In sechs Wochen ist Bundestagswahl und langsam rollt der Wahlkampf an. Als Parteimitglied steht für Carsten Schönebeck zwar fest, wo er das Kreuz auf dem Wahlzettel zu machen hat, aber trotzdem kann es nicht schaden, wenn man etwas über die Bundestagskandidatin der eigenen Partei weiß. Doch das herauszufinden ist gar nicht so einfach. Gedanken eines Genossen zum Wahlkampfauftakt:

Steuersenkungen, höhere Sozialleistungen, vier Millionen Arbeitsplätze – von einem Wettbewerb der Ideen wird gerne gesprochen, wenn man den Wahlkampf meint. Dass das Internet spätestens seit Obama und Schäfer-Gümbel immer mehr zum Wahlkampfmedium wird, erleichtert es dem Wähler nicht unbedingt, mit der Informationsflut umzugehen.

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SPD-Kandidatin Katharina Feike

Welch ein Segen, dachte ich mir, sind doch Parteimitgliedschaften. Nicht nur, weil ich seitdem in meinem Spam-Ordner zwischen Penis-Verlängerungs- und Viagra-Angeboten auch persönliche Mails von Frank Walter Steinmeier und Co finde. Auch die Wahlentscheidung ist mir seitdem abgenommen – schließlich habe ich mich ja bereits entschieden. Dennoch erkundige ich mich natürlich, rein höflichkeitshalber, nach dem eigenen Direktkandidaten.

Vor einigen Tagen packte mich dann aber doch die Neugier. Neben dem Namen der Kandidatin wollte ich mehr Informationen zu Person und politischen Zielen. Schnell erlebte ich ein Trauerspiel und begreife als Verweigerer geschmackloser Kinokomödien zum ersten Mal, was Fremdschämen bedeutet.

Als ich also die Direktkandidatin für meinen Wahlkreis, Katharina Feike, vor einigen Tagen googelte, blitzten zunächst die üblichen Personen- und Abgeordneten-Suchseiten auf, irgendwo dazwischen ein Link zur rechtsextremen Seite altermedia und dann tatsächlich auch noch ihre persönliche Webseite. Die läuft unter dem Titel “Feike – Die tut was!“. Doch vor lauter sozialdemokratischer Vollbeschäftigung tut Frau Feike für ihren Internetwahlkampf erstaunlich wenig. Ein twitter-Account mit ganzen sieben Abonnenten und vier nichtssagend-organisatorischen Einträgen in eben so vielen Wochen. Dazu kommt ein Formular zur Bestellung eines Newsletters, das mich mit der Eleganz eines humpelnden Lamas anspringt.

Zwar wird in benanntem twitter-Account heute verkündet, die Internetseite enthielte nun neue Informationen – das muss sich aber auf die Datenschutzbelehrung für den Newsletter beziehen. Dem ungeschulten Auge sind sie jedenfalls nicht ersichtlich.

Doch so schnell gibt man als Parteisoldat nicht auf. Siehe da, auf Seite zwei bei Google findet man die Unterseite der SPD für Genossin Feike. Dort finde ich schon mal ein Foto, das war‘s dann aber auch. Weiter geht’s und siehe da: Auf der Seite des Landesverbands findet sich nun auch ein Lebenslauf. Katharina ist Mitglied im Chor und im Judoverein. Das freut mich, verrät mir aber wenig über ihre politischen Ziele.

So gelange ich nun zum nächsten Link, der sich unter dem etwas kuriosen Titel „Die Straußenflüsterin“ verbirgt und mir andeutet, Katharina habe schon im Kleinkindalter Erfahrung als Beraterin des CSU-Monarchen Franz-Josef gesammelt. Doch nein, im Interview, witzigerweise mit Ex-moritz-Chefredakteur Kai Doering, erzählt sie von der Straußenfarm ihrer Eltern. Wie man die Sondergenehmigung für die Haltung der Laufvögel erhalten habe, wie groß ihre Eier im Vergleich zum Huhn sind und nach welchen Bestimmungen das Gehege gebaut ist. Im Verlauf des Artikels spricht sie über ihr Engagement gegen Rechts – auch hier aber keine konkreten Ziele.

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Das sind noch Visionen...

Als langsam aber sicher die Frustration einsetzt, gebe ich meiner Kandidatin noch eine Chance. Ein weiter Link führt mich auf die Infoseite der Insel Usedom – und siehe da: Hier werde ich fündig! Es geht um Zukunft, es geht um Pläne und allen Unkenrufen gegen Politiker zum Trotz bleibt Katharina ehrlich und realistisch, gut durchdacht und begründet, aber gleichzeitig auch visionär und mutig:

„Die Juniorchefin des Straußenparks, die sich als heimat- und naturverbunden bezeichnet, möchte gerne eine Alpakaherde mit sechs Stuten aufbauen. Die Neuweltkamele liefern bekanntlich die Wolle für besonders flauschige Pullover.“

Das wird ein Wahlkampf…

Update 13. August – 12:20 Uhr

Offenbar ist die neue Seite von Katharina Feike heute früh online gegangen.

Bilder:

Katharina Feike – SPD Landesverband

Lama – law keven via flickr