Am 12. November findet um 20 Uhr in der Mensa am Schießwall eine Vollversammlung der Studierendenschaft statt (Nähere Informationen findet ihr hier). In Zeiten von drohenden Studiengebühren, überfüllten Hörsälen und obdachlosen Kommilitonen tragen nicht nur Interessensvertretungen, sondern auch jeder einzelne Student Verantwortung für Uni und Studium. Hoffen wir, dass mindestens fünf Prozent der Greifswalder Studierenden dies ähnlich sehen und mit ihrer Anwesenheit dafür sorgen, dass die Versammlung beschlussfähig ist.
Webmoritz sprach mit dem AStA-Referenten für Hochschulpolitik, Fabian Freiberger, über Hintergrund, Themen und Ziele der Vollversammlung:
Fabian, was ist der Grund für diese Vollversammlung?
Laut der Satzung der Studierendenschaft ist es Pflicht, dass diese Versammlung einmal pro Semester stattfindet. Der Anlass ist also erstmal ein rein formaler. Sie wird vom Asta organisiert, der als ausführendes Organ der studentischen Selbstverwaltung von den Beschlüssen des StuPa abhängig ist. [Ergänzung F.F.11.10.: Natürlich hab ich davon gesprochen, dass die Vollversammlung Formsache (nicht Pflicht) ist. Damit meine ich aber nicht, dass es ein REIN formaler Anlass ist. Ich will die Vollversammlung nicht abwerten.]
Was bedeuten die Abstimmungsergebnisse dieser Tagung für die Hochschulpolitik?
Die Ergebnisse gelten als Empfehlung für das StuPa (Studierendenparlament), sie sind nicht verbindlich. Als Repräsentation der Meinung der Studierenden kommt ihnen allerdings die Ausdruckskraft einer urdemokratischen Institution zu.
Wie muss man sich den Ablauf der Versammlung am nächsten Mittwoch vorstellen?
Generell kann sich jeder einbringen. Man muss einen Antrag stellen, um in die Rednerliste aufgenommen zu werden. Der Reihe nach, tragen dann die Antragssteller ihre Anliegen vor und dann wird abgestimmt. Die Form der Anträge ist jedoch vorgeschrieben, das heisst, es steht vorher fest, ob jemand eine Frage stellen, einen Kommentar abgeben oder einen Vorschlag einbringen will. [Ergänzung F.F.11.10.: Der beschriebene Ablauf stimmt gar nicht. Jeder hat jederzeit das Recht zu jedem Thema einen Redebeitrag (Antrag, Frage, Kommentar, Kritik usw.) zu leisten. Gerade darum geht es doch auf einer Vollversammlung.]
Wieviele Studiererende müssen nächste Woche anwesend sein, um die Beschlussfähigkeit der Versammlung zu garantieren?
Es sind hierzu fünf Prozent der Stimmen aller Studierenden notwendig, das sind derzeitig mindestens 618.
Wie oft findet so eine Vollversammlung normalerweise statt?
Also letztes Semester gab es zum Beispiel keine. Ich kann nicht sagen warum, das betraf meinen Amtsvorgänger.
Welche Themen sind aller Voraussicht nach zu erwarten?
Ein großes Thema wird zweifellos der umstrittene Verwaltungskostenbeitrag für Studierende sein, der im Landtag gerade diskutiert wird. Daneben sind die vielen verschiedenen Arten von Abschlüssen an unserer Uni ein Streitpunkt sowie das Restgeld aus der Rückforderung der alten Rückmeldegebühr. Nicht alle Studenten haben ihr Geld zurück verlangt. Es ist vorgesehen, dass diese Mittel dem AStA zufliessen. [Ergänzung F.F.11.10.: Das Geld soll der Studierendenschaft zufließen, nicht dem AStA.]
Vielen Dank für das Interview Fabian! Eine abschließende Frage noch:
Welches Thema würdest du persönlich stärker diskutiert sehen wollen?
Das überwiegende Desinteresse der Studierenden an der Hochschulpolitik sollte meiner Meinung nach wieder stärker in den Blickpunkt rücken.
[Die in Klammern gesetzten Ergänzungen wurden am 11.10. durch Chefredakteur Sebastian Jabbusch ergänzt. Wir bitten für die falsche Zitierung um Entschuldigung.]
