Am Mittwoch veranstaltet der Allgemeine Studierendenauschuss (AStA) um 19 Uhr im Konferenzsaal des Uni-Hauptgebäudes eine Podiumsdiskussion zum Thema „Bologna nach 2010“. Das Thema wurde in den letzten Wochen auch von den Medien wieder verstärkt aufgegriffen.

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Flyer der FU Berlin. Klicken für größere Darstellung! Quelle: AStA FU Berlin

„Von vorne bis hinten Murks“. So urteilte der Mainzer Theologe Marius Reiser im Interview mit dem UniSPIEGEL im April über die Umsetzung des Bologna-Prozesses. Raiser hat aus Protest gegen das Studiensystem seine Professur aufgegeben. Die ARD-Sendung Report Mainz leitet den Beitrag „Hölle Hochschule: Bachelor-Abschluss führt zu Studienabbruch“ vom 4. Juli 2008 mit folgenden Worten ein: „Bulimie-Learning: Lernen, nur um riesige Mengen von Lehrstoff in Prüfungssituationen wieder auskotzen zu können. Nachhaltiger Lerneffekt gleich Null.“(1)

Und auch DIE ZEIT fragt am 23. April 2009 sogar „Macht Studieren dumm?“.(2) Und stellt heraus:  „Selbst linke Studenten wollen sich marktförmig verhalten.“ Das Fazit der ZEIT ist, dass sich eine „Reform der Reform“ als Segen erweisen könnte. moritz – das Greifswalder Studentenmagazin – titelte in der Aprilausgabe ein vorläufiges Fazit mit „Dunkle Wolken am Horizont“. Der Autor des Beitrages, Alexander Müller, zog trotzdem den Schluss: „Anlässlich des Bachelors in seinem gegenwärtigen Zustand das Ende der Geschichte auszurufen, käme sicherlich verfrüht.“ (3)

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Überfüllter Hörsaal "Kiste" bei den General Studies. Foto: Maria Trixa

Hintergrund In diesem Jahr jährt sich die Unterzeichnung der Bologna-Erklärung, welche unter den damalig 30 Unterzeichnerstaaten bis 2010 einen einheitlichen europäischen Hochschulraum schaffen sollte, zum zehnten Mal.  Am 28. April 2009 begannen im belgischen Leuven die Vertreter von mittlerweile 46 am Bolognaprozess teilnehmenden  Ländern mit ihren Beratungen darüber, welche Schwerpunkte für die Entwicklung bis 2020 gesetzt werden. Im Ergebnis gab es viel Kritik von Studenten und Hochschulprofessoren am gegenwärtigen Stand der Reform. Und einige der „neuen Ziele“ der bis 2020 fortgetzten Reform sollen deshalb sein: Bis zu 20 Prozent eines Jahrgangs gehen zukünftig ins Ausland. Aber nicht nur die internationale Mobilität möchte man erhöhen, auch die nationale. Denn noch zu oft ist sogar ein innerdeutscher Hochschulwechsel nur mit großen Problem möglich. Zudem möchte man eine größere Studierbarkeit der Fächer und mehr Tiefe ermöglichen. Im Ausland erbrachte Studienleistungen sollen zukünftig großzügiger anerkannt werden und man will eine Stärkung der „sozialen Dimension“ anstreben. Die Wissenschaftsjournalistin Kate Maleike kommentiert dazu im Deutschlandfunk: „Greifbare Ergebnisse oder Nachrichten mit Signalcharakter gibt es nur selten, heiße Luft dagegen schon eher.“ (4)

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Flyer des AStA Greifswald - Klicken für größere Darstellung!

Aus dem AStA Greifswald Die AStA-Referentin für Studienaustausch und Internationalisierung, Katja Krohn, erklärt:  „Viele Studenten beklagen sich, dass der Arbeitsaufwand zu hoch ist. Prüfungs- und Studienordnungen werden als sehr schwer durchschaubar beurteilt. Ich finde, ein ganz großer Kritikpunkt ist, dass zuwenig Studenten ins Ausland gehen. Der Anteil jedes Jahrgangs soll 30 Prozent betragen, davon ist man weit entfernt. Tatsächlich gehen die neuen Bachelorstudenten seltener ins Ausland als Studenten früherer Studienabschlüsse.“
Die Referentin für Studienfinanzierung, Angelika Meissner, ergänzt: „Die BAföG-Regelungen sind für Bachelorstudenten sehr problematisch. Den Abschluss des Grundstudiums erreicht man mit 120 Creditpoints. Manche Prüfungen werden aber nur alle zwei Semester wiederholt. Wer bei einer einzigen Prüfung durchfällt, kann schnell seinen BAföG-Anspruch verlieren. Und ein Aufholen verspätet erreichter Creditpoints ist bei der Fülle der zu absolvierenden Lerninhalte kaum möglich.“ Sie stellt aber auch fest: „Das BAföG lässt sich nicht so schnell ändern. Wichtig ist es also, dass die für das Erreichen der 120 Creditpoints erforderlichen Prüfungen häufiger angeboten werden. Das ist eine Forderung, die unsere Studenten formulieren müssen. So könnte sich lokal auch etwas verbessern lassen.“

Der AStA Greifswald lädt am Mittwoch, dem 6. Mai 2009, um 19 Uhr in den Koferenzsaal im Uni-Hauptgebäude (Domstr. 11) zu einer Podiumsdiskussion. Das Thema ist: „Bologna nach 2010“.  Zu den Gästen gehören

  • Prof. Dr. Michael Herbst, Prorektor für Studium und Lehre der Universität Greifswald
  • Kurt Schanné, Referatsleiter für Hochschulentwicklung vom Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur Mecklenburg-Vorpommern
  • Sarina Schäfer, Vorstandsmitglied des freien zusammenschlusses von studentInnenschaften und studentische DAAD-Bologna-Expertin
  • Alexander Müller, Bachelor-Student an der Universität Greifswald und moritz-Redakteur

Die Moderation der Veranstaltung werden Jens Pickenhan, AStA-Co-Referent für politische Bildung und Katja Krohn, AStA-Co-Referentin für Studierendenaustausch und Internationalisierung, übernehmen.

Alle Interessierten sind aufgerufen, der Diskussion zu folgen und vor allem auch selbst Fragen zu stellen.

Quellennachweise:

(1) http://www.ardmediathek.de/ard/servlet/content/463040
(2) http://www.zeit.de/2009/18/C-Tuebingen
(3) http://webmoritz.de/2009/04/06/titeldunkle-wolken-am-horizont-der-bachelor-wird-zehn/
(4) http://www.dradio.de/dlf/sendungen/kommentar/957651/

Bildnachweise:

Alexander- von-Humboldt-Denkmal (Aufmacherbild): Manfred Brueckels via wikipedia commons