiben“, argumentiert der Lehrstuhlinhaber für Ost- und Westslawische Philologie. Anschließend wurde der Antrag der Studiendekane besprochen. Auszugsweise lautet dieser:

„Für die qualitativ angemessene Lehrerbildung sind die ausbildenden Fakultäten der Universität Greifswald fachlich vorbereitet. Sie sind dazu kapazitär in der Lage, sowohl fachwissenschaftlich als auch erziehungswissenschaftlich. Der Senat empfiehlt dem Rektorat der Universität für die Verhandlungen über die Zielvereinbarungen folgende Eckpunkte als Position der Universität Greifswald in Fragen der Lehrerbildung:

Die Universität beabsichtigt auch künftig sowohl Gymnasial- als auch Regionalschullehrer/innen auszubilden.

Die Umsetzung der bildungswissenschaftlichen Stellen nach Rostock wird abgelehnt.“

Auch das Studierendenparlament (StuPa) reichte einen Antrag ein, dieser ging aber laut Antragssteller und StuPa-Präsident Erik von Malottki im Dekan-Antrag mit ein, welcher anschließend einstimmig angenommen wurde.

Fotos: Sandro Teuber (Aufmacher), Christine Fratzke (Mathias Brodkorb)