„Es ist vorgesehen, dass diese Mittel dem AStA zufliessen.“
also entweder hat sich die position der uni radikalst geändert (was ich doch sehr bezweifle) oder die aussage ist blödsinn.
meine infos besagen, dass die studierendenschaft, an der entscheidungsfindung über die vergabe der mittel beteiligt werden soll, nicht mehr und nicht weniger.
Den Grund der VV mit formalen Kriterien zu anzugeben ist eher ungeschickt. Natuerlich ist die VV formal vorgesehen, aber der Grund fuer ihr Stattfinden besteht in der direkten Interessenvermittlung zwischen Studierenden, StuPa und Hochschulgremien. Das im Interview nur ein Thema der VV angerissen wird, ist ehrlich gesagt ein Frevel. Wie soll denn dieser Beitrag Interese wecken? Natuerlich ist das Interesse an Hochschulpolitik gering, aber das liegt wohl an solch allgemeinem Palaver wie hier. Bitte in Zukunft mehr Sachargumente statt Formalien!
Fabian Freiberger scheint weder die Idee hinter der VV und der studentischen Selbstverwaltung (hier im Gegensatz zur Repräsentativverwaltung durch den AStA) mitzuleben noch sonderliches Interesse zu haben, dass die 5%-Hürde überschritten wird. Aber was bleibt da zu sagen? Der AStA und seine Positionen sind bloß Abbild des Interesses und Engagement der Studierendenschaft.
„Abbild des Interesses und Engagement der Studierendenschaft“
Wir hoffen dies (auch durch solche Diskussionen) steigern zu können.
„Der Anlass ist also erstmal ein rein formaler.“
Lieber Fabian, willst du mit solchen Aussagen ernsthaft Interesse wecken? Das darf doch nicht wahr sein!
@ alle
Was soll nun mit den Geldern der Rückmeldegebühren werden, die nicht zurückgefordert worden sind? Werden Sie dem AStA zufließen?
Ein Studierendenparlament und ein AStA, die sich seit Jahren vehement dagegen stemmen, ihr allgemeinpolitisches Mandat wahrzunehmen, müssen sich nicht wundern, wenn das Interesse an diesen dann reinständischen Institutionen nicht sehr groß ist unter der Studierendenschaft.
Das allgemeinpolitische Mandat der verfaßten Studierendenschaft ist zwar, anders als in vielen westlichen Bundesländern, rechtlich stark eingeschränkt – was ja auch damit zu tun hat, daß hier seit 1990 niemals seitens der Studierenden richtig dafür/darum gekämpft wurde, aber auch das hiesige Landeshochschulgesetz läßt in §24 die Wahrnehmung eines allgemeinpolitischen Mandats zu. Dort sind u.a. als Aufgaben der Studierendenschaft festgelegt:
* „für die wirtschaftliche Förderung und die sozialen Belange der Studierenden einzutreten“,
* „die politische Bildung und das staatsbürgerliche Verantwortungsbewusstsein der Studierenden auf der Grundlage der verfassungsmäßigen Ordnung zu fördern“
Und das ist mehr als sich in den Stiftungsrat des Studentenwerks wählen zu lassen und auf eine „Verbesserung der Beratung in sozialen Belangen“ (siehe AStA-Homepage) „hinzuarbeiten“.
Statt also z.B. konkrete Sozialproteste in der Stadt mit zu initiieren, z.B. gegen den WVG-Verkauf, für einen Mindestlohn oder gegen die (künstliche) Wohnungsverknappung, verharren StuPa und AStA im bürokratischen Sumpf, wo sie als unkritisches Rädchen im Uni-Getriebe laufen. Und warum nutzt die verfaßte Studierendenschaft nicht ihren expliziten Bildungsauftrag, um sich z.B. an Gedenkveranstaltungen wie den 8. Mai (Tag der Befreiung vom Faschismus), den 9. November (Reichspogromnacht) oder an der Aufklärung der Studierendenschaft über Nazi-Strukturen in unserer Region und an unserer Uni zu beteiligen (Stichwort: HdJ-Kader an der Uni Greifswald). Auch ein vom AStA mit unterstützter Protest gegen das Steinkohlekraftwerk von DONG und CDU wäre darüber ohne Probleme zu machen, betrifft diese den Tourismus abwürgende Dreckschleuder doch mittelbar auch die wirtschaftliche und soziale Lage der Studierenden.
Aber wenn jetzt das Abhalten einer VV vom amtierenden AStA auch noch als lediglich rein formaler Akt angepriesen wird, dürfte es nicht wundern, wenn kaum jemand daran teilnehmen wird.
