Mittagsblumen, Stiefmütterchen, Margariten, Sellerie oder Löwenmäulchen. Ursula Müller ist umringt von Beet- und Balkonpflanzen. Seit 18 Jahren steht die 39-Jährige jeden Dienstag, Donnerstag und Freitag auf dem Greifswalder Marktplatz, um Pflanzen an den gartenbegeisterten Laubenpieper zu verkaufen. Vor der Touristeninformation und neben dem Hähnchenstand ist der feste Platz der Gärtnerin und Naturliebhaberin. Im Winter und im Sommer. Nach einer abgeschlossenen Gärtnerlehre, einem Studium der Ingenieurspädagogik in Schwerin und zehnjähriger Anstellung in einer Gärtnerei hat sich die gebürtige Rüganerin selbständig gemacht. Zwei Betriebe nennt sie inzwischen ihr Eigen.

moritz: Sie haben täglich mit Pflanzen zu tun. Wie nahe steht Ihnen die Natur?
Ursula Müller: Ich liebe die Natur. Das ist mir wohl schon in die Wiege gelegt worden. Meine Eltern waren in einer Gärtnerei tätig. Und ich wusste schon seit meiner Kindheit, dass ich in die gleiche Richtung gehen will.

moritz: Traumberuf Gärtnerin?
Müller: Für mich eindeutig ja. Ich habe großen Spaß daran.

moritz: Was sind die schönen und die schlechten Seiten des Gärtnerdaseins?
Müller: Schön ist die Arbeit mit den Pflanzen und der Umgang mit den Kunden. Weniger gut ist der hohe Zeitaufwand, den ich als Selbständige in Kauf nehmen muss. Ein Arbeitstag kann schon mal um vier Uhr früh anfangen und erst am nächsten Tag um ein Uhr vorbei sein, denn die Anfahrt von Rügen, das Ein- und Auspacken und die Verwaltung müssen immer wieder aufs Neue erledigt werden.

moritz: Ist Greifswald grün genug?
Müller: Schwer zu sagen. Eigentlich gefällt mir Greifswald sehr gut. Vor ungefähr zehn Jahren war der Marktplatz allerdings schöner, weil er von Bäumen umringt war. Heute ist hier das Grün leider fast komplett verschwunden.

moritz: Sie stehen dreimal in der Woche auf dem Markt. Im Sommer und Winter. Wie hält man einen Markttag in Eiseskälte und sommerlicher Hitze durch?
Müller: Im Winter hilft nur dicke Kleidung. Drei Paar Socken, Strumpfhose, Jogginghose, Jeans, vier bis fünf Pullover, Jacke. Dazu viel Kaffee. Heute habe ich fünf Becher getrunken. Aber im Winter kommen noch einige dazu. Im Sommer habe ich weniger Probleme. Mein Zelt schützt gut vor der Sonne. Und kühle Getränke sind dann natürlich ein Muss.

moritz: Sie haben mit vielen Kunden zu tun. Wie würden Sie den typischen Greifswalder beschreiben?
Müller: Die Greifswalder sind nette und liebe Leute. Sie kommen oft mit konkreten Fragen, die ich ihnen gern beantworte. Aber dumm darf mir keiner kommen. Manche Kunden wollen ihren Ärger an den Händlern auslassen. Aber in solchen Fällen schalte ich auf Durchzug.

moritz: Kaufen viele Studenten bei Ihnen ein?
Müller: Mein Kundenstamm ist sehr gemischt. Von Student bis Rentner. Jeder ist dabei. Aber früher kamen mehr Studenten, um Kräuter oder Ähnliches zu kaufen. Das hat nachgelassen.

moritz: Wie erklären Sie sich das schwindende Interesse der Studenten?
Müller: Wahrscheinlich kochen die Studenten nicht mehr so viel für sich selbst. Und die wenigsten haben einen Garten, höchstens einen Balkon. Außerdem wird das Geld in andere Sachen investiert. Pflanzen stehen wohl eher an letzter Stelle.

moritz: Haben Sie eine Tipp für alle Studenten ohne grünen Daumen?
Müller: Die Tipps gebe ich gern, wenn sie bei mir vorbeikommen. Dann helfe ich jedem. Auch dem Studenten, der noch nicht mal Kerbel kennt. Das ist mir neulich passiert.

moritz: Ein vertrockneter Kaktus. Wie kommt das zustande?
Müller: Vertrocknen kann ein Kaktus nie. Die Sukkulenten leiden vor allem unter Schädlingsbefall oder zu großer Feuchte.

moritz: Gehen Ihnen auch trotz grünem Daumen Pflanzen ein?
Müller: Ja, das passiert auch mir. Vor allem am Stand knicken oft Pflanzen um. Oder es kommt zum Schädlingsbefall. Aber dann hilft oft schon ein Brennnesselsud. Auf die Chemiekeule verzichte ich.

moritz: Wie sieht Ihr Plan für die Zukunft aus?
Müller: So lange ich Licht am Ende des Tunnels sehe, wird weiter gemacht. Arbeit, Geld verdienen, leben. Geschrieben von Grit Preibisch