Wie der webMoritz und das Moritz Magazin bereits berichteten, sind die Hansestadt Greifswald und das Schweizer Unternehmen „Prognos“ derzeit damit beschäftigt, das 10 Jahre alte Leitbild der Stadt auf den neusten Stand zu bringen. Dazu gaben Michael Winter (Prognos AG) und der Oberbürgermeister Arthur König (CDU) nun erste Ergebnisse bekannt.

Die bei der Auftaktveranstaltung ausgegeben Fragebögen (PDF Download) wurden von Prognos ausgewertet und in Diagrammen aufbereitet. Insgesamt wurden somit 113 Personen befragt. Die Stadt wird demnächst die Auswertung auf ihrer Internetplattform bereitstellen. Mit der Vorstellung der Ergebnisse ist das „Modul 2“ des Fortschreibungsprozesses fast abgeschlossen. Lediglich einzelne Experteninterviews fehlen noch, betonte Michael Winter. In Greifswald gibt es 30 Expertengespräche mit „Persönlichkeiten“ aus Politik und Wirtschaft. Als Beispiele wurden der Oberbürgermeister, Rektor der Universität und die Mitglieder der Stadtmarketingarbeitskreise genannt.

Auf Nachfrage des webMoritz bestätigte Michael Winter, dass Prof. Dr. Klüter vom Geographischen Institut der Universität, der bei der Erstellung des Stadtmarketingkonzeptes vor 10 Jahren mit seinen Mitarbeitern federführend war und auch das erste Leitbild mit entworfen hatte, ebenfalls als Experte eingeladen worden sei. Man habe jedoch bisher keine Antwort von ihm erhalten.

Ortskenntnis: Wo geht’s denn hier nach Rügen?

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Michael Winter (Archivbild) fährt nach Rügen durch Greifswald

Die Expertengespräche ergaben in der Auswertung, dass die wenigsten Bürger Greifswalds das Leitbild der Stadt kennen. Trotzdem konnten in den Interviews Trends der Zukunft erfasst werden. So bezeichnete Michael Winter Greifswald beispielsweise als ein „Gate-Way für Tourismus“, da Touristen, wenn sie nach Rügen fahren, ja zwangsläufig durch Greifswald fahren müssten. Diese Touristen könnte man mit geeigneter Werbung und Angeboten möglicherweise in der Stadt halten. In diesem Punkt wurde Michael Winter von den anwesenden Medienvertretern korrigiert.

Vor allem die fehlende Beteiligung durch Bürger am Fortschreibungsprozess wurde von Michael Winter bemängelt. So habe lediglich eine einzige Person aus Greifswald an die speziell eingerichtete E-Mail Adresse (leitbildprozess-greifswald@prognos.com) für Ideen und Vorschläge zur Leitbildfortschreibung geschrieben. Auf Nachfrage des webMoritz betonte Michael Winter, dass interessierte Bürger jederzeit die Möglichkeit haben, sich per E-Mail oder durch Teilnahme an den Arbeitskreisen des Stadtmarketings einzubringen.

Bürgerbeteiligung: “Mehr Qualität als Quantität”

Aktionen wie Befragungen in der Fußgängerzone, um Meinungen der Bürger einzufangen wird es nicht geben. Arthur König fügte an, dass man eher auf Qualität und nicht auf Quantität bei der Beteiligung der Bürger setze. Vor allem solle das Leitbild klare Leitlinien darstellen, nach der sich Politik und Wirtschaft ausrichten könnten. Zudem sei man sich bewusst, dass man mehr Werbung bräuchte.

Die Fortschreibung des Leitbildes ist mit 60.000 € (30.000€ für dieses Jahr und weitere im nächsten) natürlich nicht umsonst. Diese Summe umfasse, so König, jedoch nicht nur das Honorar der Prognos AG, sondern auch andere Ausgaben, die direkt mit der Fortschreibung verbunden sind.

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OB Dr. Arthur König setzt auf Qualität statt Quantät.

Laut König wurde die Prognos AG als ausführendes Unternehmen beauftragt, nachdem man verschiedene Angebote, auch von lokalen Unternehmen, eingeholt und nach Preis/Leistung abgewogen hatte. Die Entscheidung für die Prognos AG wurde vor allem gefällt, da das Unternehmen, so König, die Region gut kenne und Greifswald in einen globalen Prozess einbinden könne. Winter und König wiesen gemeinsam darauf hin, dass vor allem Zukunftsthemen (Globalisierung, Demografische Veränderungen) mehr mit der Stadt verbunden werden müssten, damit Greifswald fit für die Zukunft ist.

Prognos: Wir sind neutral!

Michael Winter betonte, dass die Prognos AG, als schweizerisches Unternehmen natürlich durch die Neutralität ein besonders guter Partner für die Fortschreibung des Leitbildes sei. Man habe bereits viel Erfahrung in solchen Projekten. Laut Winter gibt es viel zu viele Städte, die kein Leitbild haben. Auch sei man mit dem Standort in Berlin nah am geschehen und könne internationale Trends schnell erkennen und diese auch in den Prozess der Fortschreibung des Leitbildes einfließen lassen.

Das Modul 3 des Leitbildprozesses wird nun bis Februar 2010 andauern und umfasst verschiedene Work-Shops. Der webMoritz wird weiterhin aktuell über Entwicklungen im Fortschreibungsprozess berichten.

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Fotos: Eric Schüman (König), Alexnder Kendzia (Winter)