Sage mal Meister! Wo bist du eigentlich in den letzten Jahren gewesen, als hunderte von Stellen an der Uni gekürzt, Studiengänge gestrichen wurden? Wohl nicht in den Gremien, die du hier kolpotieren möchtest. Dagegen anzugehen ist meiner Meinung nach existenzieller für eine Studierendenschaft als eine Positionierung für oder gegen Steinkohle. Eine Verbindung zur Studierendenschaft lässt sich da nur schwerlich konstruieren! Und deine sozialromantischen und links-außen-verherrlichenden Träume kannst du den Lesern hier ersparen. Neben einem Bachelorstudium (das die Studierendenschaft hier auch mit aller Kraft zu verhindern versuchte) ist nur in begrenztem Maß politisches Engagement möglich.
Im Januar sind ja Wahlen. Ich zähle auf deine Kandidatur und garantiere dir mit den oben genannten Zielen einen Platz in der APO.
In Ergänzung: Du kannst dich über die Misstände im AStA und StuPa auch auf der Vollversammlung auskotzen. Dort müssten dann alle von dir angeprangerten anwesend sein. Ich gehe jedoch davon aus, dass – solltest du überhaupt an der VV teilnehmen, du nicht den bequemen Schutz der Anonymität verlassen wirst.
Werter Dennis!
Eventuell etwas gemeine Gegenfrage: Wo warst Du denn die letzten Jahre? Anders als Du in Deinem Kommentar vermutest, habe ich übrigens sehr wohl in Gremien der Verfaßten Studierendenschaft dieser Uni gearbeitet.
Wo waren denn die Aktionen gegen die BA-Einführung? Greifswald war einer der bundesweiten Testballons dafür – und der Protest war marginal!
Wo war denn ein echter Protest gegen die Streichung von hunderten von DozentInnenstellen (bis 2017), der über symbolische Appelle an „die da oben“ hinausging? Außer derartigen symbolischen Aktiönchen in Form von Kundgebungen und Mini-Demos mit Appellen an den Bildungsminister und die Gremien habe ich nicht viel davon gesehen. Gab es eine Massenmobilisierung in Form eines Uni-Streiks wie in anderen Städten? Gab es Besetzungen von Instituten oder von Geschäftsstellen der SPD, der PDS und der (damals noch oppositionellen, studiengebührengeilen) CDU wie in anderen Städten? – Halt, eine Besetzung gab es ja doch, und zwar im Rektorat, aber diese wurde aufgrund der Unerfahrenheit und Ängstlichkeit einiger BesetzerInnen (hätte ja eine Anzeige wegen Hausfriedensbruchs geben können, ojeoje!) nach 24 Stunden wieder abgebrochen. (Aber es war zumindest ein Bruch des universitären Arbeitsablaufs und ein Versuch, den Protest ganz persönlich in die Uni-Leitung zu tragen. Deswegen hatte ich mich auch an dieser Rektoratsbesetzung damals beteiligt.)
Was Du abschätzig „sozialromantischen und links-außen-verherrlichenden Träume“ nennst, bezeichne ich als Kernstück studentischer Interessenpolitik – vielleicht nicht für alle Studierende, das gebe ich gerne zu, aber für die Studierenden aus Arbeiter- und Angestelltenfamilien. Es gibt selbstverständlich nicht wenige betuchte Studierende aus gutbürgerlichem, akademischem Hause, denen es sogar ganz lieb wäre, wenn Studiengebühren (wie jetzt durch die Hintertür) eingeführt würden und damit die ärmeren Studis, die einem/r ja doch nur den Platz in Hörsaal und Mensa streitig machen, endlich weg wären. Und es gibt natürlich auch genügend Studierende, die aus den unterschiedlichsten Gründen die Verfaßte Studierendenschaft gerne noch weiter zusammenstutzen und in einen völlig zahnlosen Löwen transformieren wollen – daher ja auch die relativ hohen Wahlergebnisse des reaktionären Studierendenverbands RCDS hier in Greifswald, Speerspitze dieses Flügels in der Studierendenschaft. :sick:
Übrigens: Wenn Dir meine Aussagen so gar nicht gefallen, dann bring doch bitte mal Argumente dagegen. Sich persönlich „auskotzen“ (wenn ich Dich mal zitieren darf), mag zwar eine gewisse individuelle Erlösung sein, ersetzt aber keine inhaltliche Diskussion. Und eine Diskussion lebt nun mal vom Austausch von Argumenten.
