Nach dem Studienende gibt es viele Möglichkeiten. Welche sind die besten?

Die Abschlussarbeit geschrieben, die letzten Prüfungen bestanden, nun folgt der Gang zum Prüfungsamt, um das Abschlusszeugnis in Empfang zu nehmen. Und dann … endlich fertig! Jetzt kann man in die Arbeitswelt eintauchen, seinen Traumjob antreten. Endlich ist am Ende des Monats noch Geld da und man kann sich mehr leisten als nur Nudeln mit Ketchup und einem Wochenendtrip nach Hause.

Rund 1 500 Studenten machen jedes Jahr ihren Abschluss an der Universität Greifswald. Nach dem Abschluss geht es zum Arbeitsamt, um sich in die Datenbank aufnehmen zu lassen. Das Arbeitsamt hat schließlich alle freien Stellen parat. Doch wer diesen Weg eingeschlagen hat, ist mitunter bitter enttäuscht worden. Das Arbeitsamt kann oft nicht wirklich bei der Jobsuche weiterhelfen, sondern nur Tipps geben, wo man etwas finden könnte. Gründe gibt es dafür viele. In Städten, wo es keine Universität gibt, wissen die Mitarbeiter oft nichts mit den Studiengängen und -abschlüssen anzufangen, beziehungsweise welche Jobs dafür geeignet sind oder welche Qualifikationen man mitbringt.

So erging es auch Kristin Simon, Magisterstudentin, die vor einem Jahr ihren Abschluss an der Universität Greifswald gemacht hat. „Die Mitarbeiter hatten keine Ahnung und haben mir absurde Jobs vorgeschlagen“, sagt sie. Die Arbeitsämter haben aber noch ein viel größeres Problem, denn bis zu 70 Prozent des Arbeitsmarktes für Akademiker wird nicht ausgeschrieben beziehungsweise an die Arbeitsämter gemeldet. Auch Kristin hat ihre Wunschstelle letztendlich online über diverse Jobbörsen gefunden. Nach rund 25 Bewerbungen und fünf Vorstellungsgesprächen macht sie nun ein PR-Volontariat bei der Wirtschaftsakademie Schleswig-Holstein in Kiel.

In größeren Unistädten gibt es die sogenannten Hochschulteams, welche von der Arbeitsagentur unterstützt werden. Sie bieten kostenlose Beratungen an, Seminare, Vorträge und vermitteln Absolventen bis zu einem Jahr nach ihrem Abschluss. Hier sollte man den Kontakt zwei Semester vor dem Abschluss aufnehmen, damit man gut vorbereitet ins Berufsleben starten kann. In Greifswald gibt es so ein Hochschulteam nicht, aber einen Berater für akademische Berufe. Stephan Drews (abwechselnd mit Frau Hass und Frau Harder) von der Agentur für Arbeit berät jeden Mittwoch zum Thema Studienwahl, Studienwechsel, Studienabbruch und alles was im Bewerbungsverfahren auf einen zukommt.

Richtige Jobangebote gibt es aber auch hier nicht, sondern nur Wegweiser. Auch Workshops werden regelmäßig in Zusammenarbeit mit dem Studentenwerk angeboten. Die Hochschulteams und Berater sagen aus, dass private Dienste oder online-Dienste oft besser sind, da viele Firmen nur noch online Stellen veröffentlichen oder Bewerbungen annehmen.

Für Lehramtsstudierende gestaltet sich die Jobsuche einfacher als für Studenten anderer Abschlüsse. Sie müssen sich nur bei den jeweiligen Kultusministerien der Bundesländer über die verfügbaren Stellen und die Bewerbungsfristen informieren. Auch hier gibt es natürlich Wartezeiten, die teilweise bis zu zwei Jahre andauern können, aber wer flexibel genug ist, findet auch eine Stelle. Oder man tritt eine Dissertationsstelle an der Universität Greifswald an, wie Stefanie Schult. Schon während des Studiums war sie für ihren Doktorvater als studentische Hilfskraft tätig und hat auch freiwillig kostenlose Tutorien angeboten.

Sie sagt, dass es in philosophischen Fächern oft schwieriger ist, als beispielsweise in naturwissenschaftlichen eine Promotionsstelle zu finden. Wichtig ist es vor allem, schon während des Studiums auf sich aufmerksam zu machen und auch mal eine schlecht oder gar nicht bezahlte Stelle anzunehmen. Falls man nicht gleich ein Referendariat bekommt, kann man auch als Aushilfslehrkraft arbeiten (an Schulen oder Volkshochschulen). Wen es eher ins Ausland zieht, kann die Zeit zwischen Studium und Job gut mit Auslandsstipendien überbrücken. Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) ist ein sehr guter Ansprechpartner.

