?Republik Vineta? vom Studententheater StuThe

„Theater Vorpommern? Interessiert mich nicht“, sagt sich der Durchschnittsstudent mit Blick auf den städtischen Veranstaltungskalender. Zu teuer. Zu schlecht. Zu provinziell. Das sind die Vorwürfe, die immer wieder zu hören sind. Bemängeln lassen sich die Auswahl der Stücke, die künstlerische Qualität und die fehlende Kreativität.

Doch im grauen Einheitsbrei der Greifswalder Theateraufführungen gibt es auch Lichtblicke. Getreu dem Motto: Ausnahmen bestätigen die Regel. Gehört „Republik Vineta“ zu diesen rühmlichen Einzelfällen oder reiht sich auch diese Aufführung in den Reigen belangloser Stücke? Die Antwort fällt schwer. Nicht gut, nicht schlecht, nicht Fisch, nicht Fleisch. Die schauspielerische Leistung ist ohne Zweifel tadellos. Die Mitglieder des Studententheaters StuThe geben sich größte Mühe dem Schauspiel „Republik Vineta“ von Moritz Rinke Leben einzuhauchen. Dieses Vorhaben lässt sich nicht leicht in die Tat umsetzen. Zu schwerfällig ist das Stück. Zu kompliziert sind die Zusammenhänge. „Was passiert hier eigentlich“, fragt sich Architekt Sebastian Färber auf der Bühne. Viele der Zuschauer stellen sich in diesem Moment vermutlich dieselbe Frage. Die ersten Szenen lassen viel Interpretationsspielraum. Geht es um Freundschaft, Hass, Träume oder Bürokratie? Alles wird angedeutet, vieles bleibt vage. Erst gegen Ende des über zweistündigen Stückes setzen sich die einzelnen Szenen zu einem Ganzen zusammen.

Fünf selbsternannte Vordenker treffen sich unter der Leitung von Robert Leonhard und seiner Assistentin zu einer geheimen Konferenz. In einer abgeschiedenen Villa planen sie das Projekt „Vineta“, eine neue Stadt und einen „Themenpark der untergegangenen Träume“, die auf einer unbewohnten Insel entstehen sollen. Die ersten Frachtschiffe sind schon auf dem Weg zur Insel. Doch Leonhard zweifelt und lässt den Stararchitekten Färber holen, der die Pläne auf den Kopf stellt. Statt einer zweckmäßigen Stadt schwebt ihm ein Ort der Harmonie und Tradition vor. Konflikte entstehen zwischen den Visionären. Es wird diskutiert, argumentiert und gestritten. Unter den Beteiligten entbrennt ein hemmungsloser Machtkampf. Eine Kette tragischkomischer Entwicklungen beginnt. Letztlich scheitert die Vision „Vineta“. Zurück bleiben Bedrückung, Verzweiflung und Enttäuschung. Robert Leonhard, der Leiter des Projektes, sagt resümierend: „Man muss auch lernen, seine Träume in Würde zu begraben.“ Bleibt nur die Frage: Dürfen wir zukünftig von einem Theater Vorpommern träumen, das mehr Zuschauer mit attraktiven Aufführungen anzieht? Oder ist auch diese Vision zum Scheitern verurteilt?

Geschrieben von Grit Preibisch