StuPa-Wahlsieg, Kandidatur für die Bürgerschaft und nun auch für den Bundestag. Die Studentin Anne Klatt (Bündniss 90/Die Grünen) will hoch hinaus. Dem webMoritz gab sie ein kurzes Interview.

webMoritz: Was motiviert dich, dich politisch zu engagieren?

Anne Klatt: Ich beobachte, dass politische Entscheidungen viel zu oft NICHT zum Wohl der breiten Masse getroffen werden – das gilt insbesondere für die Ärmsten der Armen und künftige Generationen. Umwelt- und Naturschutz tauchen höchstens als Worthülse in den Reden auf. Faktisch werden die Regeln so gestaltet, dass sich das Vermögen in den Taschen eines sehr eng begrenzten Personenkreises „wie von Zauberhand“ einfindet und Naturzerstörung ein einträgliches Geschäft ist.

Das lässt sich ändern! Und dazu braucht mensch jede Menge PolitikerInnen, die sich nicht vor den Karren von Konzernen spannen lassen und Ideen mitbringen, wie diese Gesellschaft auf einen ganz anderen Kurs gebracht werden kann.

webMoritz: Wie bist du zu den Grünen gekommen?

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Will hoch hinaus - Anne Klatt (26)

Anne Klatt: Das war 2003 in Halle/Saale als ich beim BUND arbeitete. Der dortige Vorsitzende war mein Büronachbar und die wunderbar anregenden Flurgespräche mit ihm haben in mir die Lust auf Parteipolitik geweckt. Natürlich hatte ich mich entsprechend meiner Gesinnung schon vorher für Grüns interessiert.

webMoritz: Du hast einen politischen Senkrechtstart hingelegt. War das geplant oder hat sich das in den letzten Monaten einfach ergeben?

Anne Klatt: Da war nix geplant. Aus meiner Perspektive habe ich ja auch keinen Senkrechtstart hingelegt, weil ich schon länger politisch aktiv bin. Und die Kandidaturen haben sich „angeboten“. Unser Grüne Hochschulgruppen-Moritz hat mich einfach zur StuPa Kandidatur überredet. Und mich hat die Aussicht darauf gereizt, an dieser Uni was in Richtung Nachhaltigkeit ins Rollen zu bringen. Das Ergebnis hat uns alle geplättet. Die Bundestagskandidatur ist eine riesige, aber verlockende Herausforderung für mich, über die ich auch nicht lange nachdenken brauchte. Ich habe Lust, öko-soziale Themen in die Debatten  einzuschleusen und die üblichen Industrie-Verhätschelungen etwas zu sprengen.

webMoritz: StuPa, Bürgerschafts- und Bundestagskandidatur – wie ist das mit Studium und Privatleben vereinbar?

Anne Klatt: Ich finde den Stoff, den ich studiere, total spannend und bin daher voll dabei. Nur die Prüfungsvorbereitungen kommen zu kurz. Und manchmal, wenn ich nicht ohne schlechtes Gewissen einfach so in der Sonne stundenlang rumoxidieren, im Garten wurschteln oder puzzlen kann, wünsche ich mir weniger Verpflichtungen. Aber in der Regel gibt mir die politische Arbeit so viel Schwung, dass ich vieles andere auf die Reihe kriege. Und ich wohne mit einem Haufen toller Menschen zusammen, dass es nicht die kleinste Chance auf soziale Einsamkeit gibt 😉

webMoritz: Was willst du politisch bewegen – im StuPa, in der Bürgerschaft, im Bundestag?

Anne Klatt: Dazu habe ich eine lange Ideenliste.

zum Beispiel ein radikales Umkrempeln des Steuersystems: statt Arbeit und Konsum, lieber Börsenumsätze,  Ressourcenverbrauch und Maschinenarbeit besteuern. Oder endlich das  Wuchern des Verkehrs nicht mehr anheizen, sondern durch intelligente  Konzepte zurückdrängen: ernsthafte Förderung für öffentliche Verkehrsträger, Car Sharing, verkehrsberuhigte Innenstädte, Radwege; etc. Zum Anderen muss unsere Arbeitswelt komplett neu organisiert werden: Diejenigen, die arbeiten, rackern sich kaputt und kommen kaum dazu, ihr Leben zu genießen. Auf der anderen Seite werden Arbeitslose dazu gezwungen, um Stellen zu kämpfen, die es gar nicht gibt. Da muss sich unbedingt was ändern: Job Sharing, Sabbaticals, Bedingungsloses Grundeinkommen, Bildungsetat massiv aufstocken. Und, und, und.

webMoritz: Wie schätzt du deine Chancen bei der Bundestagswahl ein?

Anne Klatt: Bisher gab es zwar nur „klasse, dass du das machst!“-Bekundungen, aber wenn ich das Direktmandat gewinnen würde, wäre ich nach Christian Ströbele die zweite Grüne, die das jemals geschafft hat… 😉

Bilder:

Christoph Busch