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Gute Noten zählen. Nicht nur für Studenten, sondern auch für Dozenten. Die Evaluation der Lehre macht es möglich, dass Studenten in die Rolle der Prüfer schlüpfen und ihren Professoren Zeugnisse ausstellen können. Bewertet wird die Qualität der Lehre. Auf dem Prüfstand stehen Anschaulichkeit, Verständlichkeit, Medieneinsatz und Strukturierung der Lehrveranstaltung. Was in der Theorie gut klingt, ist aber in der Praxis noch längst nicht angekommen. „Die Evaluation an der Uni Greifswald ist nicht besonders ausgeprägt“, sagt Solvejg Jenssen. Die AStA-Referentin für Studium und Lehre spricht von fehlender Systematik und Transparenz. „Manche Institute widmen der Evaluation sehr viel Zeit und Aufwand, bei anderen wird die Angelegenheit eher stiefmütterlich behandelt.“

Seltene Musterbeispiele

Institute, die Evaluationen systematisch und durchdacht durchführen, lassen sich an einer Hand abzählen. „Herausheben kann man die Human- und Zahnmediziner. Auch die Theologen und Psychologen sind sehr bemüht“, erklärt Jenssen. Der Dekan der Theologischen Fakultät räumt der studentischen Bewertung einen hohen Stellenwert ein. „Die Evaluation hat aus gutem Grund eine lange Tradition. Sie dient nicht nur der Statistik, sondern vor allem der Verbesserung der Lehre“, erklärt Professor Christfried Böttrich. Um an der Theologischen Fakultät evaluieren zu können, muss der Student zu Stift und Papier greifen. „Das hat sich bisher für uns als schnellste Lösung erwiesen.“ In jedem Semester stellt sich eine Vorlesung oder ein Seminar der Kritik der Studenten. Mitglieder des Fachschaftsrates führen die Befragung durch. Eine Woche später werden die Ergebnisse in Anwesenheit des Dozenten vorgestellt und diskutiert. „Die Lehrenden an unserer Fakultät haben sich gemeinsam vor vielen Jahren auf dieses Prozedere verständigt“, versichert Professor Böttrich. Auch die Human- und Zahnmediziner können bereits auf einige Jahre der systematischen Evaluierung zurückblicken. Papierfragebögen und Umfrage-Versuche mit Mobiltelefonen wurden recht schnell von einem Onlinesystem abgelöst. „Diese Lösung hat sich bei uns bewährt“, sagt Doktor Andreas Söhnel zufrieden. Der Zahnmediziner schätzt die transparente Evaluation sehr. „Studenten loggen sich ein, bewerten die besuchten Veranstaltungen und können problemlos die graphisch aufbereiteten Ergebnisse einsehen.“ Jeder Medizinstudent ist zur Evaluation verpflichtet. „Das Evaluieren ist fest in der Studienordnung verankert und an die Scheinvergabe gekoppelt.“ Keine Evaluation, kein Schein. „Das ist streng, aber in Ordnung“, sagt Gregor Hamann. Der Medizinstudent evaluiert seine Vorlesungen und Seminare regelmäßig. „Die Evaluation ist ein gutes Mittel, um Dozenten Unmut oder positives Feedback direkt vermitteln zu können“, betont der 25-Jährige. „Manche klicken sich vielleicht nur durch den Fragenkatalog, um ihre Pflicht zu erledigen. Aber die meisten Studenten nehmen das Evaluieren sehr ernst.“ Verbessert sich die Lehre durch die Evaluation? „Schwer zu sagen. Bei manchen Dozenten merkt man, dass sie sich mehr Mühe geben. Anderen ist es egal.“

Scheu vor Bewertung

Die Bereitschaft der Lehrenden sich bewerten zu lassen ist oft sehr gering. „Einige sind über die Evaluation der Lehre nicht erfreut. Die Durchsetzung einer systematischen Bewertung ist deshalb weniger eine Methodenfrage, sondern vielmehr ein Motivationsproblem der Dozenten“, urteilt Dr. Andreas Frisch. Der Teamleiter der Greifswalder Projektgruppe „Integrierte Qualitätssicherung in Studium und Lehre“ wünscht sich ein einheitliches Verfahren mit Fragebögen, die sowohl fachübergreifende als auch fach- und veranstaltungsspezifische Aspekte abdecken. „Aufgabe unserer Projektgruppe ist es, noch nicht bestehende Teile des Qualitätsmanagements aufzubauen“, erklärt Frisch. Dazu gehört letztlich auch eine systematische Evaluation. „Lehrevaluierungspläne müssen in den Fächern verabschiedet werden und es sollten nur fachwissenschaftlich fundierte Verfahren mit ausgewiesenen Gütekriterien zum Einsatz kommen.“ Wünsche für die Zukunft. Im Moment ist man von diesem Vorhaben weit entfernt. „Dozenten, die darauf Wert legen, führen Evaluationen selbst durch. Doch das passiert in den seltensten Fällen“, erklärt Maria Angermann, Mitglied des Fachschaftsrates Germanistik.
So oder so ähnlich wird bisher in den meisten Instituten mit der ungeliebten Evaluation umgegangen. Das Problem ist bekannt. Auf die Lösung bleibt zu warten.

Grit Preibisch

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