Wer oder was ist „Flandziu”? „Ein Wesen”, so erläuterte seinerzeit vieldeutig der Schriftsteller Wolfgang Koeppen. Ein Produkt seiner expressionistischen Schreibphase, eingebunden in eine skizzenartige Szenenfolge.

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Aktuelle Ausgabe 1/2009 der Zeitschrift Flandziu mit dem Schwerpunkt "Alexandria und die Literatur der Moderne".

Bis heute ist die Herkunft unklar, es bleibt Koeppens Kunstwort, eine mythische Metapher. Und auch ein Verweis auf Koeppens klangliche und musikalische Schreibweise. Ist ein solches Mirakel ein passender Titel für eine Zeitschrift, die sich offiziell „Halbjahresblätter für Literatur der Moderne” nennt?

„Auf jeden Fall!”, meint der Greifswalder Professor für englische Literatur und Literaturstudien, Jürgen Klein, seit neuestem Verleger von Flandziu und nebenbei im Editionskommitee der Zeitschrift. „Flandziu ist prinzipiell offen für alle geisteswissenschaftlich Interessierten”, so Klein, „und die Autoren schreiben in ganz verschiedenen Stilformen.” Diese freie Kreativität bringe sicher auch das eine oder andere Rätselhafte hervor, schmunzelt Klein, aber natürlich nur auf den ersten Blick.

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Flandziu-Verleger Jürgen Klein: "Niemand und kein Thema soll ausgespart bleiben."

Moderne Literatur ist dennoch nicht jedermanns Sache und sie verlangt dem Leser naturgemäß mehr ab als beispielsweise dem Kinozuschauer. Bei Flandziu macht es die Mischung: Neben anspruchsvollen Essays veröffentlicht schon mal Joachim Sartorius, Intendant der Berliner Festspiele, eigene Gedichte. Wissenschaftlich gesprochen, ist Flandziu ein Musterbeispiel für gelebte Interdisziplinarität: Die Themen verbinden und berühren Philosophie, Literatur, Politik, Kunst und vieles mehr. „Niemand und kein Thema soll ausgespart bleiben”, erläutert Jürgen Klein, „wobei wir uns Koeppens Liberalität und Offenheit zum Vorbild nehmen.” Dogmatische Texte wird man in Flandziu nicht finden.

Die erste Ausgabe von Flandziu erschien im Mai 2004 im Eigendruck. Ab der dritten Ausgabe wechselten die Herausgeber von der Internationalen Wolfgang Koeppen Gesellschaft zum Stauffenburg Verlag, beendeten die Kooperation jedoch vor rund einem Jahr. Im Frühjahr 2008 gründete Jürgen Klein den Shoebox House-Verlag in Hamburg, der seitdem Flandziu und das Koeppen-Jahrbuch verlegt. Nach einer zweijährigen Pause erschien im Januar 2009 die nunmehr sechste Ausgabe von Flandziu mit dem Titel „Alexandria und die Moderne”. Die beiden nächsten Ausgaben setzen das Thema fort, geplant sind zwei Schwerpunkte zu den „Metropolen der Moderne”.

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Erste Flandziu-Ausgabe 2004.

Die alten Flandziu-Ausgaben sind ab Nr. 3 erhältlich beim Stauffenburg Verlag oder über jede Buchhandlung, das neue Heft bekommt man im Anglistik-Institut, im Antiquariat Rose, bei Weiland, im Uni-Laden sowie im Internet unter www.shoeboxhouse-verlag.de. Regulär kostet Flandziu 10 Euro pro Ausgabe, Studenten zahlen im Abonnement keine Versandkosten, zwei Ausgaben im Jahr kosten dann nur 15 Euro.

Ein Interview mit Prof. Jürgen Klein, Mitherausgeber und Verleger von Flandziu, lest ihr hier.

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Bilder

Flandziu 1/2009: (C) Shoeboxhouse-Verlag Hamburg; Jürgen Klein: Ulrich Kötter; Flandziu 2004: (C) Internationale Wolfgang Koeppen Gesellschaft