Seit Montag ist der Hörsaal 4 des Greifswalder Audimax in der Rubenowstraße nun schon besetzt, die Universitätsleitung tolerierte die Protestaktion, die sich gegen bildungspolitische Missstände richtet, bisher. Am gestrigen Abend haben Besetzer und Rektorat gemeinsam mit dem Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) einen Kompromiss erarbeitet. Der sieht vor, dass die Besetzung bis Freitagvormittag weiterhin geduldet wird. Die Universitätsleitung stellt dem Protestbündnis zudem einen Raum zur Verfügung der ein Jahr lang jeden Abend für Treffen, Diskussionen und Veranstaltungen genutzt werden kann.

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Ab Freitag wird der Wachdienst das Audimax wieder verschließen.

Die Aktion hat in den vergangenen Tagen zwar durchaus öffentliche Aufmerksamkeit erfahren, doch nur wenige Kommilitonen ließen sich überzeugen an der eigentlichen Besetzung teilzunehmen. Hatten am gestrigen Plenum noch rund siebzig Personen teilgenommen hatten die Nacht über nur noch sechs Studenten im Hörsaal ausgeharrt. Am heutigen Vormittag war die Zahl der Besetzer teilweise bis auf drei geschrumpft.

Am heutigen Donnerstag soll gegen 16 Uhr noch einmal ein Plenum stattfinden, ab 20 Uhr ist ein Abendessen und Hörsaalkino geplant. Am Freitag will das Aktionsbündnis die Besetzung mit einem Brunch und einem kleinen Straßenfest vor dem Auditorium Maximum ausklingen lassen. Details dazu sind derzeit noch nicht bekannt. Unter den Streikenden hofft man darauf, mit dem Abschluss der Aktion noch einmal möglichst viel Aufmerksamkeit zu erregen.

Nachdem sich gestern noch der Fachschaftsrat Theologie, die Grüne Hochschulgruppe und die Landtagsfraktion der Linken mit den Streikenden solidarisiert hatten, kam es auch zu einer Annäherung mit dem AStA, der die Bestreikung des Hörsaals am Dienstag noch deutlich kritisiert hatte. So gab es am gestrigen Nachmittag ein Treffen zwischen der AStA-Vorsitzenden Solvejg Jenssen und den Besetzern, in dessen Anschluss sich der Allgemeine Studierendenausschuss beim Rektorat für die Bereitstellung alternativer Räume einsetzte. Die genauen Konditionen wurden dann direkt mit den Besetzern ausgehandelt. Mittlerweile fand auch eine Schlüsselübergabe für Räumlichkeiten in der Slavistik statt.

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Pedro Sithoe (Stellvertretender AStA-Vorsitzender)

Der stellvertretende AStA-Vorsitzende Pedro Sithoe erklärte gestern Abend im Gespräch mit dem webMoritz, es hätte verschiedene Missverständnisse zwischen den Protestierenden und den Organen der Studierendenschaft gegeben. „Dass wir weder über die Diskussion um eine mögliche Besetzung, noch über die Planungen informiert wurden, so dass wir hätten Alternativen vorschlagen können, hat uns schon verärgert. Wir hätten uns von Seiten des Aktionsbündnisses einen aktiveren Dialog gewünscht.“

Die Pressemitteilung sei in der Öffentlichkeit dennoch falsch angekommen. „Natürlich begrüßen wir es“, so Sithoe,“wenn sich Kommilitonen für bessere Studienbedingungen einsetzen. Die Forderungen der Besetzer unterstützen wir auch. Dennoch halten wir diese Aktion für suboptimal. In Österreich beispielsweise gibt es ganz akute Gründe für die Studenten zu streiken. In Greifswald aber gibt es lokal derzeit keinen konkreten Anlass für so eine drastische Maßnahme. Mit dieser Besetzung haben wir uns ein Druckmittel genommen, für Zeiten in denen hier echte Proteste notwendig sind.“ Sithoe betonte jedoch, der AStA habe seit der Besetzung am Montagabend im Hintergrund Vermittlungsarbeit geleistet.

Die mittlerweile europaweiten Besetzungen weiten sich immer mehr aus. In Deutschland sind gestern unter anderem Hörsäle in Berlin, München und Hamburg besetzt worden.

Unsere Kollegen von moritzTV haben am Mittwoch einen Beitrag zur Bestreikung des Auditorium Maximum fertiggestellt, den ihr hier sehen könnt.

Bilder:

Foto Wachdienst – Gabriel Kords

Foto Pedro Sithoe – AStA Greifswald

Foto Startseite – Carsten Schönebeck