Studentenwerk erwartet mehr Antragsteller nach BAföG-Erhöhung

Geschenke verteilt der Staat selten. Wenn er es tut, fallen die Gaben meistens nicht sehr großzügig aus. Trotzdem freuen sich viele Studenten über die Erhöhung des BAföGs ab 1. Oktober 2008. Laut Bundestagsbeschluss vom November 2007 bekommen BAföG-Empfänger zehn Prozent mehr Geld. Außerdem erhöhen sich zum Wintersemester die Eltern-Freibeträge um acht Prozent.

„Das ist ein längst überfälliger Schritt“, meint Karl Schöppner, Abteilungsleiter der Ausbildungsförderung des Studentenwerks Greifswald. „Es hätte schon zu einem früheren Zeitpunkt zu einer Erhöhung kommen müssen.“
Die letzte BAföG-Erhöhung war 2001. Seitdem gab es für die Studenten in Deutschland sieben Jahre Nullrunden. In dieser Zeit sind auch die Lebenshaltungskosten kontinuierlich gestiegen.

Die maximale Förderungssumme beträgt statt 585 ab Oktober 642 Euro. Zusätzlich können Studenten mit Kind einen Zuschlag von 113 Euro bekommen. Trotzdem: „Die Vollförderung ist immer noch nicht ausreichend, um die Lebenshaltungskosten komplett abzudecken“, erklärt Schöppner. Das beweist auch eine Studie des Deutschen Studentenwerkes. Laut dessen Erhebungen hat der durchschnittliche Student monatliche Ausgaben von rund 740 Euro.

10 Prozent mehr Geförderte

Bundesweit greift die Ausbildungsförderung für jeden fünften Studenten. In Greifswald, Neubrandenburg und Stralsund erhält jeder vierte Akademiker staatliche Unterstützung. Allein in Greifswald liegt die Förderquote bei 23 Prozent. Von 3348 Antragsstellern bezogen 2568 Studierende im Jahr 2007 BAföG. Zum Wintersemester erwartet das Studentenwerk mehr Antragssteller. Der Grund ist die Anhebung der Eltern-Bedarfssätze um acht Prozent. „Wir freuen uns darüber, dass jetzt mehr Studenten einen Antrag stellen können und staatliche Unterstützung in Anspruch nehmen können“, sagt Karl Schöppner. „Für das Jahr 2008 gehen wir davon aus, dass sich die Zahl der Antragssteller um 15 Prozent erhöht.“ Genau das passierte nämlich bei der letzten BAföG-Anhebung im Jahr 2001. Damals stellten 16 Prozent mehr Studenten einen Antrag. „Da sich die Chancen auf einen BAföG-Anspruch verbessert haben, rechnen wir mit zehn Prozent mehr Geförderten“, fügt Schöppner hinzu.

Böse Überraschungen vermeiden

Anissa Pauli befürwortet ebenfalls die Erhöhung der Elternbeiträge. „Das war dringend notwendig, weil die meisten Antragssteller wegen zu hoher Freibeträge der Eltern abgelehnt werden“, sagt die Asta-Referentin für BAföG und Studienfinanzierung. Pauli berät und hilft vielen Studenten, die eine Ablehnung bekommen haben. Sie findet, dass die Berechnungen nicht der Realität entsprechen: „Viele Eltern haben zwar ein entsprechend hohes Einkommen, aber auch finanzielle Belastungen. Ohne BAföG könnten sie kein Studium finanzieren.“ Franziska Reute ist derselben Meinung. „BAföG entlastet Eltern, die Schulden haben“, meint die Baltistik- und Slawistikstudentin. Sie finanziert ihr Studium über einen Studienkredit und mit Unterstützung von ihrer Mutter. Franziska  empfängt keine staatliche Ausbildungsförderung, weil das Einkommen ihrer Mutter zu hoch ist.

Gedankenlos ins Studium

Viele Studenten unterschätzen das Einkommen ihrer Eltern. Diese Erfahrung hat Anissa Pauli vor allem bei Erstsemestern gemacht. „Es ist erstaunlich. Das Bewusstsein, sich im Voraus Gedanken über die Finanzierung des Studiums zu machen, fehlt oft“, weiß Pauli, „Viele fallen aus allen Wolken, wenn sie abgelehnt werden und merken, dass sie vor dem absoluten Nichts stehen.“ Gegen solche bösen Überraschungen möchte die AStA-Referentin etwas unternehmen. An den Hochschulinformationstagen will sie in Zukunft über BAföG und Studienfinanzierung informieren. „Es ist wichtig, die Studenten vorher zu erreichen“, sagt sie.

Geschrieben von Benjamin Vorhölter