Ein bisschen schwieriger wird es bei den Bachelorstudenten. Obwohl die neuen Abschlüsse europaweit eingeführt wurden, um einen früheren Berufseinstieg zu gewährleisten, sieht die Realität leider noch anders aus. Der Bachelor ist ein berufsqualifizierender Abschluss, leider haben die Experten vergessen, dies auch den Personalchefs zu sagen. Viele können die neuen Abschlüsse nicht einschätzen und raten daher durchaus, noch einen Master dranzuhängen. Hochschulabsolventen der letzten Jahre haben die gleiche Erfahrung gemacht.

Der Master gibt durch die Spezialisierung eher einen Einblick in die Interessen und die Studienausrichtung der Absolventen. Momentan ist die Situation auf dem Arbeitsmarkt oft noch so, dass Magister und Diplom-Absolventen den Bachelor- und manchmal auch den Master-Absolventen vorgezogen werden, wenn Chefs die Wahl haben. Angst vor der Zukunft für die „Generation Praktikum“?

„Die Welt“ schreibt in einem Artikel vom Januar 2010 dass circa 60 000 Studenten von der Uni in die Armut gehen, also Hartz IV bekommen. Im Dezember 2009 waren 167 000 Hochschulabsolventen arbeitslos. Das liegt vor allem an der Wirtschaftskrise, denn junge Akademiker wurden die ersten Opfer der schlechten Auftragslage. Viele der Absolventen melden sich aber gar nicht erst arbeitslos und halten sich mit Praktika oder Nebenjobs über Wasser, denn zum Arbeitsamt zu gehen, ist ihnen peinlich.

Bis zum Jahr 2010 wurde die Arbeitssuche zwischen Studiumsende und Job immer länger. 2003 waren es im Durchschnitt fünf Monate, zwei Jahre zuvor waren es nur zehn Wochen. 2007 waren nur vier Prozent der Absolventen länger als sechs Monate arbeitslos. Auch wenn man einen Job ergattert, gibt es immer mehr befristete Arbeitsplätze, so dass nach kurzer Zeit wieder die Arbeitslosigkeit droht. Trotzdem liegt die Erwerbslosigkeit unter Akademikern unter dem deutschlandweiten Durchschnitt.

Wichtig ist es vor allem, nicht aufzugeben und zumindest „irgendetwas“ zu machen. Die „Generation Praktikum“ muss am Anfang durchaus unbezahlte Praktika annehmen, um sich einen Berufseinstieg zu sichern, danach wird die Situation meistens besser. Viele Firmen verlangen sogar einen Einstieg durch Praktika, um die Absolventen ins Team einzugliedern und sie zu testen. Viele dürfen aber schon in dieser Zeit eigene Projekte durchführen und sich beweisen.

Um ein Praktikum scheint man also nicht herum zu kommen. Aber man sollte darauf achten, dass die Firma einen nicht ausnutzt und eine Stelle durch Praktikanten zu ersetzen versucht. Die Angst vor dem niemals endenden Praktikum ist laut Statistik übrigens unbegründet. Nur sehr wenige Absolventen kommen aus der Praktikumsfalle nicht mehr heraus. Außerdem kann man sich dadurch noch weiter spezialisieren und seinem Lebenslauf mehr Erfahrungen hinzufügen.

Ganz umsonst ist der Gang zum Arbeitsamt aber nicht. Ist man dort als arbeitssuchend gemeldet, kann man finanzielle Hilfe bekommen. Entweder in Form von Hartz IV oder als Unterstützung bei den Bewerbungen. Wenn man Hartz IV bekommt, muss man aber weiterhin fleißig Bewerbungen schreiben und sich bei Firmen vorstellen. Meistens auch bei Jobs und Firmen, die gar nicht wirklich ins Profil passen. Bis zu 260 Euro werden an Bewerbungskosten für Absolventen vom Amt übernommen, teilweise auch Fahrtkosten zu Bewerbungsgesprächen oder Fortbildungen. Bei Annahme einer Stelle außerhalb des Pendelbereichs gibt es unter Umständen sogar eine Mobilitätshilfe von bis zu 4 000 Euro für den Umzug.

Schlussendlich sollte man den Weg zum Arbeitsamt nicht scheuen, entweder aufgrund der finanziellen Unterstützung oder aber um sich eine Übersicht zu verschaffen, welche Möglichkeiten es außerhalb der Online-Börsen gibt. Allerdings ist auch bei Akademikern viel Selbstinitiative gefragt. Um gründliche Online-Recherchen und tagelanges Durchkämmen von Jobbörsen im Internet wird niemand herum kommen.

Ein Artikel von Katja Krohn