?Clerks 2? von Kevin Smith

Kevin Smith ist kein Slacker. Auch wenn der Comicautor, Schauspieler, Drehbuchautor und Regisseur sich mit lustlosen und wenig anpassungsfähigen Männern in seinem Werken beschäftigt: Der Filmemacher spielt halt nur mit diesem Klischee.

Unzählige Male schon bewegte sich Smith in dem selbst erschaffenen Universum View Askew. Der US-Bundesstaat New Jersey (wie für die HBO-Mafiaserie ?The Sopranos?) ist jeweils der Handlungsort in dem sich die gleichen Figuren immer wieder austoben, sich aufeinander gegenseitig beziehen und mit den Männerthemen Sex, Star Wars und Comics auseinandersetzen. Ganz und gar eine Slackerbeschäftigung.

Begonnen hat alles 1994 mit dem Erstlingswerk „Clerks – Die Ladenhüter“. Smith schuf mit nur 27 000 Dollar einen Meilenstein des US-Independent-Kinos der 1990er Jahre und wäre der Schwarz-Weiss-Film nicht beim Publikum angekommen, Smith hätte weiter in einem Concenience-Store gearbeitet. Übrigens war sein Arbeitsplatz auch zugleich der Drehort seines Erstlings. Synergieeffekte muss man halt nutzen.

Dreizehn Jahre später und weitere Auftritte der Figuren Jay und Silent Bob­ – über „Chasing Amy“ (1996), den nicht nach Lars von Triers Dogma 95-Credo produzierten Streifen „Dogma“ (1999) bis hin zum eigenständigen Abenteuer der beiden Drogendealer in „Jay und Silent Bob schlagen zurück“ (2001) in Hollywood – erschien im letzten Sommer nun erstmals eine Fortführung eines Kevin Smith-Films.

Zusammen mit den Figuren aus dem ersten Film ist auch Smith gewachsen. Sie sind aber nicht erwachsen geworden. Beschäftigen sich die beiden Protagonisten im ersten Film mit abstrusen Scherzen auf Kosten ihrer Kundschaft, verbrennt gleich zu Beginn der Fortsetzung der Gemischtwarenladen und Arbeitsplatz von Dante Hicks. Gleich neben diesem Geschäft war im ersten Teil eine Videothek. Dort schuf Randal Graves unbekümmert ein unfreundliches Kundenklima, in dem entweder die vom Kunden gewünschte und vorhandene Filmkopie verliehen ist – nicht jeder Zahlende ist auch den Wunschfilmwert – oder anstatt eines Disney-Films wird dem jungen Publikum Pornographie vorgesetzt.

Durch die selbstverursachte Zerstörung ihrer Arbeitsplätze müssen beide einen Neuanfang starten: Sie sind Burger-Umdreher und haben vom Slogan „Der Kunde ist König“ immer noch nichts gehört. Doch um Geschäfte geht es auch gar nicht. Dante hat eine Freundin, die sich nicht wie im ersten Film damit brüstet, an Fellatio wäre nichts dabei. Auch nicht nach dem 37. Mal. Die Frau an seiner Seite möchte mit dem Bartträger ein neues Leben in Florida beginnen. Ein gut bezahlter Job winkt. Doch Dante zweifelt: Will er New Jersey und seine Freunde hinter sich lassen und vor allem: Ist es die Liebe seines Lebens?

Der Abschied steht an und deshalb bemüht sich Randal, eine grandiose Abschiedsfeier für Dante auf die Beine zu stellen. Natürlich geht alles geplante in die Hose und auch die aus der Not gerufenen Polizisten und Feuerwehrmänner schauen nicht schlecht aus der Wäsche. Was für ein Spaß!

Bis zum Ende des 97-Minuten-Films ist natürlich klar, dass Dante den Garden State nicht verlässt und aus dem einmaligen Abenteuer mit seiner Chefin mehr als Freundschaft wird. Gelacht wurde bis dahin schon unzählige Male, manchmal war der Witz aber zu derbe. Soviel Sexwitze unter der Gürtellinie sind nicht jedermanns Geschmack.

Freunden des View Askew-Universums ist dies unwichtig. Sie lieben die Figuren. Und sie lieben Kevin Smith. Der wiederum wollte seinen begeisterten Freunden einen großen Gefallen tun. Audiokommentare auf DVDs sind gang und gebe. Doch schon für den Kinobesuch sollten die Filmfans mit O-Tönen des Regisseurs versorgt und dann über ihren tragbaren Musicplayer im Kino mit Zusatzinformationen beglückt werden. Doch die Kinotheater fanden diese Idee nicht so gut und erlaubten keinen Mehrwert für das Publikum.

In der DVD-Auswertung ist aber der Smithsche Audiokommentar enthalten. Und noch soviel Zusatzmaterial, dass seinen Namen verdient hat: Keine 08/15-Interviews, sondern von Filmfreak für Filmfreak. Das Wiedersehen mit Jay und Silent Bob in Nebenszenen ist wiederum der Punkt auf dem I. Ein Massenpublikum wird „Clerks 2“ aber genauso wenig haben, wie die Vorgängerwerke von Smith. Denn einen Vier-Quadranten-Film wird Smith nie schaffen. Die eigene künstlerische Freiheit ist wie ein Juwel. Zu kostbar um verschenkt zu werden. Auch nicht für Superman.

Geschrieben von Björn Buß