Vor gut einer Woche sind die Bahnübergänge an der Gützkower Landstraße und am Gorzberg “für immer” geschlossen worden. Seitdem ist die Bahnlinie mehr als je zuvor im Wortsinne eine Trennlinie zwischen der Innenstadt und den östlichen Stadtteilen. Besonders hart trifft die Sperrung auch die Studenten aus dem Wohnheim Wilhelm-Holtz-Straße. Wer von dort mit dem Fahrrad in die Innenstadt fahren will, hat seit der Sperrung ein Problem.

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Für immer geschlossen: Der Bahnübergang auf der Gützkower Landstr

Wer diese Strecke nun meistern will, muss durch die neue Unterführung für Fußgänger und Radfahrer an der Scharnhorststraße.

Das sollte zu meistern sein, ist aber mit etlichen Schwierigkeiten verbunden: So ist der Weg von der Gützkower Landstraße bis zur Unterführung mehr als schlecht ausgebaut. Insbesondere Studentinnen klagen außerdem über die absolut nicht ausreichenden Beleuchtungsverhältnisse auf der Ausweichstrecke.

Das ist insbesondere deshalb nachvollziehbar, weil die Gegend nicht unbedingt zu den sympathischsten Ecken der Hansestadt gehört. Darüber hinaus sind die Zufahrten zur Unterführung genau wie die Unterführung selbst in der Breite unterdimensioniert. Die Trennung von Fußgängern und Radfahrern lässt sich aufgrund der Enge nicht realisieren.

Ausweichrouten sind auch kaum denkbar: Die Route über den Bahnhof ist ein enormer Umweg von mehreren Kilometern. Die Bahnparallele soll erst Ende 2009 fertig werden. Und die Strecke über den Südbahnhof ist genau so unattraktiv, weil der Umweg dann noch größer wird und der Weg bis zum Südbahnhof ebenfalls schlecht beleuchtet ist. Hinzu kommt, dass in den späten Nachstunden die ohnehin spärliche Straßenbeleuchtung Greifswalds noch weiter ausgedünnt wird.

Alternativen zum Fahrrad? Fehlanzeige! Wer zu Fuß ist, kann die alte Überführung am ehemaligen Bahnübergang (noch) zwar weiter benutzen, aber aufs Fahrrad werden die wenigsten verzichten wollen.

Bliebe der Stadtbus, der in diesem Fall (wie auch in den meisten anderen Fällen) aber ebenfalls nicht attraktiv ist, da er maximal im Halbstundentakt fährt und überdies ausschließlich über den Südbahhof in die Innenstadt geführt wird, was für exorbitante Fahrtzeiten sorgt.

Für den Autoverkehr ist die Lage indes ähnlich: Es müssen Umwege über den Südbahhof oder den Bahnhof in Kauf genommen werden. Insgesamt existieren auf dem Stadtgebiet nur diese beiden Möglichkeiten, die Bahn zu passieren. Hinzu kommen zwei Überführungen auf der Ortsumgehungsstraße.

Die Stadt ist sich des Problems zwar bewusst, verweist aber darauf, dass es sich um eine Übergangslösung handelt. Ende des Jahres soll die Bahnparallele komplett fertig gestellt sein. Dann wird man mit dem Auto (und Fahrrad) vom alten Bahnübergang Gützkower Landstraße direkt zum Bahnhof fahren können. Außerdem wird eine weitere Unterführung an der Feldstraße errichtet.

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"Schön war die Zeit"? Künftig gibt's keine Bahnübergänge mehr in Greifswald

Bleibt eine Frage: Wieso wurde der Bahnübergang bereits jetzt geschlossen?

Die Stadtverwaltung schreibt dazu in einer Pressemeldung: “Die Schließung der Bahnübergänge gleich zu Beginn des Jahres ist aus technologischen insbesondere sicherungstechnischen Gründen notwendig.”

Tatsächlich hat die Bahn in der letzten Woche ein neues Stellwerksystem in Betrieb genommen, in dem die Bahnübergänge nicht mehr enthalten sind. Somit ist eine Rückkehr zum status quo nur noch mit ganz großem Aufwand möglich und somit faktisch ausgeschlossen.

Auf welche Weise die missliche Situation kurzfristig verbessert werden kann, steht also in den Sternen (Vorschläge bitte in die Kommentare!). Bleibt zum wiederholten Mal das dumpfe Gefühl zahlreicher Studenten, dass man hier in Greifswald irgendwie hinterm Mond lebt…

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Fotos:

  • Arik Platzeck (aktuelles Foto)
  • “Bredamer Kourdiockle” via Flickr