Stimmgewaltig wartete der Nordische Klang am vergangenen Dienstagabend mit gleich zwei Festivalpunkten auf.

Bewegend rückten die Altistin Maria Kowollik und ihre Pianistin Annikka Konttori-Gustafsson beim finnischen Liederabend des Nordischen Klangs in der Musikfabrik die enge romantische Verflechtung von Musik und Sprache in den Mittelpunkt. Natürlich nicht ausschließlich finnisch. Denn die Gastierenden verbeugten sich dabei ebenfalls tief vor dem Jubilar Johannes Brahms (1833 – 1897). Mit dessen „Juchhe!“ begannen die langjährigen Kammermusikpartnerinnen den Auftakt ihre klangvolle Seelenreise über Frühlingsblüten, Liebesträumereien bis hin zum prachtvoll versunkenen Schwanengesang. Die leuchtende Tiefe Maria Kowolliks Stimme verlieh den auf Finnisch vorgetragen Liedern von Toivo Kuula (1883 – 1918) und Tauno Pylkkänen (1918) einen rührenden Schimmer. Ganz zur Überraschung brachte Annikka Konttori-Gustafsson mit gemessenem Fingerspiel am schwarzen Flügel zwischen Brahms und den Kunstliedern aus ihrem Heimatland Klavierstücke Selim Palmgrens (1878 – 1897) und Jean Sibelius (1865 – 1957) zu Gehöhr. Vom Letzteren gar die einer ganzen Farbpalette für schwarze und weiße Tasten gleichenden Klavierstücke op. 75.

Mit der Soulkönigin des Nordens ließen es die Festivalmacher zu späterer Stunde in der ehemaligen Bowlingbahn der Dompassage richtig Krachen. Zog es die einstige R&B Queen LaGaylia Frazier 2001 aus den USA nach Schweden, so feierte sie bei der Clubtournee in ihrem neuen Heimatland in Presse beachtliche Erfolge. Vorgestern brachte die dunkle Schönheit die Festivalgemeinde mit ihrer gepflegt wärmenden Stimme und ihrer charmanten Art zum Glühen. Mit ihrem ersten, meist rockigen Album „LaGaylia Uncovered“ im Gepäck huldigte sie ihren mitreißenden Interpretationen beispielsweise Stevie Wonder, Chaka Khan und Alicia Keys. Immer wieder garniert mit kleinen Anekdoten als Überleitung für die nächste Nummer ihres bis auf das Feinste abgestimmten Auftritts im schweißtreibenden Rampenlicht. Den eleganten Hüftschwung einer reifen Frau, die von Beginn an gewollte Nähe zum Publikum oder das temperamentvolle Stampfen des Taktes mit den Füßen wie beim Flamenco kostete LaGaylia Frazier vollends aus. Kein Wunder. Innerhalb der knapp drei Stunden verwandelten sie und das Publikum singend, klatschend und tanzend den Konzertort zur Sauna. Dabei zierte sich die Soul Queen währenddessen erst gar nicht, von der großzügigen Bühne einmal herunter zu steigen und für eine Weile locker mit dem Mikrofon in der Hand mit der Menge zu stehen. Den Respekt eines Vollprofis sicherte sich die stilistisch breit gefächerte LaGaylia Frazier nicht allein für ihr Gastspiel mit einer sie fabelhaft unterstützenden Band, sondern auch für die Muße eines Small Talks bei einer kleinen Autogrammstunde kurz nach Mitternacht.

Geschrieben von Uwe Roßner