Die VV ist da sicher nicht der schlechteste Platz, werter Dennis.
Hallo,
ich werde im Laufe des Tages noch mit den Artikel betreffenden Änderungswünschen auf die Redaktion zutreten.
Gab da wohl ein kleines Sender-Empfänger-Problem. Ich bitte dies zu entschuldigen. Mit dem hier veröffentlichten Artikel bin ich nicht zufrieden.
Dringend:
1. Die Mittel aus den nicht ausgezahlten Rückmeldegebühren fliessen nicht dem AStA zu. Wir vertreten aber den Standpunkt, dass das Geld der Studierendenschaft zukommen soll.
2. Der Anlass ist vor allem für mich kein rein formaler. Natürlich wird die Vollversammlung in der Satzung der Studierendenschaft aufgeführt (§10) und muss ordentlich und formwahrend einberufen werden.
3. Es können spontan Anträge, Wortbeiträge, Fragen und Kommentare geäußert werden. „[…]es steht vorher fest, ob jemand eine Frage stellen, einen Kommentar abgeben oder einen Vorschlag einbringen will.“, stimmt so nicht!
Ich hoffe damit erst einmal für gewisse Klärung gesorgt zu haben. Weiteres im Laufe des Tages und endgültig natürlich am Mittwochabend in der Mensa.
@ ret marut : Bei deinen überschäumenden Ideen frage ich mich so ganz spontan, warum du kein Referat bei uns im AStA inne hast!? Das Co-Referat politische Bildung war bis letzte Woche vakant und wäre sicher genau dein Ding gewesen. Wir suchen auch noch einen stellvertretenden Vorsitz, der überwiegend mit der Pressearbeit betraut ist. Auch da siehst du ja erhebliche Mängel innerhalb der studentischen Selbstevrwaltung. Warum also nicht selber etwas verändern? Wir freuen uns über Unterstützung!
Hallo Scarlett!
Glaubst Du, daß ich bei einer defacto RCDS-Mehrheit im StuPa gewählt würde? Ich glaub da nicht so recht dran. 😉 Selbst bei Deiner Wahl zur AStA-Vorsitzenden war das ja ein relativ knappes Wahlergebnis.
Ich werde meine Energie lieber dransetzen, daß nächstes Jahr die progressiven Kräfte im StuPa, insb. die Jusos, der SDS und die Grüne Hochschulgruppe, gestärkt aus der Januarwahl hervorgehen. Daß ein AStA nach der Satzungslage der hiesigen Studierendenschaft immer nur so stark ist wie es die jeweilige StuPa-Mehrheit zuläßt, dürftest auch Du gesehen haben. Bei einer linken Mehrheit, die auch explizit für die Wahrnehmung des Allgemeinpolitischen Mandats einsteht, wäre die Grundlage in der Tat eine wesentlich veränderte.
Es gibt keine RCDS-Mehrheit im StuPa. Wen subsummierst du hinter einer defacto RCDS-Mehrheit?
Okay, merke schon, ret marut stellt große Thesen auf aber tritt nicht den Beweis an. Wer die Mehrheiten eigenständig beurteilen möchte, kann dies Dienstags ab 20.00 Uhr im StuPa tun!
Marina Beielstein
Isabell Bujak
Martin Hackober
Paul Hahnert
Mathias Krüger
Richard Lünser
Juliane Ruschinzik
Johannes Spanier
David Wulff
LHG+RCDS
9 Stimmen sind bei gefühlten 20 Mitgliedern zwar noch keine Mehrheit aber gegen diesen Block Astareferent zu werden ist schwierig…
Ich glaube die LHGler werden sich mit Händen und Füßen wehren mit dem RCDS in einen Topf geworfen zu werden. Zudem sollte fairerweise angemerkt werden, dass weder Schwarz noch Gelb als Gruppe abstimmen, sondern mitunter auch gegeneinander votieren.
Ja was soll man da noch sagen…?DKP und Jusos sind auch nicht ein Topf und trotzdem stimmen sie meistens gleich ab!Vlt weil sie eine linke Grundeinstellung haben?Stimmen LHG und RCDS vlt meistens gleich ab, weil sie beide neoliberales Gedankengut eint…?Man weiss es nicht…
Hier noch mal die ursprüngliche Frage von Ret Marut:
Glaubst Du, daß ich bei einer defacto RCDS-Mehrheit im StuPa gewählt würde?
