Baltic Horrorpunk aus der Hinterhofgarage

„Die sind ja alle ganz friedlich hier … und es gibt immer Bier.” Was selbstverständlich klingt, ist angesichts der düsteren Hinterhofatmosphäre an einem typischen Greifswalder Regenabend nicht zwangsläufig zu erwarten. In einer sehr kleinen, unbeheizten, mit Eierkartons ausgeklebten und mit Nacktpostern verschönerten Garage, könnte einem leicht angst und bange werden. Zumal hier auch noch Horrorpunk gespielt wird.

„R.I.P.”-„Rest in Pain”, das sind Marcel und Toni (beide Gitarre), Stefan (Bass), Tom (Schlagzeug) und seit kurzem auch Johanna, die den Sound der Band abrundet.

moritz „R.I.P.”, erzählt doch einmal, wie ist die Band denn eigentlich entstanden?
Marcel Ich kenn Toni schon ne ganze Weile, er kommt aus der gleichen Ecke wie ich und es war immer der Wunsch da, dass wir zusammen ´ne Band machen. In der Erstsemesterwoche kann man dann ja ganz einfach Leute anquatschen. Tom zum Beispiel. Ich hab ihn gefragt: „Bist du Musiker? Spielst du ´n Instrument? Hast du Lust auf Horrorpunk?” Dann waren wir zu dritt. Wir haben damals angefangen im T.A.K.T zu spielen – da werden alle Instrumente gestellt. Das waren im Großen und Ganzen die Anfänge. Irgendwann, Anfang des Jahres, haben wir dann noch Stefan im Geokeller getroffen. Wir waren uns auf Anhieb sympathisch.
Stefan Ich hab dich voll besoffen vollgelabbt: „Hast´n cooles T-Shirt an.”
Marcel Und so finden sich anscheinend die Leute! Man guckt einfach: passt der ins optische Klischee! Ja, und unsere eigentlich größte Bereicherung kam dann letzte Woche hinzu, rein vom Optischen her, nämlich Johanna. Wir hatten Ewigkeiten nach einer Sängerin gesucht. Wir wollten nur eine Frauenstimme, wenn wir alle sagen: „Die isses!” Ich geh davon aus, dass wir diejenige gefunden haben.

moritz Ihr spielt also Horrorpunk, darunter kann sich ja nicht jeder etwas vorstellen. Was kennzeichnet denn euren Musikstil?
Toni Unser Musikstil befasst sich überwiegend mit surrealen Texten über Horrorklischees und orientiert sich unter anderem an alten Horrorfilmen.
Marcel Wir versuchen in unseren Texten ein gewisses Horrorfeeling aufzubauen, aber nicht auf die krasse Art, sondern melodiös und romantisch verpackt im Punk. Und man betreibt Storytelling, indem man versucht eine Kulisse zu schaffen, um den Zuschauer in eine Art Horrorspektakel zu versetzen.

moritz Schreibt ihr eure Texte denn selber?
Toni Ausschließlich!
Marcel Aber wer, das ist komplett unterschiedlich. Zum Teil setzt sich jeder einzeln hin, manchmal ist es auch eine Gruppenproduktion.
Stefan Ich finde es eher besser, wenn einer das Grundkonzept schreibt und die anderen gucken sich das nochmal an. Da gibt es immer Zoff und Gestreite drüber, aber das ist ja klar.

moritz Konnte man euch denn schon einmal live in Aktion auf einer Bühne bestaunen?
Marcel Nein. Aber ich denke, Anfang nächsten Jahres könnte das spruchreif sein! Wichtig ist uns, dass wir eine gewisse Professionalität an den Tag legen und sagen, wenn wir schon mal auftreten, dann soll es auch richtig sein. Mittlerweile sind wir bei acht Liedern angekommen, aber durch unseren Zugang müssen wir uns wieder sozusagen von unten hocharbeiten. Und im Großen und Ganzen soll es dann wirklich so sein, dass wir drei Männers nur noch die background vocals sind und wir uns mehr und mehr nach unserer Frontfrau richten.

moritz Greifswald ist ja eher klein, was für Erfahrungen habt ihr denn hier mit anderen Musikern gemacht? Meint ihr, dass eine lokale Musikszene besteht?
Stefan Es müsste eigentlich schon eine große Musikerszene in Greifswald geben.
Marcel Man kommt in Kontakt mit den Leuten und es gibt definitiv viele Orte, wo sich junge Musiker treffen können, sich austauschen und zusammen spielen. Aber dass ein großartiger Gedankenaustausch stattfindet, das ist nicht der Fall.

moritz Eure Band in einem Satz beschrieben?
Marcel Ein Klischee bedienen und dabei eine Menge Spaß haben!

moritz Was wünscht ihr euch für die Zukunft?
Stefan Erfolg, Geld, einen warmen Proberaum, endlich einen Auftritt und natürlich… Weibääärs!

moritz Vielen Dank für das Interview, die gute musikalische Unterhaltung und das Bier. Viel Erfolg beim ersten Auftritt!

Das Gespräch führten Maria Strache und Mareike Wieland

Weitere Informationen über die Band gibt es unter www.myspace.com/ripbaltichorrorpunk.