„Sieben wunderbare Jahre“ von Göran Sahlberg

Nachdem die Jahrtausendwende nicht, wie von vielen erwartet, eine alles vernichtende Katastrophe mit sich brachte, hätte ein großer Teil der Erdbewohner eigentlich wieder recht zuversichtlich in die Zukunft blicken können. Gäbe es da nicht schon den nächsten Grund, ein baldiges Ende der Menschheit zu befürchten. Heute heißt er Klimawandel. So hat jede Zeit ihren Weltuntergang und Sekten und Religionen fühlen sich jedes Mal in ihren Prophezeiungen bestätigt.

Göran Sahlbergs Debütroman „Sieben wunderbare Jahre“ (Originaltitel: När tiden tog slut)  spielt im Schweden der 50er Jahre. Der sechsjährige, namenlose Ich-Erzähler wächst mit den religiösen Vorstellungen seiner Eltern auf. So scheint der Kalte Krieg und die Furcht vor einem Dritten Weltkrieg sicheres Anzeichen eines baldigen Umschwungs. Der altkluge Junge ließt Bücher, in denen das Ende der bestehenden Weltordnung angekündigt wird, und möchte Prediger werden, wie sein Vater. Als seine Eltern eines Tages nicht mehr da sind, glaubt er die Prophezeiungen hätten sich erfüllt und sie wären von einer „Luftbewegung“ vor dem Endkrieg der Welt gerettet worden, während er als Strafe für eine Lüge sein Leben im Zeitalter der „Mühsal“ fristen muss. Die hübsche Kassiererin Viola nimmt sich seiner an und der Junge erlebt einen ganz besonderen Sommer.

Der Religionspsychologe Sahlberg erzählt nicht von einer unbeschwerten Kindheit wie der deutsche Titel vermuten lässt. Mit den Eindrücken und Gedanken des Zeitgeschehens und der Religion wird ein Kind allein gelassen und das hat fatale Folgen. Obwohl der naive Kinderblick nicht konsequent durchgehalten wird und die anfänglichen Wunderkindelemente zum Teil enervieren, ist „Sieben wunderbare Jahre“ ein beeindruckender Roman, der bis zur letzten Zeile spannend bleibt.

Geschrieben von Alina Herbing