Ich würde sagen Nein weil RCDS und LHG gegen einen sehr linken Kandidaten garantiert gemeinsam abstimmen!
So viel zu grossen unbewiesenen Thesen, ausserdem gab es dieses Semester einen Juso Kandidaten der auch aufgrund seines Jusoseins abgelehnt wurde…Got it? 😉
…und es gab einen ehemaligen Juso, der von den Jusos (vermutlich) nicht gewählt wurde sowie ein CDU-Mitglied, dass (vermutlich) von den Jusos nicht gewählt wurde.
Hast du eine Ahnung, wonach StuPisten noch so abstimmen? Da ist politische Ausrichtung als Entscheidungsgrund schon fast eine Auszeichnung!
Mindestens ein/e Juso hat für den Ex-Juso gestimmt. Und ich glaub auch das LHGler und RCDSler niemanden, den sie als linksextremisten verstehen, in den AStA waehlen.
@ Alex, VV-Besucherin, Tuba Genc, ret marut, dennis
Mit eurer Kritik macht ihr es euch meiner Meinung nach zu leicht. Ich bin fest überzeugt, dass die hier abgedruckten Aussagen nicht in dieser Art von Fabian Freiberger getroffen wurden. Der Vorwurf, dass im Interview nur ein Thema der Vollversammlung angerissen wird, muss wohl fairerweise auch gegen den das Interview führende Redakteur gerichtet sein. Die Zeitung, die Plakate, die Flyer und die Rundmail zur Vollversammlung benennen alle Themen.
(VV-Besucherin: ) „Der AStA und seine Positionen sind bloß Abbild des Interesses und Engagement der Studierendenschaft“ – exakt! Darum stellt sich die Frage, warum es in der Vergangenheit nicht einmal 5% der Studierenden zu den Vollversammlungen geschafft haben. Die Gründe sind wohl vielseitig: Politikverdrossenheit; Gleichgültigkeit gegenüber den VV-Themen; Mangelnder Glaube daran, durch den Besuch der Vollversammlung etwas zu verändern; fehlende Zeit oder das unschlagbare Argument „wenn meine Kommilitonen nicht hingehen, dann brauche ich auch nicht“.
Das Phänomen leerer Vollversammlungen jedoch ein bundesweites (was keine Entschuldigung ist). Eine Vielzahl an Studierendenvertretungen änderte daraufhin einfach ihre Ordnungen, so dass keine Mindestteilnehmerzahl mehr vorgeschrieben wurde, um beschlussfähig zu sein. Für Greifswald ist dies bislang keine Lösung – und das ist auch gut so!
Die letzten Vollversammlungen, die mit über 1000 Anwesenden beschlussfähig waren, liegen zeitlich deutlich zurück. Die Themen waren damals die Kürzung von Personalstellen oder die Streichung von Studiengängen. Gemein war ihnen, dass die Szenarien zunächst abstrakt waren („Land kürzt 650 Stellen an den Hochschulen“) und im zeitlichen Verlauf dann konkreter wurden („Altertumswissenschaften, Romanistik, Erziehungswissenschaften werden in Greifswald gestrichen“). Es überrascht wohl kaum, dass bei der nächsten VV in der Mehrheit nur noch die betroffenen Studis zugegen waren (Einen Exkurs zur Solidarität unter Studierenden erspare ich uns!).
Jedem Studenten steht es frei Themen für die Vollversammlung einzubringen – Gebt dem AStA und dem StuPa doch Positionen an die Hand, wenn ihr euch nicht selbst in den Gremien engagieren wollt oder aus Zeitmangel könnt. Bislang wird von diesem basisdemokratischen Recht kaum gebraucht gemacht.
(ret marut: ) „Ein Studierendenparlament und ein AStA, die sich seit Jahren vehement dagegen stemmen, ihr allgemeinpolitisches Mandat wahrzunehmen, müssen sich nicht wundern, wenn das Interesse an diesen dann reinständischen Institutionen nicht sehr groß ist unter der Studierendenschaft. (…) was ja auch damit zu tun hat, daß hier seit 1990 niemals seitens der Studierenden richtig dafür/darum gekämpft wurde“ Es ist Unsinn sich gegen etwas zu stemmen, was man nicht besitzt! Nimm dir den entsprechenden moritz zur Hand und schau mal, was AStA und StuPa bspw. im Bezug auf den WVG-Verkauf oder die Greifswald Wohnraumsituation gemacht haben.
