Am vergangenen Freitag besuchte der webMoritz die Ernst-Moritz-Arndt-Gesellschaft an deren Sitz im Gutshaus Groß Schoritz auf der Insel Rügen. Auch wenn wir ursprünglich ein persönliches Gespräch mit dem Vorsitzenden der Gesellschaft erwartet hatten, stellte sich bereits im Vorfeld der Veranstaltung heraus, dass eine Delegation der Initiative „Arndt AG“, die für den Erhalt des Namenspatrons eintritt, zum selben Termin in das Gutshaus eingeladen worden war. Der webMoritz traf daher gemeinsam mit den beiden Pro-Arndt-Vertretern Marco Wagner und Henning Krüger in dem Gutshaus ein.

Das Gespräch fand zwischen dem Vorsitzenden der Ernst-Moritz-Arndt-Gesellschaft, Prof. Karl Ewald Tietz, den beiden Vertretern der „Arndt AG“ und dem webMoritz statt. Prof. em. Karl-Ewald Tietz lebt selbst seit 1945 auf der Insel Rügen und war nach dem Studium der Germanistik, Slawistik und Pädagogik bis 1999 an der Universität Greifswald im Bereich Didaktik und Methodik der Deutschen Sprache und Literatur wissenschaftlich tätig.

Während des Gespräches wurden vor allem Diskussionen zu Arndts Leben, Wirken und seinen Werken geführt. Dabei beleuchteten die Teilnehmer viele Aspekte Arndts kritisch. Desweiteren wurde über die aktuelle und die vergangenen Debatten über den Namenspatron an der Greifswalder Universität gesprochen.

Dass Ernst Moritz Arndt in seinen Augen als Namenspatron durchaus passend ist, begründet Prof Tietz, der am Freitag auch vor der Senats-Kommission sprechen wird, vor allem damit, dass Ernst Moritz Arndt nach seiner Ansicht eine Persönlichkeit war, über die man auch heute noch viel diskutieren kann, was sich seiner Ansicht nach an den bereits geführten und der aktuellen Namensdebatte zeigt.

Besonders betroffen macht die Mitglieder der Ernst-Moritz-Arndt-Gesellschaft, so Tietz weiter, dass die Initiative „Uni ohne Arndt“ oft mit herausgegriffenen Zitaten Arndts argumentiert und somit die Person als Ganzes nicht angemessen darstellt. Auch die angeblich “populistischen Aktionen” der Initiative „Uni ohne Arndt“ (insbesondere die Inszenierung Arndts vor der Mensa und während der 24-Stunden-Vorlesung) empören die Mitglieder der Arndt Gesellschaft, da man, so Prof. Tietz, genauso viele Zitate Arndts mit positivem Inhalt aufführen könne.

In diesem Zusammenhang weist Prof. Tietz auch kritisch auf das moritz-Magazin hin, das seit langem in jeder Ausgabe einen „Arndt des Monats“ veröffentlicht, der „einen kurzen, aber erschreckenden Einblick in die Gedankenwelt dieses Mannes geben soll.“. Man könnte stattdessen ein positives und ein negatives Zitat anführen, um zu betonen wie gespalten Arndt war, so Prof Tietz weiter. In der vergangenen Ausgabe (80) hatte die Chefredaktion erstmals mit dieser langjährigen Tradition gebrochen und kein Arndt-Zitat präsentiert.

“Namensfrage kann nicht objektiv beantwortet werden.”

Dass die Person Ernst Moritz Arndt mitunter auch kritisch zu betrachten sei, ist den Mitgliedern der Arndt Gesellschaft durchaus bewusst. Man habe sich deswegen schon bei den vorhergegangenen Debatten dazu entschieden, in den Heften, die von der Gesellschaft herausgeben werden, die Ergebnisse und Standpunkte zusammenzufassen. Tietz ist mit seinem bevorstehenden Auftritt vor der Senatskommission nicht glücklich, da er sich zwar mit der Person Arndt intensiv beschäftigt, sich jedoch nicht als Verteidiger dessen aufspielen möchte. Vor allem weist er darauf hin, dass es bei geisteswissenschaftlichen Fragestellungen eben schwierig sei, eindeutige Aussagen zu treffen und somit auch die Namensfrage nicht objektiv beantwortet werden könne.

Vorhergehende Debatten um den Namen der Universität hätten sich von der aktuell geführten Debatte durch die eingesetzten Mittel unterschieden, sagte Professor Tietz. Vor allem die Nutzung elektronischer Medien beschleunige die Debatte. Es müsse eine Entscheidung fallen und man hoffe seitens der Arndt-Gesellschaft darauf, dass die Entscheidung zugunsten Ernst Moritz Arndts falle.

Einladung an alle Studenten

Abschließend formulierte Professor Tietz, dass er es begrüßen würde, wenn Interessierte auf die Ernst-Moritz-Arndt-Gesellschaft zukommen um sich über den Namenspatron zu informieren. Gerne würde man auch mit Studenten im Geburtshaus Arndts ins Gespräch kommen. Man lade alle Interessierten dazu ein, sich zu informieren und danach selbst zu einem Urteil zu kommen. Aus diesem Grunde habe man der Initiative „Uni ohne Arndt“ auch erlaubt, das Heft 8 der Gesellschaft online zu veröffentlichen.

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Bilder: Textautor