Die Entscheidung für eine Hochschule ist schnell gefallen. Die Antwort auf die Frage, wie man sich das Studium finanzieren wird, hingegen nicht. Die finanzielle Unterstützung seitens der Eltern reicht selten aus. Eine Förderung durch BAföG steht nicht allen zu. Die heiß begehrten Stipendien können nur Wenige ergattern. Am Ende bleibt nur noch der Nebenjob. „Aber die Wenigsten sind bereit und dazu in der Lage, sich ihr ganzes Studium über die eigene Arbeit zu finanzieren“, merkt Aniisa Paul (AStA-Referentin für Studienfinanzierung) an. Seit kurzem möchte jedoch eine neue Finanzierungsform die Sorge vieler Studenten erleichtern: der Studienkredit.

Attraktive Konditionen

Eingeführt wurde der Kredit für Studenten erstmalig vor knapp zwei Jahren von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfWFörderbank). Das Ziel war es, die in zwölf Bundesländern eingeführten Studiengebühren, abzufedern und den angehenden Akademikern eine Fortführung des Studiums trotz dieser Mehrbelastung zu ermöglichen. Mit Hilfe des Studiendarlehenssollen die Lebenshaltungskosten während des Erststudiums finanziert werden. Seine Attraktivität erhält dieser Kredit vor allem dadurch, dass er sich den Bedürfnissen und Möglichkeiten der Studenten anpasst. Zum einen erfolgt die
Auszahlung des Geldes nicht in einem Zuge, sondern pro Semester. Die Höhe des Betrages kann den individuellen Erfordernissen entsprechend angepasst werden und von einem zum anderen Semester variieren. Die Rückzahlung des Kredites muss frühestens ein Jahr nach der Hochschulausbildung erfolgen. Die jeweilige Rückzahlungssumme wird von den meistens Banken einkommensabhängig erhoben. Die Voraussetzungen für die Bewilligung des Kredites sind von Bank zu Bank unterschiedlich. Essentiell ist in jedem Fall die Immatrikulation an einer
Hochschule. Oft besteht darüber hinaus eine Altersbegrenzung und teilweise werden Leistungsnachweise erwünscht.

Ein Berg an Schulden

Trotz dieser positiven Konditionen gibt Dr. Jana Kolbe vom Greifswalder Studentenwerk zu bedenken: „Es handelt sich um einen Kredit mit Zinsen. Je länger der Student diese Finanzierung in Anspruch nimmt, umso größer wird für ihn nach dem Studium die finanzielle Belastung durch die Rückzahlung sein.“ Im Gegensatz zu anderen Krediten ist der Zinssatz für Studenten zwar niedriger, aber in der Regel variabel. Das bedeutet, er wird jedes halbe Jahr an den Kapitalmarktzinssatz angepasst. Die Möglichkeit einen Höchstzinssatz festzulegen ist gegeben, den konkreten Rückzahlungsbetrag bereits bei Kreditaufnahme zu berechnen dagegen nicht. „Auch wenn es sich um eine positive Variante handelt, sein Studium
weiterzuführen, sollte ein Kredit dennoch den letzten Weg darstellen, wenn wirklich alle anderen Möglichkeiten
ausgeschöpft sind“, meint Kolbe.

Investition in Bildung

Der Hauptanbieter von Studienkrediten bleibt derzeit weiterhin die KfW Förderbank. Nur wenige andere Banken und Sparkassen offerieren
ein eigenes Angebot, da die Konditionen kaum optimiert werden können. Die meisten treten als Vertriebspartner des KfW-Studienkredites auf, wie im Falle der Sparkasse Vorpommern, der Volksund Raiffeisenbank und des Studentenwerks. Im Moment werden auf diesem Wege von 32 Greifswalder Studenten beim Studentenwerk kurzfristige Darlehen in Höhe von insgesamt 9.850 Euro in Anspruch genommen. „Die Nachfrage besteht überwiegend dann, wenn das BAföG ausgelaufen ist und man noch für ein bis zwei Semester Geld benötigt. Oder der Student vor seinen Abschlussprüfungen steht und keine Zeit hat, nebenbei zu jobben“, erklärt AStA-Referentin Pauli. Mit der Einführung der Bachelor- und Masterabschlüsse haben die Studenten generell immer weniger Zeit, sich durch Nebenjobs ihren Lebensunterhalt selbst zu finanzieren. In den kommenden Jahren ist daher davon auszugehen, dass die Kreditnachfrage bei den Studenten ansteigen wird. Damit wird parallel zu der Einführung der Studiengebühren die Investition in Bildung immer mehr in die Hand des Einzelnen gegeben.

Geschrieben von Cornelia Bengsch