Auch der zitiere § 24 Landeshochschulgesetz erweitert die Aufgaben der Studierendenschaften nicht in die Sphären, in die du mit der Studierendenschaft möchtest. Natürlich fördert die Studierendenschaft die wirtschaftlichen und sozialen Belange der Studierenden (bspw. Freitischkarten, Kindergarten mit ausgedehnten Öffnungszeiten für studentische Eltern, Rechtsberatung). Gleiches gilt für die politische Bildung, in deren Bereich Vorträge, Filme, Diskussionsrunden zu unterschiedlichsten Themen (global wie regional) liefen.
Jeder Student kann und sollte Ideen an den AStA geben. Ich bin mir sicher, dass Impulse – sofern realisierbar – dankend aufgenommen werden. Im Übrigen kann auch jeder Student selbst aktiv werden und für ein eigenes Projekt Geld beim AStA/StuPa für beantragen (bspw. Stolpersteine für ermordete Juden aus Greifswald).
Wer auf mangelndes Engagement der Studierendenschaftsvertretung abhebt, musst auch einräumen, dass für originäre Studententhemen bereits kaum Interesse aus der Studierendenschaft entkommt. Woher soll es dann für Maßnahmen gegen DONG, die NPD oder für Mindestlöhne kommen?
Zu alldem kommt das Problem mangelnder Zeit für politisches Engagement, da Bachelor/Master keine Zeit für ehrenämliche Tätigkeiten lassen und ein jeder zusieht, dass er ohne große Schulden aus der Uni in das Berufsleben starten kann.
Verstreckt euch nicht hinter dem platonschen „Diejenigen, die zu klug sind, um sich in der Politik zu engagieren, werden dadurch bestraft werden, dass sie von Leuten regiert werden, die dümmer sind als sie selbst“, sondern kommt zur Vollversammlung, stellt Anträge, äußert sachlich Kritik, redet mit und entscheidet. Wer etwas als verbesserungswürdig erkennt, muss auch handeln!
Ich war bisher auf jeder VV, obwohl ich vorher jedesmal der Meinung war, dass die 5%-Hürde nicht erreicht wird – eine Schlussfolgerung die ich aus der Werbung für die VV zog. Flyer und Plakate, das wars (achja, auf der Homepage). Kein durch die Vorlesungen gehen, kein Erklären warum es wichtig ist und welche Chancen es bietet (nicht einmal gut gelayoutete Flyer), nichtmal nen Plakat in jeden Hörsaal kleben. Stattdessen verbreitete der AStA vor und während der VV eher den Eindruck, ihn störe die VV in seiner ruhigen, beschaulichen Arbeit. Und nun mal ernsthaft, was ist zu erwarten, wenn nicht mal der frei Tanzkurs abgesagt wird, der parallel für Studierende im Mensa-Foyer angeboten wird.
Also, mein Rat: VV in den Nachmittag vorverlegen, Lehrveranstaltungen ausfallen lassen, die Woche vorher durch die VLs tingeln und Werbung machen, die Hörsäale und Seminarräume mit Plakate vollhauen und dabei vermitteln, dass es wichtig ist und wichtige Entscheidungen möglich sind.
Und, ich muss das eingestehen, bis sowas nicht passiert und ich keine Perspektive darauf sehe, dass die Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch nur annähernd an die 5%-Hürde rankommt, nutz ich die Zeit lieber, um mich jenseits verfasster Studierendengremien politisch zu engagieren.
P.S: Und es stimmt, dass es zu Diplom/Magister-Zeiten einfacher war, sich zu engagieren, aber ich schaffe das als Bachelor-Student auch, Uni, Nebenjob und Engagement unter einen Hut zu kriegen. Es ist also möglich, vielleicht nicht für jeden Bachelor-Student, aber für mehr als es bisher tun.
exakt !
..bezogen auf kommentar 7. ( Thomas )
An alle Kommentare zudem Interview mit Fabian Freiberger!!!
Es sind mir bei der Zusammenstellung des Interviews eklatante Fehler unterlaufen, die die eigentliche Aussage Fabians verformten. Ich habe aus sehr persönlichen Gründen erst jetzt die Zeit das richtig zu stellen.
Bitte ausdrücklich um Entschuldigung, diese Klops ist mir sehr peinlich
MFG, Marius Külzer